Milchkontrakt macht müde Bauern munter
Von Angela Wefers, BerlinDer Markt ist noch klein, wächst aber durchaus rasant. Und nun könnte noch mehr Schwung in den Handel mit Milch-Futures kommen. Der Deutsche Bauernverband fordert, die Milchpreise stärker über Warenterminbörsen abzusichern. “Die Planungssicherheit bei Preisen und Mengen muss für beide Seiten, Milcherzeuger und Molkereien, verbessert werden”, stellte Milchbauernpräsident Karsten Schmal fest.Der Preisverfall und die stark schwankenden Milchpreise setzen den Bauern zu. Aktuell werden 24 bis 25 Cent je Liter gezahlt, als auskömmlich gelten 35 Cent. Problematisch ist für die Bauern, dass sie in der Regel erst nach der Lieferung an die Molkerei den Preis erfahren. Die Molkerei errechnet aus ihrer monatlichen Wertschöpfung, wie viel sie den Bauern zahlen kann.Unter Druck steht die Branche schon seit geraumer Zeit, nachdem der Markt liberalisiert worden war. Vor rund zehn Jahren fielen die staatlich flankierten Mindestpreise weg, seit April 2015 ist es mit der Milchquote vorbei. Nun schlagen Marktreaktionen wie die schwache Nachfrage aus China, Sanktionen gegen Russland und mehr Angebot aus den USA und Neuseeland durch. Hilfe aus der Politik kommt allenfalls als bundesgarantierte Liquiditätsdarlehen, nicht mehr als dauerhafte Subventionen.Der Bauernverband sucht deshalb nach neuen Wegen, Lieferbeziehungen und Preisgestaltung zwischen Bauern und Molkereien auf neue Füße zu stellen. Kein leichtes Unterfangen, findet Robert Theis, Börsenmakler bei der auf Agrargeschäfte spezialisierten H. Jürgen Kiefer GmbH. Das Beharrungsvermögen sei in der Branche enorm, sagte Theis der Börsen-Zeitung. Die Milchbauern seien nach der Liberalisierung noch mit “Trauerarbeit” beschäftigt.Die Instrumente für eine Preissicherung für Milch sind aus Sicht der Broker schon vorhanden. An der Energie- und Warenterminbörse EEX in Leipzig werden Futures auf Magermilchpulver und Butter gehandelt. Molke zeige kaum Umsätze. Das Segment, das noch in den Kinderschuhen steckt, ist explodiert. Per 10. Mai waren laut EEX im ersten Jahr des Future-Geschäfts von Agrarprodukten 52 978 Kontrakte gehandelt worden. 10 843 Kontrakte entfielen auf Milchpulver, Butter und Molke. Zum Jahrestag im Mai, als der Warenterminhandel von der Eurex übergegangen war, waren es mehr als in zwölf Monaten 2015. Die Absicherung funktioniert laut Theis; der Future spiegele den Kassapreis sehr gut wider. Einen Rohmilch-Future hält der Broker nicht für nötig, da sich der Milchpreis aus den bereits bestehenden Kontrakten errechnen lasse. Diese Ansicht teilt die EEX. Schon heute sei über Butter- und Magermilchpulverkontrakte eine synthetische Absicherung von Flüssigmilch möglich. Der “Cross Hedge” werde zunehmend genutzt. Über weitere Produkte ist die EEX nach eigenem Bekunden in enger Abstimmung mit der Agrar- und Ernährungswirtschaft. “Dabei prüfen wir auch einen möglichen Flüssigmilchkontrakt.” Zuversichtlich ist auch der Bauernverband. “Es wird sich etwas bewegen in den kommenden Monaten”, sagte der Referatsleiter Milch, Ludwig Börger. “Einzelne Molkereien haben Interesse an Termingeschäften.” Rund 70 % der Molkereien sind Genossenschaften der Bauern. Auf diesem Weg kämen die Vorteile der Preisabsicherung auch bei den Landwirten an. ——–Die Energie- und Warenterminbörse EEX prüft die Einführung eines Flüssigmilch-Futures.——-