SERIE: NACH DEM PARISER KLIMAGIPFEL (3)

Markt für grüne Assets wächst

Produkte finanzieren Energieeffizienz und Reduktion von Treibhausgasen - Liquidität ein Thema

Markt für grüne Assets wächst

Die Senkung der Treibhausgasemissionen kostet viel. Die Finanzbranche wittert deshalb in neuen Verbriefungsprodukten, die Investitionen in Energieeffizienz, grüne Energien oder Elektroautos begünstigen, eine Chance. Doch ist die mangelnde Liquidität der Papiere ein Problem.Von Andreas Hippin, LondonDer Pariser Klimagipfel hat die Fantasie der Finanzbranche angeregt, die um Innovationen nie verlegen war. Wie lassen sich die für notwendig gehaltenen Innovationen zur Senkung der CO2-Emissionen privat finanzieren? “Das Green-Bond-Thema um- und überspielt die Assetklassen im Bereich Fixed Income”, sagt Caroline Cruickshank, Managing Director for Corporate Trust bei BNY Mellon in New York. “Wir beobachten dies bei Green High-Yield, grünen Projektbonds, forderungsbesicherten Anleihen und Asset Backed Securities (ABS). Das Potenzial, dass sich dies auf andere Assetklassen ausweitet, ist vorhanden.”Eine Möglichkeit wäre die Verbriefung von Hypotheken auf energieeffiziente Wohnimmobilien (Residential Mortgage Backed Securities, RMBS). Das ließe sich etwa dadurch darstellen, dass der Kreditnehmer nicht nur eine Hypothek aufnimmt, sondern auch Mittel für die energetische Sanierung des erworbenen Objekts oder für die regenerative Energiegewinnung. Die dadurch über die Laufzeit hinweg erzielten Energieeinsparungen würden die Kosten des Darlehens nach Einschätzung von Bank of America Merrill Lynch übertreffen. “Energieeffizienz kann den Wert einer Immobilie steigern, und niedrige Energiekosten können es den Eigentümern erleichtern, ihre Hypothek zurückzuzahlen”, so die Analysten Beija Ma, Sarbjit Narhal, Phil Galdi und Felix Tran. Dies könne bereits in der Risikoabschätzung bei der Kreditvergabe berücksichtigt werden und zu einer besseren Bonitätsbewertung des Gläubigers und damit zu niedrigeren Monatsraten führen. Aber auch Kredite für einzelne Sanierungsmaßnahmen oder die Solaranlage auf dem Dach ließen sich verbriefen. Mary Kane, Head of Global Securitized Products Research der Citigroup, spricht sich für einfache standardisierte Strukturen aus. So könnte der Markt für verbriefte Forderungen (ABS) am besten dazu beitragen, die Finanzierungskosten der Energiewende für Verbraucher und Unternehmen zu senken. In den vergangenen zwei Jahren wurden nach Schätzung der Citigroup “esoterische grüne Neuemissionen” im Gesamtumfang von bis zu 533 Mill. Dollar platziert. Enormes PotenzialDas Potenzial ist enorm: Der US-Markt für die Sanierung von Wohnimmobilien wird vom Bundesstaat Pennsylvania auf 600 Mrd. Dollar geschätzt. Alljährlich geben die Amerikaner 40 Mrd. Dollar für energieeffizientere Boiler, Dächer, Fenster, Klimaanlagen oder Türen aus. Mary Kane hält das Warehouse for Energy Efficiency Lending (Wheel) für wegweisend, ein vor zwei Jahren vom US-Energieministerium und den Ford-, Rockefeller-, Surdna- und Energy-Stiftungen an den Start gebrachtes Projekt, das einen Sekundärmarkt für Energieeffizienzkredite herstellen soll.Wheel kauft unbesicherte Kredite von teilnehmenden Förderprogrammen wie dem Keystone Home Energy Loan Program (HELP) und verarbeitet sie zu verbrieften Forderungen. Eine ganze Reihe von US-Bundesstaaten beteiligt sich bereits daran. Es handelt sich um einfache, unbesicherte Ratenkredite an Gläubiger hoher Bonität. Das verleite einen nicht dazu, hinterlegten Sicherheiten einen zu hohen Wert beizumessen, heißt es in einer Studie der Citigroup. Die Kreditgeber für Fotovoltaikanlagen nehmen Solar-Panels mit Blick auf Qualität, technologische Hinfälligkeit und andere Probleme, die es in der Vergangenheit gegeben habe, in der Regel nicht mehr als Pfand. BNY Mellon hat den amerikanischen Real Estate Investment Trust Hannon Armstrong bei einem “Sustainable Yield Bond” unterstützt, der mit einem Teil der Solar- und Windenergieassets des Unternehmens besichert ist. Caroline Cruickshank hält dieses Format für eine mögliche “Brücke” zwischen traditionellen Anleihen und Green Bonds. Grüner PfandbriefDie Berlin Hyp wiederum gab im vergangenen Jahr einen “Grünen Pfandbrief” im Benchmark-Format heraus, dessen Emissionserlös für die Refinanzierung von bestehenden und künftigen gewerblichen “Green-Building-Finanzierungen” verwendet werden sollte (vgl. BZ vom 14. April). Als unabhängige Kontrollinstanz über die Einhaltung der dafür aufgestellten Rahmenbedingungen wurde die Oekom Research engagiert.Toyota brachte bereits mehrere “grüne” Verbriefungen von Darlehen für den Kauf von Fahrzeugen mit Hybridantrieb und anderen alternativen Antriebsformen auf den Markt. Der Toyota Auto Receivables 2014-A Owner Trust war zwar mit gewöhnlichen Autokrediten besichert. Aus dem Emissionserlös des ersten derartigen Vehikels, das von der Citigroup strukturiert wurde, durfte Toyota aber nur den Erwerb bestimmter Modelle wie etwa des Prius Plug-in finanzieren. Toyotas Finanzsparte berichtete bei der Vermarktung des ersten Deals davon, dass sich neben den üblichen Abnehmern auch neue Interessenten gefunden hätten.”Wir sehen uns im Prinzip alle grünen Assets an, die in eines unserer bestehenden Mandate passen oder unseren Richtlinien entsprechen”, sagt Manuel Lewin, Head of Responsible Investment bei der Zurich Insurance Group. “Dinge wie ein “Grüner Pfandbrief”, grüne forderungsbesicherte Anleihen, grüne MBS oder Toyotas grüne ABS liegen alle völlig im Rahmen unserer Strategie, und es wäre toll, mehr davon zu sehen.”Die Herausforderung liege meist darin, dass solche Anlageformen den bestehenden Richtlinien nicht genau entsprechen und sich weder durch große Berechenbarkeit noch durch ein nennenswertes Handelsvolumen auszeichneten. Dann könne es vorkommen, so Lewin, dass der Aufwand für die Analyse einer möglicherweise einmaligen Transaktion für zu groß gehalten werde.”Wir würden gerne grüne Auto-ABS oder grüne RMBS aus Europa kaufen, wenn es sie gäbe”, sagt Rita Geyermann, Leiterin der Abteilung Asset Management der KfW Bankengruppe. Die Anlagerichtlinie würde ihr den Erwerb erlauben, allerdings mangele es an Emissionen. Sowohl die Investorenschaft als auch die Zahl der Emittenten von Verbriefungen seien unter anderem aufgrund regulatorischer Unsicherheiten jedoch immer noch begrenzt.Zudem hätten Green-Bond-Investoren häufig ihren Fokus auf klassische Fixed-Income-Produkte gelegt. Daher sei es derzeit einfacher, grüne Covered Bonds oder grüne Corporate Bonds zu platzieren als grüne ABS. Dabei könnten ABS aufgrund der klaren Portfolioabgrenzung und hoher regulatorischer Reportinganforderungen in besonderem Maße die Transparenzansprüche der Green-Bond-Investoren erfüllen. “Aus diesem Grund bin ich optimistisch, dass wir mittelfristig grüne ABS sehen werden, insbesondere wenn die Liquidität im ABS-Markt zunimmt.” Mehr Nachfrage als AngebotAlles in allem befindet sich der Markt für grüne Schuldentitel gerade erst in der Entstehung. “Das ist für uns kein großes Thema, um das wir uns kümmern”, sagt etwa Stephen Thariyan, Head of Global Credit bei Henderson Global Investors. Es komme aber immer auf das Interesse der Kunden und deren Renditevorstellungen an. “Das Anlegerinteresse an Green Bonds wächst kontinuierlich”, sagt Geyermann. “Mir scheint, es gibt derzeit mehr Nachfrage als Angebot.”—-Bisher erschienen:- Neue treuhänderische Pflichten (18. März)- Investoren müssen umdenken (25. März)