Leicht höhere Bondrenditen erwartet

Prognosen für die laufende Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen reichen bis 1 Prozent

Leicht höhere Bondrenditen erwartet

Experten erwarten, dass die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen im nächsten Jahr ein Stückchen weiter anziehen. Für die derzeit bei 0,42 % liegende laufende Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe reichen die Prognosen bis 1 %.Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtEine der spannendsten Fragen des kommenden Jahres wird sein, ob beziehungsweise wann es zu einem spürbaren Anstieg der Renditen von Staatsanleihen mit langer Laufzeit kommt. In den zurückliegenden Jahren haben Analysten stets einen Anstieg der laufenden Zinsen prognostiziert, zu dem es dann nicht kam. 2017 ist insofern eine Ausnahme, als etwa die zehnjährige Bundrendite immerhin von 0,1 % auf 0,42 % gestiegen ist. Damit blieb der Anstieg jedoch hinter den Erwartungen zurück. Auch für 2018 rechnen die Experten mit anziehenden Renditen. Für die laufenden Verzinsungen der zehnjährigen Bundesanleihe reichen die Vorhersagen bis 1 %, für die zehnjährige US-Rendite bis 3 %.2018 unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von den Vorjahren. Die Zentralbanken der Industriestaaten haben den Ausstieg aus ihren außergewöhnlichen monetären Stützungsmaßnahmen, das heißt den Nullzinsen und den Anleihekäufen (QE) eingeleitet. Am weitesten gediehen ist dieser Prozess in den USA. Die Fed hat ihren Leitzins in ihrer Dezember-Sitzung auf 1,25 % bis 1,5 % angehoben und geht derzeit von drei weiteren Schritten im kommenden Jahr aus. Zudem beginnt sie im neuen Jahr mit ihrem Bilanzabbau. Die EZB wird dagegen zunächst an ihrem ultralockeren Kurs festhalten. Eine erste Leitzinsanhebung der Notenbank wird erst im Jahr 2019 erwartet. Allerdings reduziert sie ab Anfang 2018 ihre Anleihekäufe auf 30 Mrd. Euro pro Monat.Neben dem sich drehenden geldpolitischen Wind spricht auch die weiter an Dynamik gewinnende Weltwirtschaft für höhere Renditen. Allerdings ist die Gemengelage kompliziert. Denn nach wie vor will die Inflation nicht richtig “mitziehen” und begrenzt damit das Renditeanstiegpotenzial.In diesem Spannungsfeld werden die Anleiherenditen nach Auffassung der BayernLB zunächst nur geringfügig steigen. Im Euroraum gehe im ersten Quartal von den verminderten QE-Käufen der EZB die größte Gefahr für den Rentenmarkt aus. Denn den auf 30 Mrd. Euro halbierten Netto-Käufen der EZB stünden in diesem Zeitraum nur geringe Reinvestitionen gegenüber, wobei gleichzeitig zu Jahresbeginn volumenreich emittiert werden sollte. “In der Anfangsphase des neuen Jahres dürften aber enttäuschende Inflationszahlen einen Renditeanstieg aufgrund der Nachfragereduktion begrenzen”, so das Institut, das für das erste Quartal einen Anstieg der laufenden Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe auf lediglich 0,6 % prognostiziert.Nachdem der Haupttreiber für Bundesanleihen – wie am US-Rentenmarkt – wohl die weitere Inflationsentwicklung ist, würden sich die langfristigen Bundrenditen wahrscheinlich ähnlich zu den Treasury-Renditen bewegen. Die Bank erwartet daher einen Jahresendstand von 1 % für die zehnjährige Bundrendite. “Fünfjährige Bundesanleihen sollten ab Mitte nächsten Jahres wieder im positiven Bereich rentieren, da bereits leicht steigende Inflationserwartungen den Zinspfad der EZB für Laufzeiten ab 2019 versteilen sollten”, so das Institut. Langsamer AnstiegDie DZ Bank geht davon aus, dass die zehnjährige Rendite nur auf 0,80 % steigen wird. “Vor dem Hintergrund einer niedrig bleibenden Teuerungsrate, einer weiterhin expansiven Geldpolitik und einem guten konjunkturellen Umfeld gehen wir davon aus, dass die Bundrenditen im kommenden Jahr nur langsam ansteigen werden.” Der Pfad dorthin werde jedoch wahrscheinlich nicht in gerader Linie verlaufen, sondern ähnlich wie in den vergangenen Monaten durch zahlreiche Auf- und Abbewegungen gekennzeichnet sein. Nach Meinung des Instituts werden etwa die italienischen Parlamentswahlen im Frühjahr für einen kurzzeitigen Anstieg der Risikoaversion und damit eine etwas höhere Nachfrage nach Bundesanleihen sorgen. Im Sommer würden dann voraussichtlich die Spekulationen über das weitere Vorgehen der EZB im Fokus des Rentenmarktes stehen und zu einem Anstieg der Volatilität führen. “Am Ende des Jahres könnte aber eine auf Jahressicht höhere Teuerungsrate und eine weniger expansive Ausrichtung der EZB den Ausschlag für höhere Bund-Renditen geben”, so die Bank.Die Helaba erwartet die zehnjährige Bundrendite Ende 2018 bei 1 %. Grundlage bilde die sich normalisierende Teuerung. Deflation sei schon lange kein Thema mehr. Das Institut erwartet für das kommende Jahr für die Inflation einen Jahresdurchschnitt von 1,5 %. Im Vergleich dazu hinke die Renditeentwicklung erheblich hinterher. Da ein markanter Teuerungsrückgang in den nächsten Jahren unwahrscheinlich sei, werde sich die derzeit offene Schere zwischen Inflationsraten und Renditen vermutlich durch einen Renditeanstieg schließen. Hinzu komme, dass die EZB ihr Kaufprogramm zurückfahre. Ab September wird die EZB nach Einschätzung ihre Käufe einstellen. Sie werde ihren Wertpapierbestand bei dann rund 2,6 Bill. Euro einfrieren und auslaufende Zinstitel durch neue ersetzen.