Lira fällt auf Rekordtief

Regierungskrise drückt weiterhin auf die Valuta

Lira fällt auf Rekordtief

gbe Frankfurt – Die anhaltenden politischen Unruhen in der Türkei haben die Lira auch zum Wochenausklang belastet. Nachdem die Valuta am Donnerstag auf ein Rekordtief von 2,1827 je Dollar gefallen war – diesen Stand gab es zuletzt 1981 -, notierte sie am Freitagnachmittag dann bei 2,1746 je Dollar.”Die politischen Spannungen in der Türkei haben die Grundlage für unsere Lira-Prognose spürbar verändert, steht doch mittlerweile die politische Stabilität des Landes zur Disposition”, sagte Sören Hettler, Analyst der DZ Bank. Er geht nicht davon aus, dass es der Regierung gelingt, das Vertrauen der Investoren in diesem Jahr zurückzugewinnen. “Vielmehr dürfte Premier Recep Tayyip Erdogan mit Blick auf die im März anstehenden Kommunalwahlen versuchen, Wähler zu mobilisieren, indem er auf interne und externe Gruppierungen verweist, die den Wohlstand der Türkei in Frage stellen – sehr zum Missfallen von Investoren.”Seit Tagen ziehen Anleger ihr Geld aus türkischen Aktien, Anleihen und anderen Anlageklassen ab – mit den entsprechenden Folgen für die Finanzmärkte und insbesondere den Lira-Kurs. Für ein Land, das so stark von ausländischem Kapital abhängt wie die Türkei, stellen diese Abflüsse ein existenzielles Risiko dar. Seit Mitte Dezember hat die türkische Währung rund 6 % an Wert verloren.Und ein Ende der Krise ist derzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Spannungen nehmen weiter zu. So hat sich Staatspräsident Abdullah Gül in seiner Neujahrsbotschaft von Erdogan distanziert und zur Achtung der Gewaltenteilung in der Türkei aufgerufen.Und obwohl am Markt spekuliert wird, die türkische Notenbank könnte sich einmal mehr mit Devisenmarktinterventionen oder Zinsschritten gegen den Wertverfall der Lira stemmen, wertete die Valuta am Freitag nicht merklich auf. Das lag Reuters zufolge auch daran, dass die Regierung kurzfristig einige Konsumsteuern angehoben hatte. Damit sei es unwahrscheinlich, dass die Notenbank den privaten Verbrauch noch weiter dämpfen werde.Allerdings sind die Devisenreserven der Notenbank durch die vermehrten Marktinterventionen der vergangenen Monate bereits angezählt. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Währungshüter schlicht nicht mehr die Mittel haben, die aktuellen Turbulenzen abzufedern. Ende Dezember saß die Notenbank Bloomberg-Daten zufolge noch auf Devisenreserven in Höhe von 114,2 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Brasilien hat 376 Mrd. Dollar, Mexiko 177 Mrd. Dollar und Russland 480 Mrd. Dollar.Angesichts dieser Angaben ist eine länger anhaltende Lira-Schwäche wahrscheinlich: “Auf Sicht der kommenden zwölf Monate sollte der Dollar gegenüber der Lira bis in den Bereich um 2,35 aufwerten können”, erwartet DZ Bank-Devisenanalyst Hettler. Eine Rückkehr der internationalen Investoren an den Bosporus ist so bald ebenfalls nicht zu erwarten.—– Wertberichtigt Seite 6