ROHSTOFFE

Lage in Venezuela treibt Ölpreis an

Oppositionsführer Guaidó wagt Putschversuch - Saudi-Arabien strebt längere Phase für Kürzungen an

Lage in Venezuela treibt Ölpreis an

ku Frankfurt – Ein Putschversuch in Venezuela hat am Dienstag zeitweise den Ölpreis deutlich nach oben getrieben. Die Notierung der wichtigsten Nordseesorte Brent Crude kletterte bis auf 73,27 Dollar je Barrel (159 Liter). Später gab der Preis wieder bis auf 72,61 Dollar nach, was einem Anstieg von immerhin noch 0,8 % gegenüber Vortag entspricht. US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 0,3 % auf 63,70 Dollar.Am frühen Mittwochmorgen zeigte sich der von den USA unterstützte selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó mit einer kleineren Zahl übergelaufener Soldaten vor einer Militärbasis in Caracas und rief zu einem Umsturz durch das Militär gegen die venezolanische Regierung unter Präsident Nicolas Maduro auf. Im Rahmen der Aktion wurde auch der als eigentlicher Anführer der Rebellion geltende rechtsgerichtete Politiker Leopoldo López aus seinem Hausarrest befreit, zu dem er aufgrund seiner Rolle in einem früheren Putschversuch verurteilt worden war. Im Tagesverlauf zeichnete sich dann ab, dass es nur eine kleine Anzahl übergelaufener Soldaten gab und dass der überwiegende Teil der venezolanischen Streitkräfte der Regierung die Treue hielt. Allerdings gab es auch Berichte über Schüsse in Caracas.Aktuell fördert Venezuela nur noch rund 870 000 Barrel Rohöl pro Tag, obwohl das Land über größere Ölreserven verfügt als Opec-Schwergewicht Saudi-Arabien. Gleichwohl würde sich ein Ausfall dieser Menge als Folge eines Bürgerkriegs in Venezuela auf dem Markt durchaus bemerkbar machen, betonten Analysten. Al-Falih widersetzt sichDen Ölpreis hat am Dienstag auch gestützt, dass der saudi-arabische Ölminister Khalid al-Falih sich dafür aussprach, die von der Opec und befreundeten Ländern wie Russland vereinbarten Förderkürzungen, die eigentlich im Juni auslaufen, bis Jahresende zu verlängern. Al-Falih machte auch erneut deutlich, dass Saudi-Arabien die Produktion nicht über die im Rahmen der Opec vereinbarte Obergrenze hinaus erhöhen wird. Damit widersetzt sich Saudi-Arabien nach wie vor den Wünschen seiner Schutzmacht USA. Noch am Freitag hatte US-Präsident Donald Trump Reportern gesagt, er habe die Opec aufgefordert, für einen niedrigeren Ölpreis zu sorgen.Der Ölpreis wird derzeit nicht nur durch die Verknappung des venezolanischen Öls nach oben getrieben, sondern auch durch den Ausfall iranischen Öls aufgrund der US-Sanktionen sowie die Sorge, dass die libysche Förderung aufgrund des Bürgerkriegs eingestellt werden muss. Seit Januar hat sich daher der Ölpreis um rund 40 % erhöht. Zuletzt nahmen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran weiter zu. Teheran stellte in Aussicht, die für Öltransporte wichtige Straße von Hormus zu sperren, falls der Iran aufgrund der Sanktionen kein Öl mehr exportieren kann. Die USA kündigten für diesen Fall militärische Aktionen gegen den Iran an.In London kletterte der Kupferpreis um 0,5 % auf 6 430 Dollar je Tonne. Am Markt wird mit Reaktionen der chinesischen Regierung auf die zuletzt schwachen Daten aus der Industrie des Landes gerechnet.