Leveraged Loans als zusätzliche Ertragsquelle
Die aktuelle Portfoliostruktur vieler Versicherer ist einseitig. So stecken der Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungswerke (ABV) zufolge fast 90 % der verwalteten Gelder von Lebensversicherern in traditionellen Festzinsanlagen. Auch Versorgungswerke sind zu rund 60 % in dieser Assetklasse investiert, die unter Renditeaspekten bei dauerhaft niedrigen Zinsen nur wenig attraktiv ist. Auf der Suche nach zusätzlichen Ertragsquellen setzen institutionelle Investoren deshalb verstärkt auf europäische High-Yield-Anleihen, und auch das Interesse an Leveraged Loans steigt.Bei dieser Assetklasse handelt es sich um gesicherte Kredite an Unternehmen mit einem Rating unterhalb von Investment Grade. Sie entstand in den 1970er Jahren in den USA auf dem Markt für Leveraged Buy-outs. Die Private-Equity-Gesellschaften erhielten damals für den Aufkauf von Unternehmen vorrangige Finanzierungen von Banken sowie nachrangige Finanzierungen durch Privatplatzierungen. Mit dem Anstieg der Transaktionen teilten sich immer mehr Investoren die nachrangigen Finanzierungen durch die Einführung von High-Yield-Bonds. Doch auch der Investorenkreis für erstrangig gesicherte Finanzierungen wurde vielfältiger: Über Konsortialkredite verkauften die Emissionsbanken Teile der abgeschlossenen Kredite an andere Banken. Schließlich traten Assetmanager in den Markt ein, die diese Kredite kauften und Kreditportfolios für institutionelle Investoren zusammenstellten.In den 1990er Jahren begannen die Märkte für High-Yield-Bonds und Leveraged Loans in Europa zu wachsen. Heute haben europäische High-Yield-Bonds eine Marktgröße von etwa 400 Mrd. Euro erreicht. Der europäische Leveraged-Loan-Markt mit ca. 170 Mrd. Euro ist zwar etwas kleiner, aber dennoch gut diversifiziert. Gleichzeitig weist er aufgrund der weitaus stabileren Käuferbasis eine deutlich geringere Volatilität auf. Denn durch regulatorische Restriktionen sind auf dem Leveraged-Loan-Markt keine Privatinvestoren vertreten. Dagegen stehen High-Yield-Bonds stark unter dem Einfluss von Mittelflüssen in Publikumsfonds, die bei erhöhter Volatilität zu hohen Preisschwankungen führen.Zusätzlich profitieren Leveraged Loans von der Erstrangigkeit in der Kapitalstruktur von Emittenten, wogegen High-Yield-Bonds typischerweise nachrangig positioniert sind. Das Ergebnis ist eine deutlich höhere Recovery Rate im Falle eines Ausfalls. So liegt die geschätzte Recovery Rate von europäischen Corporate High Yields bei 47,5 % im Vergleich zu 69,9 % bei europäischen Senior Loans. Zudem korrelieren Leveraged Loans traditionell kaum mit anderen Assetklassen. Mit einem Anteil von 99 % ist nahezu der gesamte Markt vorrangig besichert, mit erstrangigen Sicherheiten an allen Vermögenswerten und Aktienanteilen. Dies bietet einen erhöhten Schutz vor möglichen Kreditverlusten. Die Kredite sind deshalb auch weniger anfällig für unerwünschte Kursreaktionen. Schließlich bedeutet die grundsätzlich variable Verzinsung von Leveraged Loans, dass Änderungen der Zinssätze nur geringe Auswirkungen haben und steigende Zinsen zu höheren Erträgen führen. Hinzu kommt, dass Leveraged Loans im aktuellen Umfeld attraktive Bewertungen mit überragenden Kreditspannen bieten.Unter dem Strich überzeugt auch die risikobereinigte Rendite (Rendite relativ zur Volatilität) von europäischen Leveraged Loans von 3,8 im Vergleich zu anderen Assetklassen wie europäischen Corporate High Yields mit 2,0 und europäischen Investment Grades mit 1,6. Zusammengefasst können Leveraged Loans mit attraktiven Renditen punkten und als diversifizierendes Element in einem breiten Portfolio dienen. Das haben sie in jüngster Zeit unter Beweis gestellt, die von deutlicher Volatilität zum Beispiel bei Zinssätzen und Aktien geprägt war.—-Torben Skødeberg, Portfoliomanager und Mitgründer von Capital Four