Moscow Exchange stolpert an die Börse
ck Frankfurt – Die Börseneinführung der eigenen Aktien hat sich für die Moskauer Börse als recht mühseliges Unterfangen erwiesen. Angesichts einer schleppenden Nachfrage seitens der Investoren konnten die Aktien des russischen Marktbetreibers nur zu 55 Rubel und damit am unteren Ende der ursprünglichen Angebotsspanne von 55 bis 63 Rubel platziert werden.Auch der erste Handelstag war mäßig. Der erste Kurs lag zwar bei 58,15 Rubel. Anschließend sank die Aktie jedoch bis 51,20 und schloss bei 55 Rubel. Der Erlös beträgt 498 Mill. Dollar, die Bewertung der Moscow Exchange liegt auf Basis des Emissionspreises bei 4,2 Mrd. Dollar. Die Transaktion ist das größte russische IPO seit dem 630 Mill. Dollar schweren Börsengang der OAO Polymetal im Jahr 2007. Am 5. Februar hatte der Börsenbetreiber mitgeteilt, dass 60 % des IPO-Erlöses an die Altaktionäre und 40 % an das Unternehmen gehen sollen. Die Mittel sollen für Investitionen in die Infrastruktur und den Clearing-Bereich verwendet werden. Die größten Aktionäre vor dem IPO waren die Zentralbank mit 22 %, die staatlich kontrollierte Sberbank 9,6 % und die staatliche Entwicklungsbank Vnesheconombank (8 %). Von Staatsfonds gerettetDer Platzierung war eine umfangreiche Roadshow bei internationalen Investoren vorangegangen. Dabei wurde auch in Frankfurt Station gemacht. Joint Global Coordinators der Transaktion und Bookrunner waren Credit Suisse, J.P. Morgan sowie die russischen Institute Sberbank CIB und VTB Capital. Als weitere Bookrunner fungierten Deutsche Bank, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Renaissance Capital und UBS. Dass das IPO durchgezogen werden konnte, war letztendlich dem staatlich kontrollierten Fonds Russian Direct Investment Fund (RDIF) zu verdanken. Der Fonds selbst hat 80 Mill. Dollar investiert und, wie sein CEO Kirill Dimitrieff laut Bloomberg am Freitag erklärte, weitere 200 Mill. Dollar von weiteren Investoren beschafft. Dazu dürfte die Chengdong Investment Corp., eine Tochter des chinesischen Staatsfonds CIC, gehören. Der RDIF hält nun 4,5 % an der Moscow Exchange. Größter Anteilseigner bleibt die russische Zentralbank, die keine Anteile abgegeben hat. Für die übrigen Altaktionäre gibt es eine Lock-up-Periode von 180 Tagen. Den Investoren wurde eine großzügige Ausschüttungspolitik in Aussicht gestellt. So will das Unternehmen für das abgelaufene Jahr 30 % des nach International Financial Reporting Standards ermittelten Gewinns ausschütten. Für 2013 sollen es bereits 40 % werden und für 2014 dann 50 %. Rückläufiger HandelDie Moscow Exchange ist im Jahr 2011 aus dem Zusammenschluss der Börsen Micex und RTS hervorgegangen. Sowohl die Fusion als auch das IPO sind Teil der Bestrebungen der russischen Regierung, aus Moskau einen bedeutenden Finanzplatz zu machen. Ein Problem ist, dass viele Unternehmen ein Listing im Ausland, insbesondere im London, bevorzugen. Einer der Gründe dafür ist, dass Investoren wiederum aufgrund von für sie ungewohnten russischen Usancen zögern, Wertpapiere an den Börsen des Landes zu handeln. Nach Berechnungen von Bloomberg ist bei den zehn größten gleichzeitig in London und Moskau notierten russischen Konzernen der Wert der gehandelten Aktien in London um 57 % höher als in Moskau. Zuletzt litt das Unternehmen zudem unter einem starken Handelsumsatzrückgang. Im Dezember war der Handelsumsatz nur noch halb so hoch wie ein Jahr zuvor. Mitte Januar wies die Börse für die ersten neun Monate einen um 22 % auf 6,4 Mrd. Rubel (157 Mill. Euro) gestiegenen Gewinn und einen um 37 % auf 15,9 Mrd. Rubel (391 Mill. Euro) erhöhten Umsatz auf. Partner der Deutschen BörseIm November 2012 vereinbarten Deutsche Börse und die Moscow Exchange eine Kooperation. “Die beiden Partner planen bei den Themen Börseninfrastruktur, Produktentwicklung, IT sowie beim Regelwerk hinsichtlich Handel, Verrechnung und Verwahrung, Sicherheitenmanagement wie auch im Bereich Marktdaten und Indizes zusammenzuarbeiten”, wurde anlässlich der Unterzeichnung erklärt.—– Wertberichtigt Seite 8