KOMMENTAR

Madrids Markterfolg ist relativ

Spanien hat gestern einmal mehr seinen Marktzugang unter Beweis stellen können, und selbstverständlich kann die Auktion auch positiv beurteilt werden. Denn Spaniens Schuldenmanagern gelang es, nicht nur das angekündigte Maximalvolumen einzusammeln,...

Madrids Markterfolg ist relativ

Spanien hat gestern einmal mehr seinen Marktzugang unter Beweis stellen können, und selbstverständlich kann die Auktion auch positiv beurteilt werden. Denn Spaniens Schuldenmanagern gelang es, nicht nur das angekündigte Maximalvolumen einzusammeln, sondern es noch leicht zu übertreffen. Man kann es aber auch folgendermaßen betrachten: Spanien ist bei den für die Auktion angekündigten Volumina in den vergangenen Wochen immer weiter heruntergegangen. Das macht man nicht deshalb, weil sich die Refinanzierungsbedingungen erfreulich gestalten. Zum Teil unterschritten die Spanier bei den angekündigten Volumina noch die ohnehin zurechtgestutzten Markterwartungen. Das relativiert den “Erfolg” der Auktion.Des Weiteren muss man sich auch mal ansehen, zu welchem Preis Spanien noch Marktzugang hat. Für eine noch knapp zwei Jahre laufende Anleihe zahlte Spanien gestern rund 4,71 % und damit knapp das 2,3-Fache im Vergleich zu den Sätzen vom April. Auch wenn der Vergleich hinkt, führt er jedoch die Extreme vor Augen: Ein Hypothekennehmer zahlt in Deutschland derzeit für einen Immobilienkredit bei 80 % Beleihung rund 3 % – und das bei 20 Jahren Sollzinsbindung, aber er hat ja auch ein Asset.Die Stimmung vieler Investoren mit Blick auf Spanien ist derzeit gar nicht mal so schlecht, wie mancher vielleicht meinen mag. Es herrscht bei vielen die Meinung vor, dass Spanien nicht umfallen kann, ja geradezu nicht umfallen darf, weil ein derartiger Fall nicht mehr zu handhaben wäre – schon allein wegen der Folgewirkungen. Damit fragt sich nur, was passiert, wenn Spanien an den Märkten doch immer weiter in Bedrängnis kommt, d. h. die vielbeachteten Zinsen im zehnjährigen Bereich weit über 7 % hinausschießen und auch am Geldmarkt weiter anziehen.Unter Marktakteuren wird diesbezüglich viel spekuliert. Senkt die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen? Angesichts des Rekordtiefs hätte das wohl keine große Wirkung. Reaktiviert sie das Staatsanleihekaufprogramm? Zugegriffen haben die Währungshüter laut Marktteilnehmern letztmals am 29. Februar morgens um 9:55 Uhr. Bis 10:00 Uhr des gleichen Tages mussten die Banken ihre Gebote für den zweiten Dreijahrestender der EZB abgeben. Danach hat die EZB keinen einzigen Staatsbond mehr gekauft. Löste der Dreijahrestender in der Praxis etwa das der Bundesbank gar nicht genehme Staatsanleihekaufprogramm ab, fragt man sich im Handel, oder war das wirklich nur ein Zufall?Gerät Spanien noch mehr unter Druck und kauft die EZB keine Bonds, könnte vielleicht ein neuer Langfristtender kommen, wird im Handel durchaus spekuliert. Vielleicht ein fünfjähriger Tender? Die Banken könnten dann wieder in die Bresche springen und den EZB-Carry-Trade aufsetzen. Zeit wäre gewonnen. Aber mehr auch nicht. Dann muss die Politik endlich liefern.