Kritik perlt an ETF-Branche ab

Investoren ist das Thema Ausübung von Stimmrechten wichtig - Forum der Deutschen Börse

Kritik perlt an ETF-Branche ab

Exchange Traded Funds (ETFs) werden seit Jahren als eine Art Heilsbringer im Assetmanagement gefeiert: effizient, transparent und kostengünstig. Gleichwohl reißt die Kritik an den passiven Anlagevehikeln nicht ab, wie eine Diskussion auf dem diesjährigen ETF-Forum der Deutschen Börse in Frankfurt zeigt. wbr Frankfurt – Eine der zentralen kritischen Fragen in der Branche dreht sich um die Macht der ETF-Anbieter – besonders der großen Firmen BlackRock, Vanguard und State Street. Haben diese Finanzkonzerne die Möglichkeit, über die Stimmrechtsvollmachten den Wettbewerb zu verzerren?Zur Bedeutung von Governance und dem Einfluss der ETF-Anbieter verwies Eric Wiegand von Xtracker/DWS auf dem ETF-Forum der Deutschen Börse auf eine Umfrage unter Institutionellen. Demnach ist für 56 % der Befragten das Thema Stimmrechte schon heute wichtig; und künftig werden es 80 % sein. In dem Zusammenhang kritisieren die kleineren europäischen Häuser wie DWS und Commerzbank, dass bei ETFs die Stimmrechtsausübung zu homogen sei und zu stark durch US-Häuser dominiert werde. Behnke formulierte es so: “Die Stimmrechtsfülle nimmt zu.” Fabian Behnke von Vanguard hielt dagegen und berichtete, dass seit kurzem in seinem Haus die Sondervermögen separat abstimmen und das Pooling zurückgefahren werde. Einfluss auf den Wettbewerb?Im Zusammenhang mit dem Einfluss durch die Stimmrechte wird ein Argument der Monopolkommission diskutiert: Bei einem hohen Anteil der ETFs an den Unternehmen könnten die Fondsanbieter ihre Stimmrechte nutzen, um auf den Wettbewerb negativ einzuwirken haben und so den Börsenwert zu steigern.Entscheidend bei diesen Punkten ist die tatsächliche Größe des ETF-Marktes. Dazu legte Professor Lutz Johanning von WHU Wirtschaftshochschule Zahlen vor, die zeigen, dass der Anteil der ETFs am Markt trotz des Booms der vergangenen Jahre insgesamt noch relativ klein ist. Bezogen auf den Anteilsbesitz ist der Untersuchung zufolge bei europäischen Aktien von 4,4 % ETF-Anteil und bei US-Aktien von 7,6 % auszugehen (Zahlen für 08/2017). Die Vertreter der Branche glauben daher auch nicht, dass der ETF-Anteil einmal 70 oder gar 95 % des Aktienmarkts ausmachen wird. Eine akute Gefahr, dass beispielsweise die Aktienpreise durch ETFs verzerrt werden, sehen die Anbieter daher auch nicht. Frank Mohr von der Commerzbank ist sicher: “Es wird nicht passieren, dass ETFs die aktiven Fonds komplett ersetzen.”In der Vergangenheit war in Flash-Crash-Situationen allerdings beobachtet worden, dass der ETF-Preis unter den Indexwert fallen kann; was den Verkaufsdruck noch erhöhen kann. Für solche Ausverkaufssituationen setzt die Branche auf verbesserte Handelsregeln und hält die Volatilitätsunterbrechung für ein gutes und ausrechendes Instrument.Kritiker haben in der Vergangenheit zudem Gefahren angeprangert, die sich bei der Wertpapierleihe und durch eine unzureichende Besicherung des Kontrahentenrisikos ergeben kann. Die Branche beteuert aber, dass die Bedeutung der Leihe bei ETFs deutlich zurückgegangen sei. Bei Vanguard beispielsweise liegt der Anteil unter 1 %; bei Dax-Aktien wird Wertpapierleihe in dem US-Haus gar nicht mehr praktiziert. 6 500 Produkte weltweitWie ungebrochen das Wachstum des Markts ist, zeigt die Anzahl der Produkte. Derzeit sind weltweit mehr als 6 500 Produkte an Börsen gelistet. Die Nachfrage sei eben da, meinen Branchenvertreter dazu, und der Markt werde entscheiden, welche Produkte wieder verschwinden. Denn anders als bei traditionellen, aktiv gemanagten Fonds gebe es bei ETFs einen Preiswettbewerb – was grundsätzlich zu begrüßen sei.