Maue Aussichten für den S&P 500
Ausblick
Maue Aussichten für S&P 500
Amerikanischen Aktien könnte eine Abkühlung bevorstehen – Dax moderater bewertet
tom Frankfurt
Nicht viel zu lachen hatten Anleger diese Woche beim Dax. Das Allzeithoch, das der deutsche Leitindex vor gerade einmal sieben Tagen bei 16.427 Punkten markiert hat, ist schon wieder außer Sicht geraten. Am Donnerstag rutschte der Dax dann auch wieder unter die runde Marke von 16.000 Punkten und auch am Freitag ging es weiter abwärts.
Verantwortlich dafür waren neben Gewinnmitnahmen nach zuletzt heiß gelaufenen Kursen gleich mehrere schlechte Nachrichten. Die Zentralbanken in der Schweiz, in Großbritannien und in der Türkei haben die Leitzinsen erhöht, teilweise deutlicher als dies am Markt erwartet worden war. Und auch Fed-Chef Jerome Powell gab keineswegs Entwarnung an der Inflationsfront. Ganz im Gegenteil gehen Analysten inzwischen auch von mindestens einer weiteren Zinserhöhung der Fed aus. Auch von Unternehmensseite gab es in der abgelaufenen Woche wenig Rückenwind. Umsatz- und Gewinnwarnungen von etablierten Unternehmen wie Sartorius und Lanxess verunsicherten die Anleger.
Neben dem Dax, der abgesehen von der vergangenen Woche im ersten Halbjahr überraschend stark gelaufen ist, konnte zuletzt auch der amerikanische S&P 500 – getragen von nur wenigen Titeln und einem KI-Hype – kräftig zulegen. Zu kräftig, glaubt zumindest Uwe Streich von der LBBW. Der US-Markt sei über sein Ziel hinausgeschossen: „Eine nachhaltige Fortsetzung der Rally scheint daher wenig wahrscheinlich.“ Auch Stephen Schneider von der DZ Bank beobachtet mit Blick auf den US-Markt eine deutlich nachlassende Dynamik.
Eine Abkühlung scheint somit überfällig. Zuletzt hatte der S&P 500-Index den fünften Wochengewinn in Folge eingefahren. Wie die LBBW konstatiert, gab es seit Herbst 2021 keine so lange Plus-Serie mehr. Seit Beginn der 2020er Jahre sei dies ohnehin erst die dritte derart lange Plus-Phase. Zudem startete der S&P 500 seine aktuelle Rally von einem hohen Niveau aus und sei in absoluter Betrachtung jetzt schon um 25% höher bewertet als in seinem langjährigen Median. Die DZ Bank sieht in den USA Zinserhöhungen gepaart mit neuerlichen Konjunktursorgen angesichts einer aufziehenden Rezession wieder in den Vordergrund rücken.
Satt zugelegt
Für die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) locken anders als in den USA die Standardwerte im Dax weiterhin mit einer moderaten Bewertung. Nachdem der deutsche Leitindex im bisherigen Jahresverlauf aber bereits satte 15% zulegen konnte, sei bei der Beobachtung der weiteren Entwicklung nun Vorsicht angesagt. Die LBBW taxiert den Dax bis zum Jahresende bei 16.000 Punkten und damit nur unwesentlich höher als der aktuelle Stand. Bis zur Mitte des nächsten Jahres sei aber ein Sprung auf 17.000 Zähler möglich. Die DZ Bank sieht den Dax zunächst höher, nämlich bis 16.500 Punkten Ende 2023, dann aber stagnierend auf diesem Level auch bis Mitte 2024.
Aktuell fehlen dem Index die Impulse, um nachhaltig wieder über 16.000 Punkte zu kommen. Dies könnte sich in der kommenden Woche ändern. Bereits am Montag steht das ifo-Geschäftsklima auf dem Programm. Allerdings erwartet die LBBW hier nochmals schwächere Werte als zuletzt. Am Mittwoch folgt dann das GfK-Konsumklima, bevor die Anleger am Freitag gespannt auf die Vorabzahlen zur Teuerung im Euroraum schauen dürften.