Neuer Schub für Green Finance
Green und Sustainable Finance breitet sich immer mehr am Finanzmarkt aus. Auf der Luxflag Sustainable Investment Week in Luxemburg widmeten sich zahlreiche Experten diesem Thema. Einen neuen Antriebsfaktor sehen sie in Ausbildung für diesen Bereich. Hier wurde ein klarer Bedarf identifiziert. kjo Luxemburg – Das Kapitalmarktsegment für Green und Sustainable Finance legt eine rasante Entwicklung hin. Immer mehr Emittenten springen auf den Zug der grünen und nachhaltigen Anleihen auf, d. h. das Emissionsvolumen dieser Bonds schwillt immer mehr an. Und auch immer mehr Investorenkreise interessieren sich für diese Kapitalmarktprodukte, mit denen Projekte des Klima- und Umweltschutzes oder zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen wie zum Beispiel die 17 United Nations Development Goals realisiert werden. Neue MeilensteineDer Markt stellt laufend neue Meilensteine auf. Die Renditen der betreffenden Bonds fallen immer weiter zurück. Auch daran ist das rege Interesse der Anleger abzulesen, denn sie greifen beherzt zu – nicht nur bei Neuemissionen, sondern auch am Sekundärmarkt. Vanessa Havard-Williams, Partner und Global Head of Environment bei der Kanzlei Linklaters in London, sieht den Markt denn auch künftig als treibende Kraft der weiteren Entwicklung. Das seien nicht etwa die regulatorischen Stellen, Regierungen oder Aufseher. Das hielt sie auf der Luxflag Sustainable Investment Week fest, die nun zum ersten Mal im Großherzogtum Luxemburg stattfand. Luxflag (Luxembourg Finance Labelling Agency) ist unabhängiger Zertifizierer (Labelling Agency) für grüne und nachhaltige Kapitalanlageprodukte, der als Non-Profit-Organisation ausgestaltet ist.Green und Sustainable Finance sieht Havard-Williams auch nicht nur als eine rein europäische Angelegenheit und verwies in diesem Zusammenhang auf die internationalen Aktivitäten. So gebe es zum Beispiel sehr viel Bewegung in den USA im Bundesstaat Kalifornien, so etwa auch bei den dortigen Unternehmen. Auch im asiatischen Bereich gebe es viel Bewegung. Havard-Williams verwies hierbei aber auch darauf, dass etwa Kohle im Vergleich zu Europa einen anderen Stellenwert im asiatischen Raum habe, und zwar wegen der entsprechenden Abhängigkeiten. Experten gingen auf der 16 Einzelevents umfassenden Veranstaltung zu grünen und nachhaltigen Kapitalanlageformen auch darauf ein, dass diese Community in fünf bis sechs Jahren auch die Kapitalanforderungen für grüne und nicht-grüne – sogenannte braune Projekte – diskutieren wird. Dies sei dann auch ein Aspekt, der die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken betreffe. ABBL bietet Programm anMit dem starken Boom des Marktsegments von Green und Sustainable Finance wird nach Ansicht von Experten auch ein ganz anderer Aspekt in diesem Markt ausgesprochen wichtig und damit künftig auch zu einem Antriebsfaktor dieses Segments. Dabei geht es für die Beteiligten um Aufklärung und Ausbildung. So stellen etwa Cécilia Vernhes, Sustainability Consultant bei der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsagentur Forethix, und Fabio Mandorino, Berater im Bereich Commercial und Private Banking sowie Sustainable Finance beim Luxemburger Bankenverband ABBL (Association des Banques et Banquiers), einen klaren Bedarf an Ausbildung bei professionellen Kapitalmarktteilnehmern in Sachen Green und Sustain-able Finance fest. Die ABBL bietet ein vierstündiges Programm an, mit dem Marktteilnehmer einen Einstieg in die Materie bekommen. Dabei gehe es um grundsätzliche Themen, wie etwa Beweggründe für Sustainable Finance und die Frage, welche Finance-Konzepte in dem Markt bereits existieren. Es gehe in dem Programm aber auch um die regulatorischen Rahmenbedingungen und darum, wie der Finanzsektor dazu beitragen kann, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu realisieren. Abgerundet wird das durch Fakten und Zahlen zu Trends, um Dimensionen besser einschätzen zu können, und eine Fallstudie eines prominenten Players in Europa.Auch die Universität Luxemburg hat sich mittlerweile dieses Themas angenommen, um künftige Absolventen und damit Mitarbeiter in der Finanzwelt bereits frühzeitig auf dieses Thema hin zu qualifizieren. Jang Schiltz, Professor an der Fakultät für Law, Economics und Finance, führte aus, dass seit kurzem Green und Sustainable Finance in einen entsprechenden Masterstudiengang integriert worden sei. Das Thema nimmt dabei schon einen größeren Stundenumfang in der Ausbildung der Studenten ein als etwa Unternehmensfinanzierung, Bankentheorie oder Portfoliotheorie. Auch die Luxemburger Börse nimmt sich seit einiger Zeit dieses Themas stärker an und bietet seit Juni entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen für die Akteure der Finanzindustrie an. Daneben wurden diverse weitere Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen auf der Luxflag Sustainable Investment Week präsentiert. Einheitliche SpracheZudem halten am Markt für Green und Sustainable Finance einheitliche Reporting Standards immer mehr Einzug bei den Marktteilnehmern, so dass sich auch in diesem Bereich eine gemeinsame Sprache entwickelt. Dazu gehört etwa GRI (Global Reporting Initiative). Die Beratungsfirma Forethix wies beispielsweise darauf hin, dass mittlerweile mehr als 1 600 Institutionen des weltweiten Finanzsektors GRI einsetzen. In Europa seien es über 500 Unternehmen des Finanzsektors, die das GRI-Reporting-Rahmenwerk verwenden. 75 % der 250 größten Unternehmen weltweit nutzen bereits GRI. In der entsprechenden Datenbank befänden sich derzeit rund 46 000 Reports der Institutionen.