"Moderat niedrigeres Volumen"

Société Générale erwartet 2016 weniger neue Euro-Anleihen - Pfandbrief mit Negativrendite möglich

"Moderat niedrigeres Volumen"

Nach dem sich abzeichnenden Rekordemissionsvolumen am europäischen Markt für Bank- und Unternehmensanleihen steht das Segment im kommenden Jahr vor einem leichten Rückgang. Als Grund dafür nennt die Société Générale die zu erwartende höhere Volatilität. Dem Pfandbrief erwachse zudem Konkurrenz durch die EZB.sts Frankfurt – Für Emissionsbanken in Europa dürfte das zu Ende gehende Jahr ein gutes Geschäft gebracht haben. Denn die Aktivität war vorläufigen Daten zufolge so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr. Insbesondere bei Unternehmensanleihen hoher Bonität und bei gedeckten Bankanleihen (Covered Bonds) zeichnen sich laut Berechnungen der Société Générale auf Basis von Dealogic-Daten neue Mehrjahreshöchststände ab. “Bis April war alles möglich, die Welt schien rosig”, sagte am Dienstag in Frankfurt Martin Wagenknecht, der bei der Société Générale das Geschäft mit Fremdkapital (DCM) in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet. Ab Mitte April habe die Aktivität aber wegen der erhöhten Volatilität nachgelassen, deren Ursachen die Griechenland-Krise, die August-Turbulenzen um China, der Absturz der Rohstoffpreise und “Dieselgate” bei Volkswagen gewesen seien. “Wir haben insbesondere bei Emittenten mit schlechtem oder ohne Rating sowie in Branchen mit Problemen höhere Neuemissionsprämien gesehen”, so Wagenknecht.Allerdings hat Wagenknecht auch beobachtet, dass in Phasen erhöhter Volatilität Bonds bei Investoren untergebracht werden konnten. Deshalb ist er auch für das Geschäft im kommenden Jahr verhalten zuversichtlich. “Die grundsätzliche Nachfrage nach Anleihen ist ungebrochen, wir erwarten deshalb ein moderat niedrigeres Volumen. Über alle Anleihekategorien inklusive Staatsanleihen hinweg rechnet die Société Générale für 2016 mit Euro-Emissionen von 1,77 Bill. Euro, was einem Minus von 3 % gegenüber dem sich für 2015 abzeichnenden Wert von 1,84 Bill. Euro entspräche. Im Bereich der Pfandbriefe stellt sich die Bank auf ein konstantes Emissionsvolumen von 140 Mrd. Euro ein. “Covered Bonds sehen wir recht stabil, auch weil sie widerstandsfähig gegen Volatilität sind”, sagte Ralf Grossmann, Leiter Covered Bond Origination.Allerdings erwachse dem Produkt Konkurrenz durch die Refinanzierungsmöglichkeiten bei der Europäischen Zentralbank im Zuge von deren Anleihekäufen. Das von der Geldpolitik mit verursachte Niedrigzinsumfeld drücke zudem die Kupons bei Pfandbriefen weiter nach unten, wenngleich bislang noch keine gedeckte Bankanleihe mit negativem Zins emittiert wurde. “Wir können uns aber vorstellen, dass im Jahr 2016 diese Grenze durchbrochen und ein Pfandbrief mit negativer Rendite emittiert wird”, sagte Grossmann. Mit einer Belebung rechnet der Experte bei vorrangigen Bankanleihen (Senior Unsecured). “Der Bedarf in Deutschland wird steigen, weil die Garantien für die Landesbanken auslaufen und diese Refinanzierungsbedarf haben, der nicht innerhalb der Gruppe gedeckt werden kann.” IPO-Geschäft wächst nichtDer anhaltende Anlagenotstand sollte auch den Markt für Eigenkapital 2016 stabilisieren, erwartet Ralf Darpe, der das ECM-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet. Anders als im DCM-Geschäft rangiert die französische Großbank gemäß den von der Börsen-Zeitung veröffentlichten Dealogic-Ranglisten in Deutschland in der Spitzengruppe. “Wenn wir 2016 das gleiche Niveau wie 2015 halten, dann wären wir alle glücklich”, gab Darpe als Zielmarke aus. Er erwartet, dass insbesondere einige Unternehmen aus dem Besitz von Finanzinvestoren an die Börse kommen, ein Trend, der auch in diesem und im vergangenen Jahr zu erkennen war. In diesem Jahr wurden in Deutschland Aktien von 15 Firmen neu an der Börse gelistet. Europaweit kommt Deutschland auf einen Anteil von 13 % des IPO-Volumens.