Dax auf Erholungskurs
Nach einer durchwachsenen Handelswoche zeigte sich der deutsche Leitindex am Freitag fester. Eine tags zuvor späte Kurserholung am New Yorker Aktienmarkt hat dem Dax wieder auf die Beine geholfen. Der Leitindex schüttelte die negative Überraschung durch die am Vortag veröffentlichten US-Inflationsdaten ab und legte gegen Mittag um 0,8% auf 16.679 Zähler zu. An den Zinserwartungen habe sich nach der etwas höher als erwartet ausgefallenen US-Teuerung nichts geändert, konstatierten die Analysten der ING Bank. Für den MDax ging es um 0,9% auf 26.291 Punkte hoch. Der Euro Stoxx 50 stieg um 0,8%.
Die nächsten Akzente dürften am Nachmittag die Quartalsbilanzen großer US-Banken wie J.P. Morgan, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo setzen. Laut Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners, müssen die Quartalsberichte nun zeigen, ob die imposante Jahresendrally am Aktienmarkt auch von starken Gewinnen untermauert ist.
Bestellungen treiben Airbus an
Der Flugzeugbauer Airbus lieferte im vergangenen Jahr trotz angespannter Lieferketten 735 Verkehrsflugzeuge aus und damit über 200 mehr als der kriselnde US-Konkurrent Boeing. Zugleich bestellten Kunden mehr als 2.000 neue Airbus-Jets - ein Branchenrekord. Anleger honorierten dies, die Airbus-Papiere kletterten erneut in bislang nicht erreichte Höhen mit zuletzt plus 2,4%.
Der Autobauer Porsche verkaufte im vergangenen Jahr etwas mehr Sport- und Geländewagen. Der Absatz wuchs in fast allen Weltregionen - im wichtigsten Automarkt China brach er allerdings ein. Die Porsche-Aktien setzten ihre Talfahrt mit minus 2,2% fort. Volkswagen und BMW gehörten mit einem Abschlag von jeweils bis zu 0,6% ebenfalls zu den wenigen Dax-Verlierern. Die Titel von Volkswagen grenzten ihre Verluste zeitweise etwas ein, nachdem der Konzern für 2023 bei fast allen seiner Marken ein Absatzplus vermeldete.
Rüstungskonzerne fester
Ein Militärschlag der USA und Verbündeter gegen die Huthi-Rebellen im Jemen ließ die Kurse im Rüstungssektor steigen. Die Schläge erfolgten in der Nacht zum Freitag als Reaktion auf wiederholte Angriffe der vom Iran unterstützten Huthis gegen Schiffe im Roten Meer. Der Rüstungssektor reagiert für gewöhnlich mit deutlichen Kursaufschlägen bei kriegerischen Auseinandersetzungen, so geschehen beim Angriff Russlands auf die Ukraine sowie im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas. Am Freitag markierten im Dax Rheinmetall ein Rekordhoch und gewannen zuletzt 1,5%. Im MDax legten Hensoldt um 4,4% zu.
Die Bank Morgan Stanley senkte für einige Chemiewerte den Daumen. Betroffen sind Brenntag, Lanxess und Wacker Chemie. Lanxess und Wacker Chemie gaben um bis zu 2,2% nach, Brenntag entzogen sich dem negativen Trend.
Burberry enttäuscht Anleger
Ferner büßten im Kleinwerteindex SDax die Papiere von Südzucker im Zuge einer doppelten Abstufung durch Warburg Research 6,9% ein. Analyst Oliver Schwarz hatte seine Kauf- in eine Verkaufsempfehlung gewandelt. Südzucker stehe eine Gewinnerosion bevor, schrieb er. Dagegen stufte Warburg Drägerwerk auf "Buy" hoch, worauf die Titel des Medizin- und Sicherheitstechnik-Anbieters mit einem Aufschlag von 3,9% reagierten.
Für schlechte Stimmung in der Luxusbranche sorgte die erneute Prognosesenkung des britischen Modekonzerns Burberry. Die Aktien rutschen an der Londoner Börse in der Spitze mehr als 14% in den Keller. Sie steuerten auf den heftigsten Tagesverlust seit 2012 zu. Die Titel des Gucci-Mutterkonzerns Kering verloren bis zu 4,6%, LVMH gaben zeitweise 3,7% nach.
US-Angriff treibt Ölpreise
Am Ölmarkt sorgten die Angriffen der USA und Großbritanniens auf mehrere Militäranlagen der Huthi-Rebellen für steigende Preise. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich in der Spitze um jeweils mehr als 3% auf 79,92 Dollar beziehungsweise 74,48 Dollar je Fass. Es ist das erste Mal, dass die vom Iran unterstützte Gruppe der Huthi-Rebellen bekämpft wird, seit diese Ende vergangenen Jahres damit begonnen hat, internationale Schiffe im Roten Meer zu attackieren.
Die Angriffe im Jemen gelten als Ausweitung des Krieges im Gazastreifen. Öl-Anleger fürchten, dass eine weitere Eskalation des Konflikts auch die Ölversorgung in Mitleidenschaft ziehen könnte. Trotz der insgesamt eher schleppenden Ölnachfrage dürften die Preise durch die geopolitischen Sorgen gut unterstützt bleiben, prognostizierten die Analysten der Commerzbank.