ÖLPREISE IM FREIEN FALL

Kräftige Gewinne bei Short-Produkten

Bei Ölinvestments gibt es mehrere Fallstricke

Kräftige Gewinne bei Short-Produkten

wrü Frankfurt – Wer am Ölmarkt zuletzt auf fallende Notierungen gesetzt hat, ist gestern und in den vergangenen Wochen mit satten Gewinnen belohnt worden. So lag zum Beispiel ein Short-ETC (Exchange Traded Commodity) von Wisdom Tree auf die US-Ölsorte WTI am Dienstagnachmittag gegenüber dem Vortag um mehr als 20 % im Plus. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert dieses Produkts mehr als verdoppelt (siehe Chart).Wer hingegen auf einen steigenden Ölpreis gesetzt hat, der erlitt herbe Kursverluste. So lag zum Beispiel ein ETC von BNP Paribas auf die Ölsorte Brent gestern Nachmittag 16 % unter Vortagesniveau. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Verluste auf rund 70 %. Auch Fonds, die wie der BlackRock World Energy Fund auf Öl- und Energieaktien setzen, haben im bisherigen Jahresverlauf rund 40 % an Wert eingebüßt, und damit wesentlich stärker als der breite Aktienmarkt.Anleger, die in Öl investieren wollen, müssen mehrere Fallstricke beachten. Physische Direktinvestitionen sind praktisch nicht möglich, das Investment in Öl erfolgt über ETCs auf Ölfutures. Am Markt gibt es etliche Produkte dieser Sorte. Zu beachten ist dabei, dass Öl in Dollar gehandelt wird und dass es mit Brent und WTI zwei maßgebliche Ölsorten gibt, die sich mitunter auch einmal unterschiedlich verhalten.Als Erschwernis kommt noch die Rollproblematik hinzu. Denn bei den ETCs mit unbegrenzter Laufzeit muss von einem Ölfuture, der bald ausläuft, in einen länger laufenden gerollt werden. Dies kostet im Normalfall Geld, befindet sich die Terminkurve doch meist im Contango, sprich die Preise der länger laufenden Futures sind höher als die der kürzer laufenden. Ist der Contango wie aktuell besonders hoch, ergeben sich mithin hohe Rollverluste. Durch die Rollproblematik kann ein Öl-ETC sogar an Wert verlieren, auch wenn der Ölpreis steigt. Besser sind da rolloptimierte ETCs, bei denen der Rollvorgang besser verteilt wird. Derartige Produkte wurden zum Beispiel von Hedgefondsmanager Jim Rogers entwickelt. Im laufenden Jahr schneiden sie mit Verlusten von rund 50 % zumindest besser ab als ihre Gegenstücke ohne Rolloptimierung.Für Anleger ist es bei ETCs zudem wichtig, auf eine entsprechende Liquidität und die Höhe der Spreads zu achten. Denn auch ein hoher Spread mindert die Performance.Immerhin gibt es einige ETCs, Zertifikate und Hebelprodukte, mit denen Anleger auf einen fallenden Ölpreis setzen können. Dabei gilt es natürlich, stets die Risiken im Auge zu behalten. Bei Hebelprodukten kommt es auch einmal schnell zu Totalverlusten. BNP Paribas berichtet aktuell über einen sehr regen Handel in Öl-ETCs und in Ölprodukten. Zumindest scheinen einige Anleger nach dem massiven Verfall des Ölpreises von einer kurzfristigen Erholung auszugehen.Ob es Sinn ergibt, langfristig direkt in Öl oder in Ölaktien zu investieren, darf durchaus in Frage gestellt werden. In den vergangenen Jahren hat sich solch eine Strategie zumindest nicht gelohnt. Es ist mehr als zehn Jahre her, dass Goldman Sachs einen Anstieg des Ölpreises bis auf 200 Dollar je Barrel prognostizierte und etliche Anleger auf Öl setzten. Ohnehin wissen erfahrene Investoren, dass Prognosen zur Ölpreisentwicklung mit Vorsicht zu genießen sind.