GASTBEITRAG ZUR SERIE: ANLAGETHEMA IM BRENNPUNKT (144)

Nachhaltig in die Blue Economy investieren

Börsen-Zeitung, 26.11.2020 Angesichts der jüngsten Temperaturrekorde wird es umso wichtiger, uns um die Meere und ihre Ressourcen zu kümmern. Denn sie nehmen mehr als 90 % der überschüssigen Wärme auf, die durch die Tätigkeiten der Menschheit...

Nachhaltig in die Blue Economy investieren

Angesichts der jüngsten Temperaturrekorde wird es umso wichtiger, uns um die Meere und ihre Ressourcen zu kümmern. Denn sie nehmen mehr als 90 % der überschüssigen Wärme auf, die durch die Tätigkeiten der Menschheit entsteht. Die Meere bedecken 71 % der Oberfläche unseres Planeten. Sie produzieren 50 % des Sauerstoffs, den wir einatmen, und nehmen 25 % der weltweit ausgestoßenen CO2 -Emissionen auf. Vor diesem Hintergrund spielt jedes Meereslebewesen eine wertvolle Rolle in diesem empfindlichen Ökosystem. Die Wale tragen beispielsweise mit ihren Ausscheidungen zur Ernährung des Phytoplanktons bei, das wiederum Sauerstoff produziert und allein rund 37 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr aufnimmt, was der Fläche von vier Amazonaswäldern entspricht. 1,5 Bill. Dollar BIP-BeitragDies ist jedoch noch nicht alles: Die Meere stellen sich nicht mit ihrer Rolle als unglaubliche Kohlenstoffpumpe zufrieden, sondern ernähren auch die Menschheit und leisten einen umfassenden Beitrag zur weltweiten Wirtschaft. Laut den Prognosen der OECD leisten die Meere momentan jährlich einen Beitrag zum weltweiten BIP in Höhe von rund 1 500 Mrd. Dollar, wobei dieser Betrag bis 2030 auf 3 000 Mrd. Dollar ansteigen dürfte. Innerhalb dieses Zeitraums wird die Weltbevölkerung jedes Jahr zusätzliche 30 Mill. Tonnen Fisch benötigen. Gleichzeitig dürfte die Energieproduktion aus Offshore-Windenergie innerhalb von zwanzig Jahren um den Faktor 15 steigen.Ein Beispiel zur Veranschaulichung dieses Ansatzes ist die Entwicklung der Offshore-Windenergie. Einem 2019 veröffentlichten Bericht der Internationalen Energieagentur zufolge könnte die Energieerzeugungskapazität des Sektors bis 2040 um das Fünfzehnfache steigen und Investitionen in Höhe von 1 000 Mrd. Dollar anlocken. In Europa dürfte die installierte Kapazität von 20 Gigawatt (GW) Ende 2018 auf 130 GW bis 2040 steigen oder sogar auf 180 GW, wenn die europäischen Länder ihr Ziel der Klimaneutralität einhalten. Uno-Ziel 14 im FokusEin weiterer schnell wachsender Sektor ist die Meeresbiotechnologie, d. h. die Nutzung der marinen Biodiversität (Bakterien, Phytoplankton, Algen usw.) für die Verwendung in der Pharmazie, Kosmetik, Chemie und Nahrungsmittelindustrie sowie im Energiesektor. Es wird erwartet, dass dieser Markt im Zeitraum von 2019 bis 2025 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von mehr als 10 % zunimmt. Im Einklang mit dem Uno-Ziel 14 der nachhaltigen Entwicklung (“Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen für eine nachhaltige Entwicklung”) hat BNP Paribas Asset Management im Oktober einen neuen ETF auf den Markt gebracht und damit gezeigt, dass es möglich ist, Anlagelösungen rund um das Thema der Blue Economy zu entwickeln.ECPI, der von BNPP AM ausgewählte Indexanbieter aus Italien, hat die Definition der Weltbank übernommen, laut der die Blue Economy “die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen zugunsten des Wirtschaftswachstums, die Verbesserung der Einkommen und der Arbeit sowie die Gesundheit der Unterwasser-Ökosysteme” darstellt. Die Idee dahinter lautet, Schutz und Investitionen eng miteinander zu verbinden, um den Ozean zu erhalten und gleichzeitig der Menschheit bessere Lebensverhältnisse und Ernährungsmöglichkeiten zu bieten. Dieser Index umfasst verschiedene Branchen mit Bezug zur Blue Economy, wie beispielsweise erneuerbare Meeresenergien, Biotechnologien oder Tourismus. Aus diesem Grund findet man im ECPI Global ESG Blue Economy Index Unternehmen, die in den Bereichen Ökotourismus, Offshore-Windenergie und Meeres-Biotechnologie, jedoch auch Fischerei und Aquakultur oder Meerestransport tätig sind. Es ist anzumerken, dass dieser Index auf der Grundlage eines selektiven ESG-Ansatzes aufgebaut ist, bei dem Unternehmen mit schlechten ESG-Ratings sowie aus den Branchen Rüstung, Tabak, Kohle und nichtkonventionelle Erdöl- und Gasförderung ausgeschlossen werden.Dieser gleichgewichtete Index besteht aus 50 Unternehmen und zieht Unternehmen vor, die gegen Verschmutzung kämpfen (26 % des Portfolios). Auf die Fischerei entfallen 18 % des Portfolios, auf die Küstenaktivitäten 8 %. Nach Regionen entfällt der größte Anteil auf die USA mit 16 % des Portfolios, dicht gefolgt vom Vereinigten Königreich (10 %), Japan (10 %), Deutschland (8 %) und verschiedenen skandinavischen Ländern, die in der Vergangenheit bei den Meeres- und Hafentätigkeiten bereits sehr aktiv waren. Zuletzt erschienen: Die Zeit ist reif für verstärkte Investments in Small Caps (143), Berenberg Familienunternehmen bieten attraktive Anlagechance (142), Pictet Asset Management Für die EZB geht es um die Glaubwürdigkeit (141), H&A Global Investment Management —-Claus Hecher, Leiter ETF & Indexlösungen (D/A/CH) bei BNP Paribas Asset Management