Nachhaltige Flugkraftstoffe im Blick der Anleger
Geldanlagen in der Tourismusbranche sind für Investoren sehr interessant, insbesondere nachdem die Branche während der Covid-19-Pandemie erheblich unter Druck gekommen ist. Am 27. September ist World Tourism Day. In diesem Jahr steht der von der UN ins Leben gerufene internationale Tag des weltweiten Tourismus unter dem Motto „Tourismus und grüne Investitionen“. Das Thema drängt angesichts der Probleme durch Overtourism und einem Rekord bei Flugreisen, meinen die Experten von Oddo BHF. So waren laut Flightradar24 am 20. Juli 2023 weltweit insgesamt über 139.000 Flugzeuge in der Luft – mehr als jemals zuvor.
„Der internationale Flugverkehr ist bereits heute für 3% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und einzig die großflächige Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels – SAF) kann den strukturell wachsenden Sektor noch auf einen Dekarbonisierungspfad bringen“, sagt Nicolas Jacob, Fondsmanager des Oddo BHF Green Planet. Je nach Technologie und verwendeten Rohstoffen ließen sich mit SAF die Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin um bis zu 80% reduzieren. Während die Ökobilanz von SAF der ersten Generation auf Pflanzenbasis aufgrund der extra hierfür angebauten Rohstoffe nicht besonders gut ausfalle, sei mit SAF der zweiten Generation auf der Basis von Biomasse oder organischen Abfällen (tierische Fette, Siedlungsabfälle) eine Reduktion der CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin von 20% bis 80% möglich.
Hoher Investitionsbedarf
Aktuell mache die Produktion von SAF nur 0,15% des Gesamtverbrauchs an Flugzeugtreibstoff aus. Da sich herkömmliche Raffinerien nicht für die Herstellung von Biokraftstoffen eignen würden, bestehe ein hoher Investitionsbedarf, und die Beschaffung der erforderlichen Rohstoffe in großem Maßstab ist noch ineffizient. „Als unmittelbare Folge sind SAF für den Luftfahrtsektor nach wie vor zwei bis dreimal so teuer wie herkömmliches Kerosin“, so der Fondsmanager. Und Treibstoff mache mit etwa 30% einen nicht unerheblichen Teil der Betriebskosten einer Fluggesellschaft aus. Aber der Markt verändere sich gerade rasant. Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums könnte der weltweite SAF-Markt bis 2030 ein Volumen von 60 Mrd. Dollar erreichen. Weltweit würden neben einigen Spezialisten wie Neste, Aemetis oder Darling Ingredients die großen Ölkonzerne wie Shell, ExxonMobil, BP oder TotalEnergies den SAF-Markt dominieren, zum einen aufgrund ihres technischen Know-hows in der Raffination, aber auch weil sie erhebliche Investitionen mobilisieren können.
Der US-Konzern und Pionier im Bereich der Kreislaufwirtschaft Darling Ingredients verwertet Eiweiß und Fettabfälle und nutzt diese wieder als nachhaltige Inhaltsstoffe zur Herstellung von Lebensmitteln, Gesundheitsprodukten und Biokraftstoffen der zweiten Generation. Im Bereich Biokraftstoffe gründete das Unternehmen 2011 zusammen mit dem US-Raffineriekonzern Valero ein Joint-Venture namens Diamond Green Diesel mit dem Ziel, die Biodieselproduktion auszubauen. „Diamond Green Diesel hat damit Zugriff sowohl auf das einzigartige Netz zur Einsammlung von Altölen und Tierfetten von Darling Ingredients als auch auf die Raffinerie-Expertise von Valero und ist zum führenden Biokraftstoffhersteller in Nordamerika aufgestiegen“, so der Fondsmanager. Ab 2025 wollen die Partner jährlich 1,8 Mrd Liter SAF der zweiten Generation in Texas produzieren.