"Mit der Mittelschicht wächst auch die Nachfrage"
In der Schwellenländern steigt die Zahl der Kaffeetrinker, sagt Rohstofffondsmanager Daniel Bathe. Das stützt die Preise auf lange Sicht. In Europa und den USA stagniert die Nachfrage.- Herr Bathe, der Preis von Arabica-Bohnen ist seit 2011 um gut 60 % gefallen. Warum? Wir trinken doch alle fleißig Kaffee.Die Ernten sind gut ausgefallen. Gleichzeitig war die Nachfrage aus Europa und den USA gleichbleibend oder leicht rückläufig. In den entwickelten Ländern gibt es einfach keine große Steigerung mehr beim Kaffeekonsum. In den Schwellenländern hingegen wächst mit der Mittelschicht auch die Kaffeenachfrage. Allerdings wird dort die etwas bitterere, aber deutlich günstigere Sorte Robusta getrunken.- Wie hat sich ihr Preis entwickelt?Der ist seit 2011 um etwa 25 % gefallen. Allerdings steigt die Nachfrage aus den Schwellenländern derzeit jährlich um etwa 6 %. Gleichzeitig ist das Angebot knapp, da sich eine Ausweitung der Produktion für das größte Exportland Vietnam angesichts der fallenden Preise nicht mehr lohnt.- In den vergangenen drei bis vier Wochen hat Robusta daher um 15 % zugelegt.- Ist der Anstieg nachhaltig?Zumindest ist die Nachfrage nach Robusta nachhaltig stark. Auf Sicht von zwei oder drei Jahren könnten die Arabica-Preise dann wieder stärker steigen als die Robusta-Preise. Da der Preisunterschied zwischen den beiden Sorten stark zurückgegangen ist, könnten sich einige Produzenten sagen: Wir fügen unseren Kaffeemischungen jetzt wieder mehr Arabica-Bohnen hinzu. Aber das ist ein langatmiger Prozess.- Die Brasilianer trinken inzwischen verstärkt Arabica. Auch in anderen Schwellenländern dürfte die Zahl der Kaffeegourmets steigen.Ja, aber auch nicht von heute auf morgen.- Ein Blick auf den Terminmarkt zeigt, dass spekulative Adressen mehrheitlich auf einen weiteren Preisverfall bei Kaffee setzen.Die Ausweitungen dieser Short-Positionen hat den Preis beider Sorten zuletzt auf neue Tiefststände gebracht.Die Anleger könnten aber auf dem falschen Fuß erwischt werden. Denn die Robusta-Lagerbestände sind, bedingt durch die Ereignisse in Vietnam, rückläufig. In den vergangenen zwei Wochen sind sie um 15 % gesunken.- Und irgendwann müssen sie ihre Verträge erfüllen.Wenn große Short-Positionierungen auf sinkende Lagerbestände treffen, kann es kurzfristig einen ziemlichen Short-Squeeze, also eine Angebotsknappheit des unterliegenden Finanzinstruments geben, wenn die Leute sich wieder eindecken müssen. Das kann die Preise dann zusätzlich nach oben treiben, möglicherweise um 10 bis 15 %.- Sind die Arabica-Lagerbestände auch rückläufig?Nein, dort sieht es noch ganz gut aus. Seit Jahresbeginn sind die Bestände um 18 % gewachsen. Zudem ist der befürchtete Kälteeinbruch in Brasilien ausgeblieben. Daher ist das Angebot in diesem Erntezyklus gut.—-Das Interview führte Grit Beecken.