Technische Analyse

Neuer Monat, neues Glück – Der Effekt des ersten Handelstags

Mit einer Daytrading-Strategie, auf den ersten Handelstag eines Monats zu setzen, lassen sich an den Aktienmärkten überdurchschnittliche Gewinne erzielen.

Neuer Monat, neues Glück – Der Effekt des ersten Handelstags

Technische Analyse

Neuer Monat, neues Glück – Der Effekt des ersten Handelstags

Von Salah-Eddine Bouhmidi *)

Neuer Monat, neues Glück? Am ersten Handelstag erzielt der Dow Jones historisch im Durchschnitt eine deutlich höhere Rendite als an den restlichen Handelstagen im Monat. Für Day-Trader können sich daher in diesem Zeitraum interessante Handelsgelegenheiten ergeben.

In dem Beobachtungszeitraum von 1. Januar 1998 bis 31. Dezember 2020 stieg der Dow Jones Industrial Average innerhalb von 6.505 Handelstagen um 318% oder 33.353 Indexpunkte. In diesem Beobachtungszeitraum fallen nur 300 Handelstage auf den ersten Handelstag im Monat. Allerdings tragen diese 300 Handelstage interessanterweise zu rund 30% des Anstiegs im Beobachtungszeitraum bei.

Zwölfmal gehandelt

Die Dow-Jones-Trading-Strategie wird einmal im Monat, also nur zwölfmal im Jahr gehandelt. Es existieren verschiedene Variationen und Handelssysteme, mit denen versucht wird, diesen Effekt auszunutzen. Die Ausgangsbasis ist allerdings eine ganz intuitive Annahme. Dabei wird zum Schlusskurs des letzten Handelstages im Monat eine Long-Position im Dow Jones (Wall Street) eröffnet und am ersten Handelstag zum Schlusskurs wieder geschlossen.

Aufgrund der stark positiven Korrelation zwischen den US-Aktienindizes, können wir auch ähnliche Tendenz im S&P 500 und auch im Technologieindex Nasdaq 100 wiederfinden. Die Trading-Strategie kann daher auch zu ähnlichen und gar besseren Resultaten führen. Auch an den europäischen Aktienmärkten, wie z.B. im Dax, kann ein ähnliches Phänomen beobachtet werden.

Dow-Jones-Strategie

Von 33.353 Indexpunkten wurden allein 7.966 Punkte an den ersten Handelstagen hinzugewonnen. An den restlichen 6205 Handelstagen hat der Dow Jones um 25.387 Punkte zugelegt. Durchschnittlich ergibt sich somit ein Gewinn von 26,55 Punkten an den ersten Handelstagen und nur 4,09 Punkten an den restlichen Handelstagen. Der erste Handelstag im Monat scheint somit durchschnittlich deutlich höhere Punktgewinne zu erzielen, als die Kontrollgruppe.

Im Großen und Ganzen kann im Untersuchungszeitraum im Dow Jones eine eindeutige positive Tendenz am ersten Handelstag eines Monats beobachtet werden. Am schlechtesten schnitt der erste Tage im August ab, nur in 34,8% der Fälle konnte ein Punktegewinn beobachtet werden. Der erste Handelstag im Februar, Juni und Juli sind mit 20 von 25 Treffern (80%) die besten Monate im Beobachtungszeitraum. Der größte Punktegewinn wurde allerdings im März mit in Summe 1.685 Punkten erzielt.

Das schlechteste Jahr für den ersten Handelstag im Betrachtungszeitraum war 2014 mit acht Rückgängen und einem Gesamtjahresverlust von 821 Punkten. Interessanterweise brachte die Corona-Krise 2020 auch zwei neue Rekorde mit sich. Es folgten der beste und schlechteste erste Handelstag aufeinander. Der beste erste Handelstag war im März 2020 mit 1.294 Punkten. Anschließend folgte der schlechteste erste Handelstag im April 2020 mit 974 Punkten. In Bullenmärkten schneiden die ersten Tage meist deutlich besser ab, als in Bärenmärkten. Die ersten Handelstage des S&P 500 unterscheiden sich nur geringfügig vom Muster des Dow Jones. Daher können die Ergebnisse auch analog auf den S&P 500 übertragen werden.

Drei Faktoren

Bei saisonalen Kursmustern ist es nicht immer so einfach, die einzelnen erklärenden Faktoren dingfest zu machen. Allerdings werden in wissenschaftlichen Studien drei wichtige Faktoren für den signifikant höheren Anstieg am ersten Handelstag im Monat angeführt:

1. Erhöhte Aktiennachfrage durch Gehalts- und Rentenzahlungen: Am Anfang des Monats werden üblicherweise weltweit Gehalts- und Rentenzahlungen getätigt. Privatanleger nutzen einen Teil ihres monatlichen Einkommens, um wiederum über passive Anlageformen wie z.B. ETF-Sparplänen monatlich einen fixen Betrag direkt zu Beginn des Monats zu investieren. Diese wiederkehrende erhöhte Nachfrage am Monatsanfang könnte einen Teil des Phänomens beschreiben.

2. Window-Dressing von institutionellen Anlegern: Der häufig angeführte Effekt des Window Dressing könnte auch eine Rolle beim ersten Handelstag spielen. Dieser Effekt führt dazu, dass dem Kapitalmarkt zum Monatsende Liquidität entzogen und zum Monatsanfang wieder zugeführt wird. Institutionelle Anleger wie z.B. Fondsmanagern misten monatlich, vierteljährlich oder auch jährlich ihre Portfolios aus und verkaufen Positionen kurz vor Monatsschluss, um sich am Monatsanfang wieder einzudecken.

Optimismus zu Monatsanfang

3. Verhaltensökonomischer Optimismus zu Monatsanfang: Der Mensch als die wichtigste Instanz an den Kapitalmärkten spielt natürlich mit seinen Gewohnheiten und Mustern auch eine Rolle. Privatanleger sowie institutionelle Anleger haben Vorsätze nicht nur zur Jahreswende, sondern auch z.B. zum Beginn eines neuen Monats. Aus verhaltensökonomischer Sicht könnten Anleger am Monatsanfang optimistischer als zu späteren Zeitpunkten sein.

*) Salah-Eddine Bouhmidi ist Head of Markets bei IG Europe.

*) Salah-Eddine Bouhmidi ist Head of Markets bei IG Europe.