TECHNISCHE ANALYSE

MSCI Emerging Markets vor Schwächeperiode

Von Arne Franke *) Börsen-Zeitung, 23.1.2019 Aktienindizes aus den Emerging Markets entwickelten sich nach einem vielversprechenden Jahresstart 2018 im weiteren Jahresverlauf zu einer großen Enttäuschung für viele Investoren. Lediglich im letzten...

MSCI Emerging Markets vor Schwächeperiode

Von Arne Franke *)Aktienindizes aus den Emerging Markets entwickelten sich nach einem vielversprechenden Jahresstart 2018 im weiteren Jahresverlauf zu einer großen Enttäuschung für viele Investoren. Lediglich im letzten Quartal konnten sie gegenüber vielen anderen Aktienindizes durch eine relative Outperformance positiv auf sich aufmerksam machen und fielen um den Jahreswechsel größtenteils nicht unter ihre Tiefs aus dem Oktober zurück. Aktuell erreichen sie in Form des MSCI Emerging Markets einen wichtigen Widerstandsbereich. Grund für einen Blick durch die charttechnische Brille.Schaut man auf die Performance der einzelnen Teilbereiche des Index, so fällt auf, dass im relativen Bereich gerade der asiatische Block der Emerging Markets in den ersten Handelswochen des neuen Jahres enttäuschte. Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass diese Märkte ebenso wie die US-Indizes von einer möglichen Annäherung im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie einer weniger restriktiven Fed profitieren. Indizes wie der Kospi, Hang Seng China Enterprise Index oder Taiwan Weighted notieren aber nach wie vor unter ihren Hochs von Ende November und konnten damit bisher keine charttechnischen Böden ausbilden.Anders sieht es in den lateinamerikanischen Emerging Markets aus, wo Märkte wie Brasilien, Mexiko und Chile in den letzten Wochen stärker als die meisten ihrer asiatischen Pendants performten. Der Bovespa erreichte dabei sogar ein neues Mehrjahreshoch. Stark überkauftNach dem Hoch bei 1 279 Punkten zu Beginn 2018 musste der MSCI Emerging Markets dem sehr bullishen Sentiment und historisch stark überkauften quantitativen Indikatoren Tribut zollen. Die Folge war eine erste scharfe Korrekturwelle, von der sich der Index im weiteren Jahresverlauf nicht mehr erholen konnte. Vielmehr etablierte sich nach dem Bruch der 200-Tage-Linie im Frühjahr ein Abwärtstrend, der bis zum Jahresende Bestand haben sollte. Im Oktober konnte der Index ein erstes wichtiges Tief etablieren und dieses im Gegensatz zu vielen globalen Indizes über den Jahreswechsel verteidigen. Mit der Erholung globaler Aktienmärkte in den vergangenen Wochen konnte der 2018er Abwärtstrend überwunden werden. Aktuell erreicht der Index einen markanten Widerstandsbereich, und diverse quantitative Indikatoren signalisieren eine deutlich überkaufte Marktsituation.Mit einer Gewichtung von über 70 % sind die asiatischen Aktienmärkte im MSCI Emerging Markets einer der wichtigsten Performancetreiber und sollten in den kommenden Wochen die Richtung für den Index vorgeben. Da wie bereits erwähnt viele asiatische Indizes zu Jahresbeginn bisher keine charttechnischen Böden abschließen konnten, besteht die Gefahr, dass der MSCI Emerging Markets in den kommenden Wochen nochmals negativ überrascht. Ein erstes Warnsignal dafür kommt aktuell von der Währungsseite, wo die asiatischen Emerging-Markets-Währungen die im November gestartete Dollar-Schwäche nur begrenzt für sich nutzen konnten. Währungen wie der mexikanische Peso oder der brasilianische Real konnten in diesem Zeitraum deutlich stärker gegenüber dem Dollar aufwerten, was mit einer stärkeren Performance der dortigen Risikomärkte einherging. Durch die hohe Korrelation zwischen der Entwicklung des Dollar und des MSCI Emerging Markets lohnt ein Blick auf die asiatischen Emerging-Markets-Währungen im Verhältnis zum Dollar. Dabei wird deutlich, dass mit der Etablierung einer neuen breiten Dollar-Aufwertung Ende Januar 2018 auch die schwache Performance im MSCI Emerging Markets startete. Erst ein Ende der Dollar-Aufwertung und der damit verbundene zyklische Hochpunkt führten zu einem Boden im MSCI Emerging Markets.Interessanterweise fallen das Hoch des Dollar gegen den asiatischen Währungskorb und das bisherige Tief im MSCI Emerging Markets zeitlich nahezu zusammen. Da die charttechnische Entwicklung im gleichgewichteten Dollar-Index gegen die asiatischen Emerging-Markets-Währungen bisher nur korrektiv in Form einer ABC-Formation erfolgt, sollte der Bruch des seit Oktober etablierten Abwärtstrends nur eine Frage der Zeit sein. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass der Druck auf die asiatischen Aktienindizes sehr schnell wieder zunehmen wird und damit der MSCI Emerging Markets Index zur Schwäche neigt.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei Global Macro Cycle Partners.