Leerverkäufer setzen auf Firmen geringer Liquidität
ck Frankfurt – Der heftige Absturz der Aktienmärkte ab dem 24. Februar, den die Corona-Pandemie ausgelöst hat, hat den Leerverkäufern hohe Profite beschert. Wissenschaftler haben nun untersucht, wie sich die Leerverkäufer konkret auf die Krise eingestellt beziehungsweise wie sie während des Aktienmarkt-Crashs agiert haben. Der zentrale Befund der Studie mit dem Titel “Betting on disaster: Short-selling activity during the COVID-19 pandemic” ist, dass sich die Leerverkäufer zum einen auf Unternehmen mit eher geringen Liquiditätspolstern fokussiert haben und dabei gezielt auf derartige Titel gesetzt haben, die ihren Sitz in Ländern mit einem niedrigen Credit-Rating haben. Wenig fiskalischer SpielraumDie Autoren der Studie, Stefan Greppmair vom Lehrstuhl für ABWL und Finanzierung der Universität Mannheim, Stephan Jank vom Research Centre der Deutschen Bundesbank, und Esad Smajlbegovic, Assistant Professor of Finance an der Erasmus-Universität in Rotterdam, haben sich vor allem auf die meldepflichtigen Short-Positionen von mehr als 0,5 % der Marktkapitalisierung eines leerverkauften Unternehmens gestützt.Die Wissenschaftler gingen von der Annahme aus, dass es in der Coronakrise wahrscheinlich sei, dass die Leerverkäufer eher auf Unternehmen mit unzureichenden Liquiditätsreserven als solche mit hinreichenden Reserven setzten, und außerdem die Short-Positionierung in finanzschwachen Firmen in Ländern ausgeprägter sein sollte, die aufgrund eines geringen Credit-Ratings geringere Spielräume für fiskalische Stützmaßnahmen haben. Die Autoren fanden heraus, dass die Leerverkäufer tendenziell nicht finanzschwache Firmen ins Visier nahmen, sondern auf Firmen aus Ländern mit begrenzten Spielräumen wetteten. Dass einige bonitätsschwächere Länder wie Italien und Spanien überproportional hohe Infektionszahlen aufwiesen, habe keine Rolle gespielt. Tatsächlich haben sich der Studie zufolge Leerverkäufer grundsätzlich auf Unternehmen aus bonitätsschwächeren und nicht aus von der Pandemie betroffenen Ländern fokussiert.Außerdem konnte das Forscherteam einen Zusammenhang mit niedriger Bonität der Einzelfirmen ausschließen. Vielmehr haben die Leerverkäufer den Autoren zufolge vorweggenommen, dass Illiquidität während der Pandemie das entscheidende Kriterium ist. Ferner wurde festgestellt, dass die Leerverkäufer ihre Strategie bereits zwei Wochen vor dem Beginn des Marktkollapses am 24. Februar gestartet haben. Die Untersuchung habe gezeigt, dass sich die Leerverkäufer sehr schnell auf diese völlig neue Situation eingestellt haben und relevante Informationen bereits vor dem Aktienmarkt-Crash in ihren Transaktionen berücksichtigt hätten. Hochprofitable StrategieDie Strategie sei hochprofitabel gewesen. In der Crash-Phase habe das Portfolio leerverkaufter finanzschwacher Firmen mit Sitz in Ländern mit niedrigen Credit-Ratings einen abnormalen Ertrag von bis zu – 10 % aufgewiesen. Dies sei weder bei Unternehmen mit guter Liquiditätsausstattung noch bei finanzschwachen Firmen in Ländern mit hoher Kreditwürdigkeit zu beobachten gewesen.