ANLEIHEN

Neue Zehnjahresanleihe hat Kupon von 0,00 Prozent

Bundestitel geht heute voraussichtlich zum Negativzins weg - Bahn bringt ersten Bond mit Minusrendite

Neue Zehnjahresanleihe hat Kupon von 0,00 Prozent

kjo Frankfurt – Heute können die Bondanleger bei einer neuen zehnjährigen Anleihe des Bundes zugreifen. Das Novum dabei ist, dass das Papier nun auch mit einem Kupon von 0,00 Prozent ausgestattet ist. Erstmals seit ihrer Einführung der Bundesanleihen im Dezember 1952 haben damit alle Papiere der Standardlaufzeitenkurve von zwei bis zehn Jahren einen Kupon von 0 Prozent. Bei den Geldmarktpapieren, deren Sätze ebenfalls im negativen Terrain liegen, handelt es sich um unverzinsliche Titel. Markt gibt Richtung vorDie Deutsche Finanzagentur, die das Liquiditäts- und Schuldenmanagement regelt und damit den Marktauftritt mit den Bundespapieren managt, folgt bei der Kuponausstattung grundsätzlich der Entwicklung an den Sekundärmärkten. Hier fallen die Renditen der Bundespapiere, die die Anleger als sicheren Hafen ansteuern, seit geraumer Zeit immer stärker und schneller zurück. Steht die Einführung einer neuen Anleihe an, wird der Kupon den dann geltenden Marktbedingungen angepasst. Aktuell liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe – das Benchmark-Papier der Eurozone – deutlicher im negativen Bereich. Deshalb wurde nun 0,00 Prozent für den Kupon gewählt. Die Vorgängeranleihe, d.h. die aktuelle zehnjährige Anleihe, hat noch einen Kupon von 0,50 %. Meistens werden Kupons in Schritten von 0,25 Prozentpunkten angepasst, aber auch größere Schritte sind möglich. Negative Kupons hat das Bundesfinanzministerium vor geraumer Zeit aber ausgeschlossen. An das negative Renditeumfeld wird eine neue Anleihe somit über das Pricing angepasst, d. h., über einen über dem Nominalwert liegenden Preis der Anleihe. Bei einem negativen Kupon müsste der Anleiheinhaber ansonsten zum Zinsstichtag, also nach jedem Jahr Laufzeit, den Kuponzins an die Finanzagentur oder das Bundesfinanzministerium überwiesen. Bei der neuen zehnjährigen Anleihe wird es aufgrund des Kupons von 0 % kein Stripping mehr geben. Unter dem Stripping einer Anleihe versteht man, dass Kupon und Nominal der Anleihe getrennt voneinander handelbar sind. Das Volumen liegt bei 5 Mrd. Euro.Bei dem zweijährigen und dem fünfjährigen Papier des Bundes sind Kupons von 0 % schon länger Realität. Eine zweijährige Bundesschatzanweisung wurde erstmals am 23. Mai 2012 mit einem Kupon von 0 % begeben. Der Emissionstag einer fünfjährigen Bundesobligation mit einem Nullkupon war der 21. Januar 2015. Heute wird dieser Meilenstein im zehnjährigen Laufzeitensegment gesetzt. 1981 gab es mal 10,75 ProzentSeit mehreren Jahren fallen die Renditen der Bundesanleihen – nicht zuletzt unter dem Eindruck verschiedener Krisen – immer stärker zurück. Hohe Kupons suchen Anleger somit im Anleiheuniversum, insbesondere im Segment der Bundesanleihen, vergeblich. Es liegt somit geraume Zeit zurück, dass die Anleger noch hohe Kupons bei den Bundesanleihen einstreichen konnten. Der höchste Kupon einer zehnjährigen Anleihe des Bundes wurde im Jahr 1981 festgelegt. Diese Bundesanleihe lief von 1981 bis 1991 (WKN 113406) und zahlte den Anlegern einen jährlichen Kupon von 10,75 %. Die Anleihe hatte einen Emissionskurs von 99,25 % und eine Emissionsrendite von 10,88 %. Die Anleihe war fällig am 1. September 1991. Die Anleihe wurde nach Angaben der Finanzagentur seinerzeit noch im Konsortialverfahren über das Bundesanleihekonsortium begeben. Die für diese Anleihe maßgebliche Sitzung fand am 31. August 1981 statt.Gewinnmitnahmen drückten die Bundesanleihen leicht ins Minus. Der Bund-Future mit September-Fälligkeit war abends bei 166,54 % mit 104 Ticks im Minus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe war bei – 0,09 % nach – 0,17 % am Vortag. Sollte es am Mittwochmorgen nicht zu einem kräftigen Kursumschwung kommen, werden die Anleger die neue Anleihe mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer negativen Rendite bekommen. Das Rekordtief liegt bei – 0,204 % und wurde am 6. Juli aufgestellt.Ein weiteres Highlight gab es bei den Unternehmensanleihen. Nun gibt es auch hier erstmals eine negative Rendite bei einer Emission im Euro. Den Meilenstein setzte die Deutsche Bahn. Sie brachte einen fünfjährigen Bond. Er wurde mit einem Kupon von 0 % ausgestattet und erbringt den Anlegern eine Rendite von – 0,006 %. Der Spread liegt bei 15 Basispunkten. Für den Bond waren zunächst 250 Mill. Euro erwartet. Wegen der hohen Nachfrage von 840 Mill. Euro wurde das Volumen auf 350 Mill. Euro erhöht.