Dax gibt nach, Euro haussiert, Gold auf Rekordniveau
Der Dax ist am Freitag fest in den Tag gestartet, dann kam jedoch die Nachricht, dass die chinesische Regierung als Vergeltung für die neueste Anhebung der Zölle auf chinesische Importe in die USA bei den Zöllen nachzieht, so dass Einfuhren aus den USA im Reich der Mitte mit einem Zoll von 125% statt bisher 84% belegt werden. Damit ist nichts erkennbar, was auf eine Entschärfung des von Trump begonnenen Handelskriegs zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hindeuten würde. Allerdings teilte das chinesische Finanzministerium mit, es werde keine weitere Anhebung der Zölle für US-Importe geben, weil weitere Anhebungen durch die US-Regierung in der Geschichtsschreibung der Weltwirtschaft als lächerlich erscheinen würden. Der Dax sackte auf die Zollerhöhung durch Peking hin ab, fand dann aber einen Boden und verzeichnete am Abend ein Minus von 0,9% bei 20.374 Punkten. Der Euro Stoxx 50 fiel um 0,7% auf 4.786 Zähler. Die Nachrichtenlage trieb den Euro noch weiter an. Die Gemeinschaftswährung kletterte am Donnerstag um 1,3% auf 1,1348 Dollar bei einem Tageshoch von 1,1473 Dollar, das gleichzeitig ein Jahreshoch ist. Sie hat damit in den vergangenen Tagen eine enorme Rally hingelegt. Dies wird als ein Zeichen dafür gewertet, dass ausländische Anleger aus US-Assets fliehen.
Rote Linie wieder erreicht
Die derzeit besonders intensiv beachtete Rendite zehnjähriger US-Treasuries kletterte im Tagesverlauf bis auf 4,592%, damit über 4,45%. Dieses Niveau wird inzwischen als die „Bessent-Redline“ bezeichnet, benannt nach dem US-Finanzminister Scott Bessent, der nach einem Bericht der Washington Post Trump am Donnerstag auf die Probleme am Bondmarkt hingewiesen haben soll, wobei aber Trump die Funktionsweise und die Probleme des Bondmarkt laut der Zeitung bekannt seien. Das Erreichen dieser Marke soll Trump zum Teilrückzug bei den Zöllen veranlasst haben. Am Abend stand die Treasuries-Rendite nach einem starken Anstieg um 18 Basispunkte bei 4,5686%. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen gab leicht um 5 Ticks auf 2,533% nach.
Fiskalischer Spielraum der USA schrumpft
George Saravelos, Devisen-Chef der Deutschen Bank, sieht derweil den fiskalischen Spielraum der USA rasant schrumpfen. Die USA seien bisher aufgrund des Sonderstatus des Dollars in der Lage gewesen, sich Finanzierung trotz des doppelten Defizits in Staatshaushalt und Handelsbilanz zu sichern. Da sich die Rolle des Dollars nun ändere, bewege sich die Obergrenze eines noch als nachhaltig angesehenen Defizits in den USA nach unten. Das nehme der US-Regierung auch Spielraum, eine expansive Fiskalpolitik zur Stützung des Wachstums zu betreiben, wie dies auch für Länder wie Großbritannien und Frankreich spürbar sei.
Es gehe nicht nur um eine fortlaufende De-Dollarisierung. Mit der nachlassenden Bereitschaft ausländischer Anleger, das doppelte Defizit der USA zu finanzieren, werde künftig eine nicht-konfrontative Außenpolitik der USA erforderlich sein, um die Finanzierung und die Stabilität der US-Kapitalmärkte zu gewährleisten.
Wie in den Emerging Markets
Saravelos merkt zudem an, jüngste Preisreaktionen bei US-Assets hätten dieselben Charakteristika wie in den Emerging Markets. Das sei beispielsweise daran erkennbar, dass Bondmarkt und Währung gleichzeitig nachgegeben hätten. Da es aber keine hohe Verschuldung in ausländischen Währungen gebe, wie dies in vielen Fällen in Emerging-Market-Ländern zu finden sei, könnten niedrigere Bewertungen US-Assets für internationale Anleger wieder attraktiver machen. Allerdings könnten die raschen Veränderungen noch viele unvorhersehbare Konsequenzen haben, warnt er.
Goldpreis markiert Rekord
Die starke Verunsicherung der Marktteilnehmer zeigte sich auch daran, dass der Goldpreis auf ein neues Allzeithoch von 3.243,82 Dollar je Feinunze kletterte, damit erstmals über die Marke von 3.200 Dollar. Gegenüber Vortag entspricht das einem deutlichen Anstieg von 1,9%.
Fest zeigte sich im SDax Schott Pharma mit einem Kurssprung von 11,2% auf 22,10 Euro. Das Unternehmen hat seine Prognosen trotz des durch den Handelskrieg eingetrübten Umfelds bestätigt.
Der Preis der wichtigsten Ölsorte Brent Crude legte zunächst um mehr als 1% zu, drehte nach der Nachricht aus China aber und wurde zum Abend unverändert zum Vortag bei 63,31 Dollar je Feinunze gehandelt.