Märkte glauben an glimpfliches Ende

Griechische Aktien und Bonds im Höhenflug - Peripherieanleihen fest - Euro Stoxx 50 legt 4,1 Prozent zu

Märkte glauben an glimpfliches Ende

Verstärkte Hoffnungen, dass es im Streit Griechenlands mit seinen Kreditgebern doch noch zu einem Kompromiss in letzter Minute kommen wird, haben an den europäischen Aktienmärkten und bei den Staatsanleihen der Peripheriemärkte zu teilweise extremen Kursgewinnen geführt. Insbesondere die griechischen Märkte haussierten.ck Frankfurt – Mit zum Teil sehr heftigen Kursgewinnen haben die Finanzmärkte gestern die Überzeugung der Marktteilnehmer gezeigt, dass es im Poker zwischen der griechischen Regierung und den Geldgebern des Landes noch zu einer Einigung in letzter Minute kommen wird.Vor allem die griechischen Finanzmärkte gingen in den Höhenflug über. Am Staatsanleihemarkt zog insbesondere der kurze Laufzeitenbereich an. Die Rendite des griechischen Staatstitels sackte dadurch um rund 3,5 Prozentpunkte auf 23,6 % ab. Im Zehnjahresbereich sank die Verzinsung um 1,4 Prozentpunkte auf 11,19 %. Der Hauptindex der Athener Börse zog bis auf 755 an und beendete den Handel mit einem Gewinn von 9 % bei 749 Punkten. Am zurückliegenden Donnerstag war das Marktbarometer noch bis auf 652 Zähler gefallen Am stärksten zogen erneut die Aktien der griechischen Banken an. Der entsprechende Branchenindex der Athener Börse sprang um 20,8 % auf 598 Punkte.Auch die Staatsanleihen der übrigen Peripheriestaaten legten deutlich zu. So zog die zehnjährige portugiesische Staatsanleihe um 2,1 Prozentpunkte an, wodurch sich ihre Verzinsung um 24 Stellen auf 2,81 % verringerte. Die zehnjährige Anleihe Italiens gewann 1,1 Prozentpunkte; ihre Rendite sank um 11 Basispunkte auf 2,17 %. An den Aktienmärkten zogen insbesondere die Kurse von Peripheriebanken, aber auch von Instituten aus Frankreich und Österreich stark an. Banco Santander waren mit einem Gewinn von 5,9 % Spitzenreiter im Stoxx Europe 50, BNP Paribas mit einem Plus von 5,1 % die vierstärkste Komponente. Außerhalb des Large-Cap-Index legte u.a. die Aktie des italienischen Banco Popolare Emilia (7,5 %) und des portugiesischen Banco Comercial (6,4 %) überproportional zu. Der Euro Stoxx 50 zog um 4,1 % auf 3 596 Punkte an. Allerdings konnte der Dax durchaus mithalten. Der Index stieg um 3,8 % auf 11 461 Punkte und erzielte damit seinen höchsten Tagesgewinn seit ungefähr drei Jahren. Sichere Anlagen schwachAls sicher geltende Anlagen hatten in diesem Umfeld gestern das Nachsehen. So tendierten die Bundesanleihen schwach. Der Bund-Future, der zehnjährige deutsche Staatstitel abbildet, lag am Abend mit einer Einbuße von 1,67 Prozentpunkten bei 150,37 %. Auch der Goldpreis fiel zurück. Zuletzt notierte die Feinunze mit einem Verlust von 1,2 % bei 1 186 Dollar. Der Euro stieg bis auf 1,1410 und lag am Abend mit einem Plus von 0,2 % bei 1,1372 Dollar.Unterdessen verwiesen Experten darauf, dass sich die Lage des Landes dramatisch weiter verschlechtert. Angesichts der anhaltenden Aussicht auf einen Grexit könne sich die Situation nur verschlimmern, so das Beratungs- und Research-Unternehmen Tabb Group. Griechen, die Steuern zahlen könnten, verzögerten weiterhin die Zahlung in Euro. Diese würden unter der Matratze versteckt in der Hoffnung, dass die Steuerschulden in den kommenden Monaten mit einer wiederhergestellten Drachme gezahlt werden können. Die erwarteten Steuereinnahmen seien im Mai um 24 % zurückgegangen. Durch einen Einnahmenausfall in Höhe von 900 Mill. Euro seien sämtliche Gewinne des vorangegangenen Quartals wieder verloren worden. Wenn die führenden Entscheidungsträger des Euroraums weiterhin auf Rentenkürzungen bestünden, bestehe die Gefahr sozialer Unruhen. Viele der Griechen, die nichts mehr hätten, seien wegen der als zu hoch empfundenen Forderungen der Eurozone zunehmend ungeduldig, und sie seien nun bereit, den Sprung ins Ungewisse zu machen. Beschleunigte AbflüsseJ.P. Morgan ist bezüglich einer Verbesserung der Lage des griechischen Bankensystems skeptisch. Das US-Haus hat daher seine Empfehlungen für vier griechische Finanzinstitute eingestellt. Begründet wurde der Schritt mit einer sich verschärfenden Unsicherheit über die Finanzierung der Banken vor dem Hintergrund sich beschleunigender Einlagenabflüsse und der Tatsache, dass kaum eine Aussicht auf eine effektive Lösung, die das Vertrauen wiederherstellen würde, erkennbar sei. Zu dem werde eine weitere Verzögerung einer ökonomischen Erholung, bei einer derzeit zunehmend wahrscheinlichen Verlangsamung, möglicherweise zu einem Anstieg der notleidenden Kredite und damit zu erneutem Druck auf die Kapitalposition der Institute führen.