TECHNISCHE ANALYSE

MDax-Outperformance hat gute Gründe

Von Sophia Wurm *) Börsen-Zeitung, 6.6.2012 Da sich die Mid Caps in den vergangenen Jahren vielfach deutlich besser entwickelt haben als die Blue Chips im Dax, lohnt sich ein näherer Blick auf den MDax. Der Auswahlindex für die...

MDax-Outperformance hat gute Gründe

Von Sophia Wurm *)Da sich die Mid Caps in den vergangenen Jahren vielfach deutlich besser entwickelt haben als die Blue Chips im Dax, lohnt sich ein näherer Blick auf den MDax. Der Auswahlindex für die mittelkapitalisierten Unternehmen, der zurückgerechnet am 31. Dezember 1987 bei 1 000 Punkten startete, umfasst heute 50 Titel. Ausgehend von seinem Startniveau bewegt sich der MDax in einer langfristigen Hausse-Bewegung, die von einem zentralen Hausse-Trend bei 5 200 Punkten begrenzt wird. Diese übergeordnete Bewegung setzt sich aus einem Wechselspiel von (mittelfristigen) technischen Haussen und Baissen zusammen.Hervorzuheben ist der ausgeprägte Hausse-Trend von März 2003 bis Juli 2007, der den Index auf All Time Highs um 11 494 Punkte führte. Seitdem befindet sich der MDax in einer volatilen Seitwärtsbewegung unterhalb der mehrfach getesteten Widerstandszone von 11 200 bis 11 500 Punkten. In den vergangenen Jahren konnte sich der MDax im Umfeld der Widerstandszone etablieren, sodass sich aus langfristiger Sicht ein positiver Grundton ergeben hat. Trend bestätigtDiese Entwicklung des MDax lässt sich aufgrund des identischen Startzeitpunkts auf gleichem Niveau sehr gut mit der langfristigen Entwicklung des Dax vergleichen und es fällt auf, dass der MDax den Dax insgesamt deutlich outperformt hat. Diese Outperformance des MDax, der bis zum Jahr 2000 eine langfristige relative Schwäche gegenüber dem Dax aufwies, begann nach dem Platzen der TMT-Blase. Seit diesem Zeitpunkt hat sich der MDax beinahe kontinuierlich besser entwickelt als der Dax. Dieser technische Status wurde auch während der (Zwischen-)Baisse im Sommer 2011 (Kursrückgang MDax ca. 32 %; Dax ca. 35 %) sowie der folgenden Kurserholung ab Oktober 2011 aufrechterhalten.Die Gründe dieser mittel- und langfristigen Outperformance des MDax haben unterschiedliche Ursachen. Zwar verliert der MDax aufgrund seiner “Zulieferfunktion” seine technisch “besten Schwergewichte” regelmäßig an den Dax, jedoch macht erst eine deutliche Outperformance (gegenüber dem MDax) diese Titel zu Dax-Aufnahmekandidaten. Auch die bei Übernahmen von MDax-Titeln (durch Dax-Werte) gebotenen Prämien tragen zur Outperformance des MDax bei. Der wichtigste Grund für die stabile mittel- und langfristige relative Stärke des MDax findet sich allerdings in seiner Sektorzusammensetzung. Während Branchen mit einer grundlegenden relativen Stärke wie Automobilzulieferer, Chemie und Industrial ein hohes Gewicht haben, spielen Sektoren mit einer stabilen, mittelfristigen relativen Schwäche wie Finanzen und Versorger eine stark untergeordnete Rolle.Als Konsequenz deuten die Sektorzusammensetzung und die Stabilität ihrer aktuellen relativen Tendenzen darauf hin, dass der MDax seine Outperformance gegenüber dem Dax fortsetzen sollte. Hierbei signalisiert die technische Gesamtkonstellation, dass der MDax der erste deutsche Auswahlindex (Dax, MDax, TecDax, SDax) sein sollte, der auf neue All Time Highs läuft. Technische BodenbildungNach der (Zwischen-)Baisse im Sommer 2011 (Kursrückgang von 11 259 auf 7 637 Punkte) hatte der MDax im Herbst 2011 eine technische Bodenformation mit dem Charakter eines Trading-Doppelbodens herausgebildet. Diese wurde zum Jahreswechsel 2011/2012 mit dem Überwinden der Widerstandszone um 9 500 Punkte und einem neuen Investment-Kaufsignal beendet. Der folgende Hausse-Trend führte den MDax im Frühjahr 2012 wieder an die langfristige Widerstandszone bei 11 200 bis 11 500 Punkten heran.Ein ernsthafter technischer Versuch, diese Widerstandszone nachhaltig zu überwinden, folgte allerdings nicht und der Mid-Cap-Index verließ den Hausse-Trend Mitte Februar 2012 zur Seite in eine Seitwärtsbewegung oberhalb der Unterstützungszone um 10 000 Punkte. Diese Bewegung hatte den Charakter einer technischen Trading-Topformation (Rounding) und wurde zuletzt mit einem Trading-Verkaufssignal abgeschlossen. Konsequenzen drohenDaraus ergeben sich aus technischer Sicht mehrere Konsequenzen. Zum einen wurde die langfristige Widerstandszone bei 11 200 bis 11 500 Punkten erneut bestätigt, sodass diese beim nächsten mittel- und langfristigen Aufschwung noch schwerer zu überwinden sein sollte. Zum anderen hat der Index einen kurzfristigen Abwärtstrend etabliert, der aktuell bei ca. 10 300 Punkten liegt. Da es sich allerdings nur um eine Trading-Topformation handelt und der MDax ab 9 500 Punkten bereits auf eine mittelfristige Unterstützungszone (inklusive 200-Tage-Linie) trifft, deutet sich für den MDax bereits auf diesem Niveau eine Stabilisierungschance an.Insgesamt lässt die technische Gesamtlage für das zweite Halbjahr 2012 weiterhin noch einen Wiederanstieg an die langfristige Widerstandszone (s.o.) zu. Dies gilt, solange der Index nicht grundlegend in die alte Trading-Bodenformation aus dem Jahr 2011 zurückfällt, was bei Kursen unterhalb von 9 000 Punkten vorliegen würde.—-*) Sophia Wurm ist technische Analystin im Bereich Corporates & Markets Technical Analysis & Index Research der Commerzbank.