Notenbankaussagen setzen Eurokurs unter Druck
dm Frankfurt – Die Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB), das Anleihekaufprogramm womöglich zu verlängern oder gar auszuweiten, sowie die Diskussion über eine mögliche Senkung des Einlagensatzes haben am Donnerstag auf den Devisenmärkten größere Ausschläge zur Folge gehabt. Der Euro schwächte sich gegenüber den anderen Leitwährungen klar ab.”Der Devisenmarkt hat das Signal, wonach die EZB nun offensiv den Euro-Wechselkurs ins Visier nimmt, verstanden”, schrieb die National-Bank. Besonders ausgeprägt fiel die Schwäche gegenüber dem Dollar aus. Die Gemeinschaftswährung geriet im Verlauf der Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi unter kräftigen Abgabedruck und büßte in kurzer Zeit rund 1,5 % ein. Zum Zeitpunkt, als die Notenbank bekannt gegeben hatte, den Leitzins unverändert auf 0,05 % zu belassen, hatte das Minus nur rund 0,2 % betragen. Im späten europäischen Handel notierte der Euro dann gegenüber dem Greenback 1,7 % tiefer auf 1,1139 Dollar. Damit liegt der Kurs noch klar über dem Mitte März erreichten Zwölfjahrestief um 1,05 Dollar.Die Euro-Schwäche zog sich quer durch die wichtigsten Währungspaare durch – einzig der brasilianische Real tendierte am Donnerstag schwächer. Die europäische Gemeinschaftswährung verlor etwa auch gegenüber dem Schweizer Franken bis zum Abend 0,6 % auf 1,082 sfr – obwohl Marktbeobachter davon ausgingen, dass die Schweizerische Nationalbank zur Schwächung des Franken interveniert hat. Gegenüber dem britischen Pfund wertete der Euro rund 1,5 % auf 72,33 Pence ab, gegenüber der japanischen Währung büßte er 1,3 % auf 134,23 Yen ein.”Wenn die Inflationsrate bzw. die Inflationserwartungen in den kommenden Monaten nicht zulegen, muss die EZB handeln – unabhängig von den Erfolgsaussichten”, schrieb die VP Bank in einer Einschätzung. Die BayernLB meinte, ein “Hintertürchen in Richtung weniger aggressiver Schritte” habe sich die EZB aber offengelassen. Im Fall einer “überraschend hawkishen Tendenz der US-Geldpolitik in den kommenden Wochen” könne sich, so das Institut, die Wahrscheinlichkeit eines Handelns über den Einlagensatz zur Schwächung des Euro wieder abbauen.