No-Deal-Angst belastet das Pfund
sts Frankfurt – Im Gegensatz zum neuen britischen Premierminister Boris Johnson kann der Währungsmarkt nichts an der Aussicht auf einen ungeregelten britischen EU-Austritt finden. Wegen wachsender Ängste vor einem sogenannten NoDeal-Brexit und den damit voraussichtlich einhergehenden wirtschaftlichen Verwerfungen fiel das Pfund zum Wochenauftakt auf 1,2213 Dollar und damit den tiefsten Stand seit März 2017. Im späten europäischen Handel lag der Kurs 1,3 % tiefer bei 1,2223 Dollar. Der Euro verteuerte sich um 1,3 % auf 91,07 Pence. Der Euro-Dollar-Kurs bewegte sich unterdessen kaum verändert um 1,1130 Dollar. Sollten am Dienstag oder Mittwoch keine stark von den Erwartungen abweichende Konjunkturdaten veröffentlicht werden, sollte es bis zur Bekanntgabe des Fed-Zinsentscheides am Mittwochabend auch keine weiteren Ausschläge im wichtigsten Währungskurs geben.Die neue britische Regierung unter Brexit-Verfechter Johnson rüstet sich nach eigenen Angaben für das Szenario eines harten Brexit. Zwar hofften viele Anleger, das Unterhaus werde dies verhindern, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Dazu müssten die Abgeordneten allerdings entweder dem ausgehandelten Brexit-Deal der vorherigen Premierministerin Theresa May doch noch zustimmen oder das Ausstiegsgesuch zurückziehen. Zu keiner der beiden Optionen hätten sich die Abgeordneten aber bisher durchringen können. SNB stabilisiert Franken-KursUnterdessen geriet der Schweizer Franken, dessen jüngster Höhenflug offenbar die Notenbank auf den Plan gerufen hat, in den Fokus des Marktes. Aktuell kostet ein Euro um 1,1050 sfr, nachdem der Kurs am Donnerstag auf 1,0963 sfr gefallen war. Volkswirte erklärten, es spreche vieles dafür, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) vergangene Woche interveniert habe, um die Landeswährung zu schwächen. Die am Montag veröffentlichten Sichtguthaben von Banken und Bund bei der SNB hätten den stärksten Anstieg seit Mai 2017 verzeichnet, erklärte Credit-Suisse-Ökonom Maxime Botteron. “Das ist ein klares Zeichen, dass die SNB am Markt aktiv war.” Ein Sprecher der Notenbank wollte sich nicht dazu äußern.Auslöser der SNB-Maßnahme war wohl die Aufwertung des Franken zum Euro auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Der Euro habe zum Dollar nach der Veröffentlichung des EZB-Statements deutlich an Wert verloren, gegenüber dem Franken aber nicht, erklärte Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank. “Es ist möglich, dass die SNB da Kurspflege betrieben hat.”Hinter dem jüngsten Franken-Anstieg steckt die Erwartung der Marktteilnehmer, dass die EZB im September die Zinsen senkt. Damit würde sich die Zinsdifferenz zwischen der Eurozone und der Schweiz verringern, was Anlagen in Franken attraktiver machen würde. Ein starker Franken schadet aber der exportorientierten Schweizer Wirtschaft und kann in der Schweiz eine Deflation auslösen, was die SNB vermeiden will. Die SNB hatte von 2011 bis Anfang 2015 den Euro-Kurs bei 1,20 Franken gehalten.