Langer Weg zur Weltleitwährung

Experten mit geteilter Meinung zur Rolle der chinesischen Devise - Clearingvolumen in Frankfurt stabil

Langer Weg zur Weltleitwährung

Der Weg für die chinesische Währung zur Weltleitwährung ist lang. Frankfurt leistet als einer von verschiedenen Offshore-Renminbi-Hubs dazu einen kleinen Beitrag, doch ist noch mehr Initiative gefragt.dm Frankfurt – Für Bernd Meist von der Bank of China, die als Clearingbank am Renminbi-Hub in Frankfurt fungiert, ist die chinesische Währung auf dem Weg zur Weltleitwährung, wie er bei einem Panel-Gespräch während der Euro Finance Week in Frankfurt sagte. “Das Datum ist aber noch offen”, schränkte er ein.Frankfurt liefere dazu einen Beitrag, erklärte Stephan Bredt, Abteilungsleiter Wirtschaftsordnung, Finanzdienstleistungen, Börsen beim hessischen Wirtschaftsministerium. Das Listing der ersten D-Aktien des chinesischen Haushaltsgeräteherstellers Haier am Segment Ceinex der Frankfurter Börse sei ein Stück Zusammenführung der Kapitalmärkte. Weitere Projekte wie das Offshore-Angebot chinesischer Anleihen oder Derivate seien “fest ins Auge gefasst”. “Vorsichtige Öffnung”Die Liberalisierung des chinesischen Kapitalmarkts wird als Schlüssel für die weitere Internationalisierung des Renminbi gesehen. Für Meist von der Bank of China sind auch die “Entrepreneurs” aus dem chinesischen Dienstleistungssektor Wegbereiter. Der Weg zur Leitwährung ist noch lang: Der Dollar liegt mit 39 % Anteil im globalen Zahlungsverkehr vor dem Euro auf Platz 1, obwohl die US-Wirtschaft laut Internationalem Währungsfonds (IWF) nur 15 % der globalen Wirtschaftsleistung ausmacht. China kommt zwar auf 17 % der globalen Wirtschaftsleistung, aber die chinesische Währung erreicht als Transaktionswährung laut Swift nur 2,1 % und damit Platz 5.Auch unter den Devisenreserven hält der Dollar die führende Rolle, wie Burkhard Balz, für den Zahlungsverkehr verantwortlicher Bundesbankvorstand, auf der Euro Finance Week in Frankfurt sagte. “Die Strategie der Internationalisierung des Renminbi ist auf einen langfristigen Erfolg ausgerichtet”, so Balz. Die “vorsichtige Öffnung der chinesischen Kapitalmärkte” habe mit der Handelsverbindung Bond Connect einen “Meilenstein” erreicht. Mittlerweile seien knapp 400 ausländische Investoren dem Interbanken-Bondmarkt beigetreten. Die Möglichkeit, dass sich ausländische Unternehmen mehrheitlich an chinesischen Banken, Brokern oder Versicherern beteiligen könnten, sei ein “wichtiger Schritt zu einer weiteren Öffnung der Kapitalmärkte”, so der Bundesbank-Vorstand.Weniger zuversichtlich als Bernd Meist ist Commerzbank-Währungsanalyst Ulrich Leuchtmann. Der Renminbi sei bereits fast als eine “normale” Währung zu betrachten. Auf absehbare Zeit sehe er aber keine Chance, dass der Renminbi den Dollar als Weltleitwährung ablöst, sagte Leuchtmann auf der Paneldiskussion. Auch wenn der Anteil im weltweiten Handel steigen werde, sei für eine dritte Leitwährung neben dem Greenback und dem Euro kein Platz. “Ein multipolares Leitwährungssystem ist nicht effizient.” China spare aber immens, und diese Gelder würden auf Dauer kaum genügend rentierliche Möglichkeiten in China finden. Der Bedarf nach neuen Anlagen sei also vorhanden. Der Devisenanalyst geht darum auch von einem verstärkten Kapitalaustausch zwischen China und dem Euroraum aus. Kein Einbruch zu erwartenLeuchtmann hält eine weitere Abschwächung gegenüber dem Dollar für möglich. Kurse von über 7 Yuan gegenüber dem Dollar seien denkbar, ein Absturz aber “sehr unwahrscheinlich”. Dazu gebe es fundamental betrachtet keinen Grund, und dies sei auch nicht im Interesse der chinesischen Regierung.Sven Jürgensen, Head of Network & Corridors bei HSCB Deutschland, sieht für eine weitere Verbreitung des Renminbi die Notwendigkeit, die Regulierung der Kapitalbilanz zu erleichtern. Auch er schließt eine Abschwächung gegenüber dem Dollar über die Marke von 7 Yuan nicht aus. Auch wenn die regulatorischen Interventionen für westliche Akteure schwierig zu verstehen seien, würden sie funktionieren, wie die Mindestreserveanforderung für Devisengeschäfte mit bis zu einem Jahr Laufzeit.Der Renminbi-Hub in Frankfurt hat rund 0,7 % Marktanteil (vgl. Grafik). Laut Meist von der Bank of China entwickelt sich das Clearing robust und stetig. Der Hub steht im Wettbewerb zu Großbanken, die auch wegen Kostenvorteilen Transaktionen über Hongkong abwickeln.