GELD ODER BRIEF

Kupferproduzent KGHM bietet hohe Dividende

Von Sebastian Becker, Warschau Börsen-Zeitung, 29.8.2014 Der halbstaatliche polnische Kupfer- und Silberkonzern KGHM aus der niederschlesischen Stadt Lubin ist ein Aushängeschild der Wirtschaft Polens. Das Bergwerksunternehmen gehört zu den...

Kupferproduzent KGHM bietet hohe Dividende

Von Sebastian Becker, WarschauDer halbstaatliche polnische Kupfer- und Silberkonzern KGHM aus der niederschlesischen Stadt Lubin ist ein Aushängeschild der Wirtschaft Polens. Das Bergwerksunternehmen gehört zu den aktivsten Investoren des Landes, garantiert solide Dividenden und sorgt mit seinem riesigen Steueraufkommen für einen nennenswerten Teil des polnischen Staatshaushaltes. Ende Juli haben die Polen nun einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht, um ihre zuletzt rückläufigen Geschäfte wieder anzukurbeln.KGHM nahm in der nordchilenischen 1 500-Einwohner-Gemeinde Sierra Gorda gemeinsam mit dem japanischen Industriekonglomerat Sumitomo für fast 4,2 Mrd. Dollar eine neue Zeche in Betrieb. Hier – in der Wüste Atacama – vermuten Branchenexperten eines der größten Kupfervorkommen der Welt.Im Geschäftsplan steht, dass das Werk erst einmal bis 2015 eine jährliche Auslastung von 120 000 Tonnen erreichen soll. “In einer zweiten Projektphase wird in den darauffolgenden Jahren die Herstellung auf sogar 220 000 Tonnen geschraubt”, erklärte Jacek Kardela, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von KGHM. “Beide Partner werden jeweils die Hälfte der produzierten Volumina erhalten”, so der Manager.Hintergrund: Mit Sierra Gorda starten die Polen in dem südamerikanischen Land bereits die zweite Investition. Das erste chilenische Bergwerk Franke, in dem rund 640 Arbeiter beschäftigt werden, läuft bereits mit Erfolg. Es erwirtschaftet pro Jahr einen Erlös von etwa 115 Mill. Euro und leistet damit einen spürbaren Beitrag zum Gesamtumsatz von rund 18 Mrd. Zloty (4,3 Mrd. Euro). Polnische WurzelnDiese Zukäufe sind Meilensteine in der “Strategie 2009 – 2018”, die unter anderem Akquisitionen im Ausland vorsieht. Es geht um Investitionen von insgesamt 19,8 Mrd. Zloty (4,7 Mrd. Euro). Damit gehört der Hersteller zu den größten Investoren des Landes überhaupt. Da der Rohstoffproduzent stark von den Schwankungen des Kupfer- und Silberpreises abhängig ist, versucht das Unternehmen auf diese Weise, seinen Geschäften eine breitere Basis zu geben. Damit sollen mögliche Preisrückgänge besser abgefedert und dauerhaft stabile Gewinne ermöglicht werden. Minen in aller WeltDeswegen verfügt der polnische Hersteller bereits über ein weit gespanntes globales Netz von Bergwerken – beispielsweise in den USA, in Kanada und sogar Grönland. Im sächsischen Weißwasser investieren die Polen gerade Beträge in Millionen-Euro-Höhe in Probebohrungen. Die Strategie sieht vor, dass KGHM ihre jährliche Gesamtproduktion global auf 700 000 Tonnen Kupfer ausbaut. Aktuell liegt das Volumen zwischen 500 000 und 600 000 Tonnen. Vor diesem Hintergrund dürfte das Potenzial von Sierra Gorda vielversprechend sein. Da die Polen die Hälfte der Produktion für sich beanspruchen, beträgt dieses Volumen in der ersten Projektphase 60 000 Tonnen. Damit würden sie 8,6 Prozent der weltweiten Herstellung abdecken, welche die “Strategie 2009 – 2018” vorsieht. Später dann – bei der höchsten Auslastung in der zweiten Projektphase – könnte das chilenische Werk sogar mehr als 15 Prozent zum angestrebten Gesamtvolumen beisteuern. Gewinn eingebrochenDamit hat der Produzent die Chance, seine Geschäfte wieder anzukurbeln, die zuletzt von starken Rückgängen gekennzeichnet waren. Der Nettogewinn ging im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,2 % auf 612 Mill. Zloty (146,4 Mill. Euro) zurück. Und auch im gesamten Halbjahr stand netto unterm Strich ein Rückgang von sogar 35 % auf 1,1 Mrd. Zloty (262 Mill. Euro). Aus der Sicht des Vorstandes waren dafür sinkende Metallpreise sowie Währungsverluste verantwortlich. Die Umsätzen krachten im ersten Halbjahr sogar um fast ein Fünftel auf 7,7 Mrd. Zloty (1,8 Mrd. Euro) ein. Die Führungsriege erklärte dies mit dem notwendigen Abbau von Lagerbeständen und einer insgesamt geringeren Produktion. Diese Erklärung überzeugte im Großen und Ganzen auch die Analysten, die mit den Ergebnissen zufrieden waren.Entsprechend positiv reagierte auch die Aktie: Der Kurs hat im vergangenen halben Jahr mehr als 17 % auf Werte um 135 Zloty gewonnen. Und das gegen den Markttrend an der Börse in Warschau. Der Aktienmarkt insgesamt musste in diesem Zeitraum Verluste hinnehmen. Die Hälfte der Analysten, die der Finanzdienst des polnischen Portals “Onet” befragt hat, rät den Anlegern, die Aktie zu kaufen. Jeweils 25 % der Fachleute empfehlen, KGHM zu halten bzw. zu verkaufen.Ein weiterer Pluspunkt sind die hohen Dividendenausschüttungen. Das Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren bis zu 80 % seiner Gewinne an die Aktionäre verteilt. An dieser Politik wird sich allein schon deswegen nichts ändern, weil der polnische Staat mit einem Anteil von knapp einem Drittel der größte Aktionär ist. Das Land wird sich diese Einnahmequelle nicht nehmen lassen. “Größte Melkkuh”Darüber hinaus wird die Regierung immer ein besonderes Auge auf KGHM werfen, da das Unternehmen mit seinem riesigen Steueraufkommen einen spürbaren Teil des Staatshaushalts finanziert. Es gilt als “die größte Melkkuh Polens”. Nach einer Liste der Tageszeitung “Rzeczpospolita” hat das Bergbau-Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren 6,6 Mrd. Zloty (1,6 Mrd. Euro) an Steuern und Sonderabgaben gezahlt. Damit liegt das Unternehmen unangefochten auf dem ersten Platz. Sollte es wirklich einmal in geschäftliche oder finanzielle Turbulenzen geraten, dürfte die Unterstützung des Landes sicher sein.Fazit: KGHM ist ein rundum solider Wert mit einer konkreten Strategie für die kommenden Jahre, der positiv auffällt – auch wenn die Bilanz zuletzt rückläufig war.