MARKTCHANCEN 2017

Krone vor dem Sprung in die Freiheit

Der Euro-Höchstkurs der tschechischen Währung steht zur Disposition

Krone vor dem Sprung in die Freiheit

Von Stefan Schaaf, FrankfurtTschechien könnte die nächste Schweiz sein. Denn ähnlich wie seinerzeit die Eidgenossenschaft hat das mittelosteuropäische Land einen Höchstkurs eingeführt, um deflatorischen Druck infolge einer Währungsaufwertung zu verhindern. Doch nach dem jüngsten Anstieg der Inflationsrate in Tschechien steht der Höchstkurs von 27 Kronen je Euro für 2017 zur Disposition. Marktakteure beginnen sich bereits für den Sprung der tschechischen Krone in die Freiheit zu positionieren, wenn starke Kursausschläge drohen.Im November 2013 schob die tschechische Notenbank dem Aufwertungsdruck der Krone einen Riegel vor. Falls der Kurs über den Höchstkurs hinaus steigen sollte, interveniert sie, und sie hat inzwischen ihre Bilanzsumme um rund 30 Mrd. Euro aufgebläht. Allein im vergangenen November verkaufte die Tschechische Nationalbank nach Berechnungen der LBBW Kronen im Wert von fast 4 Mrd. Euro. “Die Daten zu den Devisenmarktinterventionen bestätigen das Bild einer unter Aufwertungsdruck stehenden tschechischen Krone, das auch die Devisenterminkurse zeichnen”, erläutert Martin Güth, Währungsstratege bei der Landesbank in Stuttgart. “Obwohl die tschechische Notenbank im Gegensatz zur EZB keine Negativzinsen eingeführt hat, ist die in den Terminkursen implizit enthaltene Zinsdifferenz Tschechiens zum Euroraum deutlich negativ.”Nach den jüngsten Inflationsdaten waren jedoch Spekulationen aufgekommen, dass es im neuen Jahr zum Ausstieg aus dem Mindestkurs kommen könnte. Im November waren die Preise in Tschechien um 1,5 % gestiegen, doppelt so stark wie im Vormonat und noch stärker als vom Markt erwartet. Damit kehrte die Inflationsrate erstmals seit der Einführung des Höchstkurses wieder in den Toleranzbereich der Notenbank von 1 bis 3 % zurück. Der Preisauftrieb werde möglicherweise das Ziel der Notenbank von 2 % im ersten Quartal übersteigen, heißt es bei der ING. Damit könnte, so die Bank, Schluss sein damit, dass die Notenbank ihren Ausstiegszeitpunkt immer weiter nach hinter verschiebt. “Beträchtliche Ausschläge””Die Krone wird bald wieder ein aufregendes Handelsgeschäft werden, nach all den Jahren minimaler Aktivität”, sagt Petr Krpata, Chefstratege für Devisen und Zinsen in Europa, den Nahen Osten und Afrika bei ING, in London der Nachrichtenagentur Bloomberg. “In den ersten zwei Wochen nach dem Ausstieg werden die Euro-Krone-Bewegungen in beide Richtungen beträchtlich sein, bevor sie der natürliche Handelsverlauf stabilisiert, jedoch mit strukturell höherer Volatilität im Vergleich zu den vergangenen Jahren.”Den Fahrplan für den Ausstieg aus dem Mindestkurs könnte allerdings die EZB noch durcheinanderbringen. Bislang war nämlich die Tschechische Nationalbank in Prag davon ausgegangen, dass die Kollegen in Frankfurt bereits im März aus ihrem Anleihekaufprogramm aussteigen. Stattdessen hat die EZB während ihrer Dezember-Ratssitzung ihr Programm für Anleihekäufe bis Ende 2017 verlängert, wenn auch mit einem geringeren monatlichen Ankaufvolumen ab April.