Mit gutem Gewissen Geld verdienen
Zertifikate auf Nachhaltigkeitsindizes weisen eine sehr unterschiedliche Performance auf. In den zurückliegenden zwölf Monaten konnten Anleger die höchsten Renditen mit Produkten erzielen, die am Aufbau intelligenter Stromnetze partizipieren. Von Armin SchmitzDie Finanzkrise hat zum Umdenken geführt. Anstatt ausschließlich auf den Ertrag zu blicken, prüfen nun viele Anleger sehr genau, ob Investmentfonds oder Zertifikate auf Unternehmen setzen, die Rüstungsgüter herstellen, die gegen Umweltrichtlinien verstoßen oder der Kinderarbeit verdächtigt werden. Eine wachsende Anzahl von Anbietern bekennt sich deshalb zu den “Principles of Responsible Investing” der Vereinten Nationen – nicht zuletzt, weil sie den Druck von Naturschutz- oder Menschenrechtsorganisationen und in der Folge eine belastende, negative Medienberichterstattung fürchten.Beim Thema Nachhaltigkeit fallen den meisten Anlegern spontan die Hersteller von Solarmodulen oder Windturbinen ein, doch tatsächlich ist das Anlageuniversum wesentlich größer. Dazu gehören beispielsweise die Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft und die Vergabe von Mikrokrediten in den Schwellenländern ebenso wie Fair-Trade-Initiativen und der Aufbau von intelligenten Stromnetzen.Nachhaltigkeit gehört inzwischen ebenso wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, der Buchwert oder die Verschuldungsquote zur Fundamentalanalyse eines Unternehmens. Auch wenn die Mittelzuflüsse wegen der Verunsicherung der Anleger durch die Finanzkrise zuletzt ins Stocken geraten sind, liegt das Anlagevermögen nachhaltiger Publikumsfonds allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei insgesamt rund 34 Mrd. Euro. Hinzu kommt, dass mittlerweile auch viele Fonds nach nachhaltigen Kriterien verwaltet werden, die offiziell gar nicht als nachhaltig eingestuft sind. Experten schätzen deshalb, dass im deutschsprachigen Raum bis zu rund 100 Mrd. Euro nach nachhaltigen Kriterien verwaltet werden. Nachhaltige Anlagen sind eine Domäne der aktiv verwalteten Fonds, doch finden Anleger in dem fast 1 Million Produkte umfassenden Angebot am Zertifikatemarkt ein Duzend Produkte, die sich auf die Entwicklung nachhaltiger Unternehmen fokussieren. Das älteste Produkt am Markt ist das 2006 aufgelegte Ökoinvest-Zertifikat der Royal Bank of Scotland (NL0000093953). Die Unternehmen in dem zugrunde liegenden Index werden durch die Wiener Verlagsgesellschaft Öko-Invest bestimmt. Die zurzeit 16 in dem Index enthaltenen Unternehmen decken die Sektoren Solar, Wind und Wasser ab. Wie viele andere Produkte dieser Art litt auch das Ökoinvest-Zertifikat zuletzt unter der Schwäche der Solarwerte. Auf Sicht eines Jahres beträgt das Minus für die Anleger stattliche 14,5 %. Der Einstieg des renommierten Investors Warren Buffett in das Antelope-Valley-Projekt des US-Unternehmens Sun Power sorgte jüngst allerdings für einen Trendwechsel: Für die vergangenen drei Monate steht daher ein Gewinn von mehr als 20 % zu Buche. Ein ähnlicher Effekt ist beim ÖkoDax-Indexzertifikat der HypoVereinsbank (DE000HV1DB74) zu sehen. Auf Sicht eines Quartals stieg das Papier um mehr als 11 %, seit der Auflage im November 2010 brach der Wert aber um mehr als 70 % ein. Grund dafür ist die enttäuschende Entwicklung der Solarwerte wie Conergy, SMA Solar und Solarworld. Wenig Freude machten Anlegern auch die Zertifikate von EFG Financial auf den Global Solar Performance-Index (CH0144229140) und den Global Wind Performance-Index (CH0144229132). Innerhalb von zwölf Monaten sackten die beiden Produkte um 36,2 % respektive um 24,9 % ab. Besser wären Anleger allerdings mit dem Zertifikat auf den Global Water Performance-Index (CH0144229157) gefahren. Dieses verbuchte binnen eines Jahres ein Plus von 20,4 %. Eine andere Ausrichtung haben zwei Produkte der Deutschen Bank (DE000DB7SMG2) und von Vontobel (DE000VT0DSG4): Sie setzen auf Firmen, die intelligente Stromnetze aufbauen. Das erstgenannte Zertifikat enthält 15 Werte, darunter IBM, Cisco Systems und General Electric. Binnen eines Jahres erzielte es einen Ertrag von 8,5 %. Das Vontobel-Zertifikat setzt auf zehn Unternehmen; mit einem Plus von etwas mehr als 5 % entwickelte es sich zuletzt etwas schwächer als das Konkurrenzprodukt. Auf Sicht von drei Jahren weist es indes mit 22,3 % versus 16,5 % eine bessere Performance auf.