Mit regelbasierten Ansätzen Fallstricke umgehen

In volatilen Märkten schont dies nicht nur das Depot, sondern auch die Nerven - Rohstoffe können zur Stabilisierung des Portfolios beitragen

Mit regelbasierten Ansätzen Fallstricke umgehen

Rohstoffe haben sich in den vergangenen Jahren als eigene Anlageklasse etabliert. Nach der Jahrtausendwende zogen sie im Zuge des großen Rohstoffhungers der Schwellenländer die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich. Der globale Bedarf an physischen Rohstoffen stieg stetig und war einer der Treiber für die Hausse am Rohstoffmarkt. Diese Entwicklung endete jedoch abrupt mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008.Vor dem Hintergrund, dass die Rohstoffpreise seitdem nicht mehr ihre alten Rekordmarken erreicht haben, fragen sich viele Investoren, ob und wann sich ein Einstieg in diese Anlageklasse lohnt. Zwar kann keiner mit Gewissheit prognostizieren, in welche Richtung sich die einzelnen Rohstoffe künftig bewegen werden. Denn Rohstoffe unterliegen anderen Marktzyklen als Aktien und Anleihen. Trotzdem sind sie ein wichtiger Baustein in einem langfristig ausgerichteten Portfolio eines Anlegers. Breitere StreuungDa sich die Preise der Rohstoffe im langfristigen Vergleich nicht eins zu eins wie Aktien und Anleihen verhalten, trägt eine Beimischung zu einer breiteren Streuung und damit zu einer Verbesserung des Chance-Risiko-Profils eines Depots bei. Investoren können mit Rohstoffinvestments ihr Portfolio diversifizieren. Sie stabilisieren das Depot, weil sie Wertverluste anderer Anlagewerte ausgleichen oder zumindest abschwächen können.Während sich die Aktienmärkte zum Teil auf historischen Rekordlevels befinden, liegen die aktuellen Preise der Rohstoffe vielfach noch weit darunter. Die Höchststände aus dem Jahr 2008 blieben bislang unerreicht. Das damalige Überangebot der Rohstoffproduzenten sowie die Zurückhaltung, ausgelöst durch die Finanzmarktkrise, sorgten vor zehn Jahren für einen Kursrutsch. Gemessen am Bloomberg Commodity Index bewegen wir uns heute auf dem Niveau von vor fast 20 Jahren.Ein Faktor, der künftig die Preise nach oben treiben könnte, ist die wachsende Weltbevölkerung. Heute leben rund 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Die Vereinten Nationen erwarten für das Jahr 2050 jedoch einen Anstieg auf etwa 9,7 Milliarden und für 2100 einen Zuwachs auf rund 11,2 Milliarden Menschen. Ein anderer Grund für den steigenden Bedarf an Rohstoffen ist das zunehmende Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern, das insgesamt deutlich über den Wachstumsraten der Industrieländer liegt. Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass dies auch in den kommenden Jahren so bleiben wird. Vieles spricht also dafür, dass die Nachfrage nach Rohstoffen und damit auch die Preise in Zukunft weiter steigen werden. Rollproblematik beachtenWenn man sich dieser Betrachtung anschließen möchte und ein Investment in Rohstoffe in Betracht zieht, gilt es, einer Eigenheit der Anlageklasse besondere Beachtung zu schenken: Die meisten Rohstoffe lassen sich nicht einfach physisch erwerben und – wie etwa Gold – in einem Schließfach lagern. Ein Beispiel dafür ist Rohöl. Welcher Anleger ist in der Lage oder bereit, die Infrastruktur für die Lagerung von Hunderten oder gar Tausenden Fässern des schwarzen Goldes bereitzustellen, von der Transportproblematik beim Umsatz der Ware, den Kosten der Lagerung und Versicherung sowie den Umweltauflagen ganz zu schweigen?Daher werden die meisten Produkte an den Terminmärkten als Futures gehandelt. Ein Future ist ein standardisiertes Finanzinstrument und regelt, wann und zu welchem Preis und in welcher Menge der Rohstoff geliefert wird. Endet die Laufzeit des Futures, muss der Verkäufer im Bedarfsfall die Ware liefern – und der Kunde ist dazu verpflichtet, diese abzunehmen. Da Investoren in der Regel nicht an der tatsächlichen Lieferung interessiert sind, wird der jeweils aktuelle Future vorzeitig verkauft und der Erlös zumeist in den Future mit der nächstfälligen Laufzeit investiert.Diesen Vorgang nennt man “Rollen”. So ist es bei Rohöl üblich, monatlich in den nächstfälligen Kontrakt zu rollen. Ist aber nun der neue Future teurer als der alte, entstehen für Anleger Rollverluste. Diesen Zustand nennt man “Contango”. Ein Faktor, der die Contango-Konstellation begünstigt, ist der Umstand, dass Rohöl bei einem späteren Termin auch länger gelagert werden muss. Diese Lagerungskosten sind in den Futures eingepreist. Es kann aber auch zu Rollgewinnen kommen. Dies geschieht, wenn der neue Future weniger kostet als der alte.Ein möglicher Grund für solch eine Situation könnte sein, dass Marktteilnehmer davon ausgehen, dass sich die Ölförderung künftig erhöht und es damit zu einem größeren Angebot kommt. Experten sprechen in diesem Fall von “Backwardation”. Zuletzt waren bei Silber rechnerisch Rollverluste von rund 3 % auf Jahressicht zu verbuchen, während bei Rohöl der Sorte WTI für den gleichen Zeitraum Rollgewinne von annähernd 11 % entstanden. Zwickmühle entkommenFür Anleger ergibt sich aus der Rollproblematik folgende Konsequenz: Selbst wenn sich ihre Markterwartung erfüllt und sich der Preis des jeweiligen Rohstoffs nach oben bewegt, kann das Investment im Contango-Fall unterm Strich in die roten Zahlen geraten. Dieser Zwickmühle kann man entkommen, indem man strategisch handelt und einen regelbasierten Investmentansatz verfolgt, der sich auf den Backwardation-Effekt konzentriert. Das heißt, Investoren sind langfristig gut beraten, Rohstoffe mit starker Backwardation oder nur schwachem Contango zu kaufen. Im Gegenzug ist es ratsam, Rohstoffe mit starkem Contango zu meiden.Darüber hinaus sollte man darauf achten, welche Futures entlang der Terminkurve aktuell besonders günstig sind. Häufig ist es so, dass sich – aus Kostengründen – das Rollen in einen Future mit längerer Laufzeit anbietet. Kurzum: Investoren können das Renditepotenzial ihrer Rohstoffinvestments deutlich steigern, wenn sie primär auf Rohstoffe mit hohen Rollgewinnen oder geringen Rollverlusten setzen. Diese Aufgabe müssen Privatanleger nicht selbst übernehmen – abgesehen davon, dass nur zugelassene Händler an den Terminmärkten handeln dürfen. Diese Arbeit übernehmen etwa Fondsexperten, die sich rund um die Uhr mit den Börsen beschäftigen und sich mit den speziellen Gegebenheiten der Rohstoffmärkte auskennen. So wie dies zum Beispiel beim Fonds LBBW Rohstoffe 1 bereits seit zehn Jahren erfolgreich umgesetzt wird.Die Fondsexperten kennen sich auch mit den Gesetzen der Rohstoffmärkte aus. So gibt es periodische Preisschwankungen der Angebotsmenge und des Marktpreises, die man im Fachjargon “Schweinezyklus” nennt. Beispielsweise war der Preisboom der Jahre 2001 bis 2008 nicht nur auf die große Nachfrage vor allem aus den Schwellenländern zurückzuführen, sondern auch auf die vernachlässigten Investitionen in die Rohstoffgewinnung. Die daraus resultierende Angebotsverknappung führt immer wieder zu steigenden Preisen. Umgekehrt kommt es in Hochpreisphasen zu wachsenden Produktionsmengen, die für fallende Preise sorgen. Aktuelles BeispielEin aktuelles Beispiel für eine sich anbahnende Angebotsverknappung ist die Situation bei Gold. Aufgrund der Zurückhaltung bei der Erschließung neuer Vorkommen dürfte die Minenproduktion in den kommenden Jahren nicht mehr steigen. Ein Grund dafür ist laut dem World Gold Council die fehlende geografische Diversifikation – sowohl beim Abbau als auch bei den Erkundungen. Die Erforschung und Erschließung neuer Vorkommen konzentriert sich nach wie vor hauptsächlich auf die USA, Australien und Kanada.Der Lobbyverband geht zudem davon aus, dass eine weltweit stark wachsende Mittelschicht die Goldnachfrage erhöhen sollte. Dies spricht mittel- bis langfristig für künftig steigende Preise. Im kurzfristigen Bereich kommen noch ganz andere Faktoren zum Tragen. So sorgen steigende Zinsen in der Regel für fallende Preise bei Gold, da ein Investment in das Metall keine Zinsen abwirft. Der Wert des Edelmetalls ist zudem vom Dollarpreis abhängig. Steigt der Greenback, verteuert sich Gold für Investoren außerhalb des Dollarraums. In der Folge sinkt die Nachfrage und somit der Goldpreis. Auswege möglichAuch wenn der Trend bei den meisten Rohstoffen auf lange Sicht nach oben zeigt, bereiten vielen Investoren diese sich abwechselnden Preiszyklen Kopfschmerzen. Auch hier bieten regelbasierte Investmentansätze Auswege. Entsprechende Fondskonzepte bieten die Möglichkeit, Rohstoffinvestments flexibel an die jeweiligen Preiszyklen anzupassen: von 100-prozentigen Long-Positionen in freundlichen Marktphasen über eine Absicherung des Marktrisikos in schwachen Phasen bis hin zum Verzicht auf Rohstoffpositionen bei einem anhaltenden Abwärtstrend an den Märkten. Ein Beispiel hierfür ist der LBBW RS Flex.Quintessenz – Mit regelbasierten Ansätzen können Anleger die Fallstricke bei Rohstoffinvestments umgehen. Dies schont in volatilen Märkten nicht nur das Depot, sondern auch die Nerven. Und die Investoren können sich voll und ganz auf die Vorteile konzentrieren, die Rohstoffinvestments für ihr Depot bieten: eine Stabilisierung des Portfolios und die Aussicht auf langfristig positive Renditebeiträge. —-Daniel Rauch, Fondsmanager und Rohstoff-Experte bei der LBBW Asset Management