Märkte am Mittag

Zollstreit setzt Auto-Titel unter Druck

Nach der Erholung am Mittwoch ging der deutsche Leitindex am Donnerstag erneut auf Tauchstation. Einer der wenigen Gewinner kam aus Heidelberg.

Zollstreit setzt Auto-Titel unter Druck

Märkte am Mittag

Zollstreit setzt Auto-Titel unter Druck

Die Aussicht auf vorerst anhaltend hohe Zinsen in den USA ist den Anlegern am Donnerstag aufs Gemüt geschlagen. Vom gestrigen Zinsoptimismus am deutschen Aktienmarkt ist kaum noch etwas zu spüren. Der Dax weitete seine moderaten Anfangsverluste aus und notierte gegen Mittag 1,1% tiefer bei 18.436 Punkten. Tags zuvor war der Leitindex letztlich um 1,4% gestiegen und hatte die Verluste der vergangenen drei Handelstage fast wettgemacht. Am Dienstag hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer noch ein Fünfwochentief markiert. Der MDax verlor am Donnerstag 1,4% auf 26.398 Zähler. Für den Euro Stoxx 50 ging es um rund 0,9% nach unten.

Auch wenn die US-Verbraucherpreise im Mai etwas weniger stark gestiegen waren als erwartet, hält die amerikanische Notenbank an ihrer Hochzinspolitik fest. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte nach dem Zinsbeschluss am Mittwochabend, dass es wohl nicht mehr als eine Zinssenkung in diesem Jahr geben wird. „Worte, die kein Börsianer gerne hört“, konstatierte Christian Henke vom Broker IG. Die Erwartungen der Marktteilnehmer seien weitaus größer gewesen, aber am Ende könnten die Börsianer noch froh über die eine Zinssenkung sein, meint der Experte. "Die Fed äußerte sich vorsichtig, trotz der sich abkühlenden Inflation“, kommentierten die Experten der UBS.

Zollstreit belastet

Die Androhung europäischer Sonderzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge belastete auch am Donnerstag die Aktien hiesiger Autobauer. Marktexperte Andreas Lipkow warnte davor, dass diese Maßnahme sehr schnell nach hinten losgehen könnte. China hat die EU-Kommission am Donnerstag aufgefordert, nicht einen neuen Handelskonflikt anzuzetteln. Ein Sprecher sagte, China werde alle notwendigen Schritte ergreifen, um die Maßnahmen zu kontern. Experten hatten bereits am Vortag vor einer entsprechenden Reaktion Chinas gewarnt und darauf hingewiesen, dass mittlerweile auch deutsche Hersteller Autos aus Fernost nach Europa importierten. Auch diese Einfuhren würden durch Zölle verteuert, hieß es.

Für die Volkswagen-Vorzugsaktien ging es um 2,7% bergab nach Verlusten am Vortag. Aber auch die Kurse der Premium-Hersteller Porsche AG, Mercedes-Benz und BMW sanken um bis zu 3,3%. Volvo Car rutschten an der Stockholmer Börse um fast 6% ab. Der europäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts war mit minus 1,9% das Schlusslicht in der Sektorwertung.

Fraport und Lufthansa im Sinkflug

Die Titel der Lufthansa sackten nach einer Analystenstudie auf den tiefsten Stand seit Oktober 2022 ab und verloren zuletzt 4,8%. J.P. Morgan-Analyst Harry Gowers kappte seine Schätzungen und sprach von einer ungünstigen Preis- und Kostenentwicklung der Fluggesellschaft. Er rechnet mit eher schlechten Zahlen für das zweite Quartal und verlieh seiner Skepsis mit dem Status „Negative Catalyst Watch“ Ausdruck.

Für die Anteilsscheine von Fraport ging es um 2,3% abwärts. Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen hatte im Mai weiter angezogen, liegt allerdings noch fast 12% unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie im Mai 2019.

Heidelberger Druck im Aufwind

Bei Heidelberger Druck setzte sich die jüngste Erholungsrally - ausgelöst von zahlreichen Aufträgen auf der Fachmesse Drupa - mit einem Kursplus von 2,7% fort. Die Titel des Druckmaschinenherstellers erreichten ihr höchstes Niveau seit November. Seit Ende April, als sie auf ein Tief seit Januar 2021 gefallen waren, haben sie nun schon mehr als die Hälfte an Wert gewonnen.

Die Aktien von Sixt und Patrizia werden an diesem Donnerstag mit Dividendenabschlägen gehandelt und notieren deshalb optisch deutlich im Minus.

Bei den Rohstoff-Anlegern dominierte die Sorge, dass die hohen US-Zinsen die Konjunktur schwächen und die Nachfrage nach Öl und Kupfer schwächen könnten. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich zeitweise jeweils um 0,7% auf 82,06 bzw. 78,47 Dollar je Fass. Das Industriemetall Kupfer wurde in der Spitze mit 9.781 Dollar je Tonne 1,6% niedriger gehandelt. Auch der Goldpreis musste Federn lassen, er fiel um bis zu 0,6% auf 2.308 Dollar je Feinunze.