Mister Schuhkarton
dm – Am 17. Juni 2016 konnten Brad Katsuyama und sein Team die Korken endlich knallen lassen: Die US-Wertpapier- und Börsenaufsicht SEC hatte dem Dark Pool IEX, den Katsuyama gegründet hatte, die Zulassung als nationale Börse erteilt. Die IEX propagiert, eine Plattform zu sein, auf der Hochfrequenzhändler normalen Investoren keine Nachteile schaffen und somit eine bessere Preisfeststellung als auf anderen Börsen erfolge. Garantieren soll dies ein sogenannter “magischer Schuhkarton”, ein Kasten, in dem das Glasfaserkabel, das die Matching Engine mit den Brokern im Land verbindet, in einer Länge von 38 Meilen (rund 60 Kilometer) aufgerollt ist. Dadurch werden die Preisdaten um rund 350 Mikrosekunden verzögert an die Marktteilnehmer übermittelt und damit der Informationsvorsprung, der durch Hochgeschwindigkeitshändler abgegriffen werden könnte, unterbunden.Ursprünglich hatten der gebürtige Kanadier Katsuyama und sein Team die Zulassung schon im Januar erwartet. Der Zulassungsantrag war immerhin schon im September gestellt worden. Doch etablierte Börsenbetreiber wie die New York Stock Exchange (Nyse), Bats oder die Technologiebörse Nasdaq warfen dem neuen Börsengewächs alle möglichen Knüppel zwischen die Beine. So versuchten sie eine Zulassung der 2013 gegründeten IEX zu verhindern, weil sie den Wettbewerb verzerre. Inzwischen gibt es auch wissenschaftliche Arbeiten, die der IEX vorhalten, sie schade der Preisbildung am Markt und bewirke das Gegenteil dessen, was sie beabsichtige.Katsuyama und ein Teil des IEX-Managements sind durch das Buch “Flash Boys” von Michael Lewis schon einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Er schaffte es, namhafte institutionelle Investoren dazu zu bringen, sich an der IEX zu beteiligen, wie die Fondsgesellschaft Vanguard oder Greenlight Capital, die von Investorenlegende David Einhorn gegründet wurde.Katsuyama, der zwei Kinder hat, leitete bei der Royal Bank of Canada den elektronischen, algorithmengesteuerten Handel. Dort stellte er fest, dass sich Kurse zunächst ohne erklärbaren Grund zu seinen Ungunsten entwickelten. Mit dem Wissen eines Telekomexperten – Ronan Ryan, der für Hochfrequenzhändler gearbeitet hatte -, war er in der Lage, den Hochfrequenzhändlern technologisch Paroli zu bieten.