Lampe rät zu Coba und Deutsche

Nach Abbau der Altlasten höhere Eigenkapitalrenditen erwartet - Auch Comdirect auf Buy

Lampe rät zu Coba und Deutsche

Die miserable Entwicklung der deutschen Bankaktien wird dem Bankhaus Lampe zufolge bald ein Ende haben. Das künftige Wachstum und die Profitabilität könnten jetzt unterschätzt werden, heißt es in einer Studie der Bank. Andere Analysten sind allerdings viel skeptischer.amb Frankfurt – Die Aktien europäischer Banken haben sich in diesem Jahr schlecht entwickelt, unter den größten Verlierern waren die deutschen Großbanken. Das Bankhaus Lampe sieht aber Potenzial für die Deutsche Bank, die Commerzbank und Comdirect und stuft die Aktien in einer Studie weiter auf “Buy”. Die Kursziele liegen deutlich über den aktuellen Notierungen. Die Analysten halten es für möglich, dass die börsen- und nicht börsennotierten deutschen Banken 2020 mit dem Auslaufen der Belastungen durch Umbau und Strafzahlungen eine Eigenkapitalrendite (ROTE/Return on Tangible Equity) von über 5 % erreichen werden. Sie raten daher, die Kursschwäche für Zukäufe zu nutzen. Bei der Deutschen Pfandbriefbank und der Aareal Bank, die sich dem Kursrutsch mehr oder weniger entziehen konnten, wird nur zum Halten geraten. Ebenfalls auf “Hold” setzt Lampe Banco Santander, BBVA, Barclays, BNP Paribas und UBS. Nur die britische HSBC wird auch zum Kauf empfohlen. Talsohle durchschrittenNach einer Erholung seit Sommer 2016 hat der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks in diesem Jahr 13 % verloren. Noch heftiger getroffen hat es die Deutsche Bank und die Commerzbank, die beide mehr als ein Drittel ihres Kurswertes einbüßen mussten. Das Bankhaus Lampe ist aber überzeugt, dass die Durststrecke nun vorbei ist. Untersucht haben die Analysten die nach Bilanzsumme acht größten Banken hierzulande, also Deutsche Bank, Commerzbank, HVB und ING als Geschäftsbanken, die Volksbanken-Gruppe sowie die Landesbank Baden-Württemberg, die Bayern LB und die Nord/LB. In den vergangenen Jahren seien diese Institute kaum gewachsen, heißt es: So seien zum Beispiel die Vermögenswerte in den letzten drei Jahren um 3 % p. a. zurückgegangen – mehr als bei den acht größten europäischen Banken (-1%). Die Nettozinsmarge sei von 3,4 % im Jahr 2015 auf 3 % für 2017 gefallen gegenüber 4,1 % für die Top 8 in Europa. Der Negativtrend werde sich aber nicht fortsetzen: Die Analysten rechnen damit, dass das Kreditvolumen der großen deutschen Banken, die Vermögenswerte und die Einlagen in den kommenden Jahren um jeweils 3 % p. a. steigen werden. Die Eigenkapitalrendite (ROE) der Banken insgesamt werde sich dann 7 % nähern, einem Niveau, das die genossenschaftlichen Banken und Sparkassen in den vergangenen Jahren bereits erreicht hätten. Weiterer Rückgang in SichtLaut Studie hat sich die Branche seit der Finanzkrise massiv verändert: Die Zahl der Kreditinstitute sei in den vergangenen 15 Jahren stetig zurückgegangen um 3 % pro anno. Erwartet wird für die kommenden Jahre eine Fortsetzung der Entwicklung. Prognostiziert werden noch Zusammenschlüsse und Verkäufe innerhalb der Volksbanken-Gruppe, aber auch bei den größeren Banken, vor allem denen, die in der Schiffsfinanzierung aktiv sind. So halten es die Experten für möglich, dass die Nord/LB nach Übernahme der Bremer Landesbank ihr gewerbliches Immobiliengeschäft an einen Immobilienspezialisten wie die Aareal Bank oder die Pfandbriefbank verkaufen wird. Die DZ Bank könne nach dem Zusammenschluss mit der WGZ ihre Schiffsfinanzierung abgeben. Ohnehin empfehlen die Experten einen alternativen Blick auf die Zersplitterung im deutschen Bankensektor: Sehe man nämlich die Volksbanken als eine Bank und ordne die Sparkassen “ihren” Landesbanken zu, sei die Fragmentierung nicht mehr so stark. Außerdem sei die Branche jetzt auch profitabler, auch wenn noch einiges an Arbeit anstehe, etwa der Abbau der Schiffsfinanzierungen bei Commerzbank, DZ Bank und Nord/LB sowie der Umbau des Investment Banking bei der Deutschen Bank. Lampe zufolge ist der berichtete ROTE, der nur das von der Bankenaufsicht voll anerkannte Eigenkapital berücksichtigt, der acht größten deutschen Banken von -1 % im Jahr 2015 auf 2,6 % im Jahr 2017 gestiegen. Hintergrund sei vor allem der Abbau von Altrisiken in Form von Schiffsfinanzierungen, Strafzahlungen, Restrukturierungskosten und Abschreibungen. Ohne diese läge die Eigenkapitalrendite jetzt schon bei über 5 %. Die Analysten gehen daher davon aus, dass bis 2020 auch die berichtete Eigenkapitalrendite auf über 5 % steigen wird. Als Treiber sehen sie neben weiteren Zusammenschlüssen auch den Trend hin zum Online-Banking sowie das Auslaufen der Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) und den in diesem Zusammenhang erwarteten Zinsanstieg. Viele faire BewertungenFavorit bleibt die Commerzbank (“Buy”), der Aktie werden 12 Euro (aktuell 8,41 Euro) zugetraut. Potenzial sehen die Analysten durch Kostensenkungen im Privatkundengeschäft, Abbau von Nichtkerngeschäft (Schiffsfinanzierungen) und die irgendwann wieder ansteigende Renditekurve. Das Kursziel für Comdirect (“Buy”) liegt bei 15 Euro (aktuell 12,56 Euro). Die Analysten gehen davon aus, dass die Direktbank weiter Marktanteile dazugewinnen und das Nettozinseinkommen steigern wird. Zudem werde die Aktie von höherer Liquidität profitieren. Für die Deutsche Bank (“Buy”) nennen die Analysten ein Kursziel von 15 Euro, weit oberhalb der aktuellen Notierung von 9,61 Euro. Kein Potenzial mehr sieht das Bankhaus für die Aareal Bank, die bei einem Kursziel von 35 Euro (aktuell 39,24 Euro) nur auf “Hold” gesetzt wird, ebenso wie die Deutsche Pfandbriefbank (Kursziel 14 Euro, aktuell 13,41 Euro). Unter den anderen europäischen Banken raten die Analysten lediglich bei HSBC zum Einstieg (Kursziel 7,50 Pfund, aktuell 7,08 Euro). “Hold” lautet das Votum für Banco Santander (Kursziel 5,50 Euro, aktuell 4,62 Euro), Barclays (2 Pfund, aktuell 1,89 Pfund), BBVA (6,50 Euro, aktuell 6,03 Euro), BNP Paribas (60 Euro, aktuell 52,38 Euro) und UBS (18 sfr, aktuell 15,05 sfr). Es gibt auch PessimistenLampe steht mit den Kaufempfehlungen für Commerzbank und Deutsche Bank ziemlich allein. So wird die Commerzbank von den meisten anderen Analysten nur auf “Neutral” bzw. “Hold” gesetzt, zum Beispiel von Independent Research, Goldman Sachs, Morgan Stanley, UBS, J.P. Morgan und der DZ Bank. Kepler Cheuvreux rät sogar zum Verkauf der Aktie, nur die Citigroup empfiehlt wie Lampe den Kauf. Die UBS hat die Aktie zwar von ihrer “Least Preferred List” für den Bankensektor gestrichen, bleibt aber bei “Neutral”. Grundsätzlich seien europäische Banken attraktiv bewertet und die Geschäftsperspektiven besser, als es die Aktienkurse widerspiegelten, heißt es.Für die Deutsche Bank sieht es nicht viel besser aus: Auf “Sell” oder “Reduce” wird die Aktie zum Beispiel von Kepler Cheuvreux, Independent Research, S & P Capital und Société Générale gesetzt. Mit “Neutral” oder “Equal-weight” votieren Morgan Stanley, UBS, J.P. Morgan und Nord/LB. Kepler hat die Deutsche Bank erstmals bewertet und rät zu “Reduce” bei einem Kursziel von 8,39 Euro. Das Analysehaus sieht aus den Problemen der Bank keinen schnellen Ausweg. Independent Research hatte das Kursziel für die Deutsche Bank nach dem Scheitern der US-Tochter beim Stresstest der amerikanischen Notenbank Fed von 10,50 auf 9 Euro gesenkt und die Einstufung auf “Verkaufen” belassen.