GoldmarktGeopolitische Risiken im Visier

Notenbanken wollen ihre Goldkäufe ausweiten

Internationale Notenbanken sind bereits ein sehr wichtiges Nachfragesegment auf dem globalen Goldmarkt. Gemäß einer Umfrage des World Gold Council wollen diese Institutionen ihre Goldbestände weiter ausbauen.

Notenbanken wollen ihre Goldkäufe ausweiten

Notenbanken wollen ihre Goldkäufe ausweiten

Umfrage zeigt hohen Stellenwert geopolitischer Risiken

ku Frankfurt

Internationale Notenbanken planen noch mehr Goldkäufe. Die Zentralbanken etablieren sich bereits seit einiger Zeit immer stärker als ein wichtiges Nachfragesegment im Goldmarkt – ein Trend, der sich fortsetzen dürfte. Im vergangenen Jahr hatten Notenbanken 1.037 Tonnen Gold gekauft, was etwa einem Fünftel der gesamten Goldnachfrage entspricht. Es hatte sich um den zweithöchsten Wert gehandelt, nach 1.082 Tonnen im Jahr 2022. Im ersten Quartal des laufenden Jahres haben die Notenbanken schon wieder 290 Tonnen Gold erworben. Die Nachfrage der Notenbanken hat in einem nicht unerheblichen Ausmaß dazu beigetragen, dass der Goldpreis am 20. Mai mit 2.449,89 Dollar je Feinunze Rekordniveau erreichte. Aktuell liegt der Goldpreis mit rund 2.325 Dollar unter dem Allzeithoch.

Wie der jüngsten Umfrage des Branchenverbandes World Gold Council (WGC) unter 70 Zentralbanken zu entnehmen ist, planen 29% eine Vergrößerung ihrer Goldreserven in den kommenden zwölf Monaten. Dies sei der größte Anteil seit dem Start der jährlichen Umfragen im Jahr 2018. Darüber hinaus gehen 81% der Währungshüter davon aus, dass es grundsätzlich zu einer Vergrößerung der globalen Goldbestände der Notenbanken kommen wird. Vor einem Jahr waren davon lediglich 71% der Zentralbanken überzeugt.

Derzeit verfügen Notenbanken aus den westlichen Industrieländern noch über die größten Goldreserven, die sie über viele Jahrzehnte angehäuft haben. Staaten wie Russland und China, viele BRICS-Länder und andere Staaten aus dem globalen Süden bauen aber ihre Goldbestände zum Teil erheblich aus.

Der WGC hat die Währungshüter auch nach ihren Motiven für die Goldhaltung gefragt. Dabei wird vor allem der langfristige Werterhalt und die Absicherung gegen Inflation, die Performance von Gold in Krisenzeiten und die effektive Diversifizierung des Portfolios genannt – Faktoren, die in Zeiten von Unsicherheit und von geopolitischen Krisen eine Rolle spielen. Immerhin stimmen 65% der Aussage ganz oder teilweise zu, Gold diene der geopolitischen Diversifizierung. Interessant ist, dass die Antwort, die Goldbestände seien in der Vergangenheit gekauft worden, nicht mehr die größte Zahl der Nennungen aufweist wie noch im vergangenen Jahr, sondern sich nur noch auf Rang 5 finden lässt.

Die Goldkäufe der Notenbanken stehen mit der Erwartung im Zusammenhang, dass der Dollar als die derzeit noch wichtigste Reservewährung an Bedeutung verlieren wird. Dies sagen insgesamt 62% der Zentralbanken, nach 55% im Vorjahr und 42% im Jahr 2022. Diese Meinung wird inzwischen auch mehrheitlich in den Industrieländern vertreten, dort nämlich von immerhin 56% der Notenbanken. Vor einem Jahr waren es lediglich 42%.

Allerdings gehen die Notenbanken in dieser Hinsicht nicht von raschen Veränderungen aus. So erwarten nur 13% der Zentralbanken, dass ihre Dollarbestände in fünf Jahren signifikant niedriger sein werden. 49% rechnen mit einer moderat niedrigeren Positionierung im Dollar. Dementsprechend erwartet auch eine breite Mehrheit von 61% der Teilnehmer der Umfrage, dass ihre Goldbestände in fünf Jahren moderat höher sein werden als aktuell.

Instabilität beklagt

Auffällig ist auch, dass inzwischen 72% der Zentralbanken bekunden, die geopolitische Instabilität sei relevant für das Management der Währungsreserven. Im globalen Süden sind es sogar 76%.

Die globalen Veränderungen in der Verteilung ökonomischer Macht werden von immerhin 36% der Notenbanken explizit genannt.

Nach wie vor ist die Bank of England der Ort, wo mit 55% der Nennungen die meisten Notenbanken ihr Gold aufbewahren, obwohl sich die britische Regierung seit 2018 weigert, venezolanische Währungsreserven im Volumen von 1,7 Mrd. Dollar an die Regierung des Landes zurückzugeben. Mittlerweile 41% nach 35% im Vorjahr geben jedoch an, Gold lieber im eigenen Land aufzubewahren.

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