IM GESPRÄCH: FRITZ ENGELHARD, BARCLAYS

Mehr Covered Bonds im Jahr 2019

Analyst sieht Spread-Entwicklung als treibende Kraft - EZB könnte einen Langfristtender bringen

Mehr Covered Bonds im Jahr 2019

Fritz Engelhard, Senior Covered Bond Analyst bei Barclays, rechnet im kommenden Jahr mit einem Anstieg von Covered-Bond-Emissionen. Ein Treiber sei die Spread-Entwicklung, die das Instrument für die Banken wieder attraktiver mache. Im Blick hat er aber auch das Auslaufen des EZB-Langfristtenders. Von Kai Johannsen, FrankfurtFür 2019 stehen die Zeichen gut, dass es an den europäischen Märkten für Covered Bonds zu einer etwas stärkeren Emissionstätigkeit kommt als in diesem Jahr. “Die weltweit boomenden Immobilienmärkte zusammen mit einer Tendenz hin zu längerfristigen Zinsbindungen bereiten ein positives Umfeld für mehr Covered-Bond-Emissionen”, sagt Fritz Engelhard, Senior Covered Bond Analyst bei Barclays, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Bei den längerfristigen Zinsbindungen verweist er auf das Beispiel Deutschland. Hier stieg das Gewicht der Ausleihungen mit einer Zinsbindung von mehr als zehn Jahren gemäß Berichten der Bundesbank von 26 % im Jahr 2010 bis auf 45 % in diesem Jahr an. Und selbst in Märkten, in denen der Immobilienzyklus schon fortgeschritten sei – in diesem Zusammenhang verweist Engelhard neben Deutschland auf die Länder Australien, Kanada, Frankreich und insgesamt den nordeuropäischen Raum -, würden steigende Fälligkeiten tendenziell für höhere Emissionsvolumina sorgen. Interesse gewecktAber Engelhard sieht auch andere Treiber für die Emissionstätigkeit. Hierzu zählt er beispielsweise die Spread-Entwicklung. “Die Spread-Ausweitung zwischen besicherten und unbesicherten Euro-Anleihen sorgt für einen zusätzlichen Anreiz, Covered Bonds in der Refinanzierung zu präferieren”, sagt er. Im Durchschnitt betrachtet, d. h. über die Laufzeiten hinweg, habe sich der Spread zwischen den genannten Refinanzierungsarten seit dem Tiefstand im Februar dieses Jahres um 29 Basispunkte (BP) ausgeweitet. Covered Bonds seien demzufolge für viele Institute in den vergangenen Monaten zu einem günstigen Instrument avanciert. Das wecke Interesse an Emissionen. Gegenteiliger AnreizIm Blick hat der Experte aber auch das Auslaufen des EZB-Langfristtenders (TLTRO II) im Juni kommenden Jahres. Dann werden 382 Mrd. Euro an Rückzahlungen seitens der Banken an das Eurosystem fällig. “Noch im vorigen Jahr haben wir erwartet, dass viele Banken im kommenden Jahr damit beginnen werden, sich auf die Rückzahlung der TLTRO-II-Mittel vorzubereiten. Inzwischen gehen wir hier im Hause davon aus, dass es einen TLTRO III geben wird. Dies sorgt für einen genau gegenteiligen Anreiz, nämlich nicht so stark zu emittieren, da die Banken günstig Geld vom Eurosystem für die Rückzahlung des Langfristtenders bekommen”, sagt Engelhard.Banken, die sich auf das Auslaufen der Langfristtender vorbereiteten, würden demzufolge bestraft, weil sie sich am Kapitalmarkt zu in der Regel ungünstigeren Konditionen refinanzierten. “Die Erwartung eines TLTRO III drückt sich darin aus, dass wir nur einen gedämpften Anstieg der Bruttoemissionen von 165 Mrd. Euro in diesem Jahr auf 170 Mrd. Euro im kommenden Jahr erwarten”, resümiert Engelhard.In der gegenwärtigen Situation rund um Italien hat Engelhard auch die Refinanzierungsstrategie der italienischen Banken im Blick. Gemäß dem EBA-Bericht vom September dieses Jahres über die Refinanzierungspläne europäischer Banken hätten italienische Banken vorgesehen, ihr Refinanzierungsvolumen über Covered Bonds zwischen 2018 und 2019 mindestens zu verdoppeln. Man sei von einem Anstieg von unter 5 Mrd. Euro auf über 10 Mrd. Euro ausgegangen. “Angesichts der starken Spread-Ausweitung zwischen besicherten und unbesicherten Euro-Anleihen wäre dies auch konsistent”, sagt Engelhard. Bei Intesa Sanpaolo und der Unicredit habe sich der Spread zwischen der besicherten und der unbesicherten Refinanzierung seit dem Tief im Februar dieses Jahres im Schnitt um 115 BP ausgeweitet, was als beträchtlich einzustufen sei. “Prinzipiell lohnt es sich für italienische Banken also wieder, vermehrt hypothekarisch besicherte Covered Bonds bei der Refinanzierung am Kapitalmarkt einzusetzen”, sagt Engelhard. Margen verengtAllerdings hätten sich inzwischen die Margen bei den Banken deutlich verengt. Der Renditeabstand zwischen der durchschnittlichen Verzinsung der Immobilienkredite, die bei 1,79 % liegt, und den Renditen italienischer Covered Bonds, die bei 0,98 % liegen, sei mit 81 BP so tief wie zuletzt im Oktober 2012. Zudem habe sich im Juli gezeigt, dass italienische Banken Neuemissionsprämien von bis zu 25 BP zahlen mussten, um ihre Covered Bonds platzieren zu können. Deshalb würde eine Serie von neuen Langfristtendern – den TLTRO III – zu einer Revision der ursprünglichen Refinanzierungspläne führen und die Benchmark-Emissionsvolumina bestenfalls auf dem Niveau von 2018 verharren, so die Einschätzung von Engelhard.Er macht auch darauf aufmerksam, dass die italienischen Banken im Zeitraum von Juni bis September dieses Jahres Staatsanleihen als Sicherheiten für die Refinanzierung bei der Banca d’Italia heruntergefahren haben, und zwar in einem Umfang von rund 10 Mrd. Euro. In der gleichen Zeit seien aber Covered Bonds als Sicherheiten für Zentralbankgelder im Umfang von 11 Mrd. Euro heraufgefahren worden. “Statt für Benchmarkemissionen werden Covered Bonds also zunehmend als Sicherheiten für die Refinanzierung beim Eurosystem eingesetzt”, sagt Engelhard. Wichtige Hürde genommenIm Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments ist das Covered-Bond-Harmonisierungspaket verabschiedet worden. Damit habe das Paket eine sehr wichtige Hürde genommen. “Eine qualitätssichernde Reform der Covered-Bond-Regeln in Europa wird damit sehr wahrscheinlich”, sagt Engelhard. In den Regeln spiegelten sich die über lange Jahre verfeinerten Sicherheitsmechanismen des Pfandbriefsystems wider. “Insbesondere ließ man das Reformvorhaben nicht an der Frage scheitern, ob nun Mittelstandskredite deckungsfähig werden sollen. Hier plant man nun, sich zwei Jahre Zeit zu geben, um über das Thema der European Secured Notes – die ESN – zu entscheiden”, sagt er. Die Verlängerung des Implementierungszeitraums von einem auf zwei Jahre helfe vor allem Ländern mit starken Divergenzen zum vorgeschlagenen Best-Practice-Regime. Dazu gehöre insbesondere Spanien.