BUNDRENDITEN AUF REKORDTIEFS

Nun die 1-Prozent-Marke im Blick

Zehnjährige Bundrendite fällt auf 1,111 Prozent - Geopolitische Krisen treiben Anleger in Sicherheit

Nun die 1-Prozent-Marke im Blick

Seit Tagen haben die Akteure am Markt für Bundesanleihen darauf gewartet, dass die historische Marke, die seit zwei Jahren Bestand hat, geknackt wird. Gestern war es so weit: Die zehnjährige Bundesanleihe stellte ein neues Renditetief auf. Historisches gab es aber auch von anderen Laufzeitenpunkten der Bund-Kurve zu vermelden.kjo Frankfurt – Die viel beachtete Benchmark der Eurozone, die zehnjährige Bundesanleihe, hat gestern bei der Rendite ein Rekordtief aufgestellt. Bis auf 1,111 % fiel der Satz im Verlauf des Handels zurück, womit das bisherige Rekordtief von 1,126 %, das vor zwei Jahren – nämlich am 23. Juli 2012 – markiert wurde, in den Schatten gestellt wurde. Am Abend lag die Rendite des zehnjährigen Papiers auf Schlussrekord bei 1,12 % nach 1,15 % am Vortag.Aber nicht nur bei den zehnjährigen Laufzeiten der Bundestitel blieben die Renditen im Rückwärtsgang. Bei den neunjährigen Bundesanleihen kam es ebenfalls zu Renditeabstiegen. Bislang hatte dieser immer an der Marke von 1 % Halt gemacht – so zum Beispiel am 18. Juli, als der Renditerückgang bei 1,001 % stoppte. Gestern wurde die 1-Prozent-Marke dann nach unten durchbrochen, so dass entlang der Kurve – angefangen von Geldmarktlaufzeiten von wenigen Monaten, die um die Nulllinie oszillieren, bis hin zu neunjährigen Papieren – bei der Rendite eine Null vor dem Komma steht. So etwas hat es bislang noch nicht gegeben. Die neunjährigen Papiere fielen bis auf 0,981 % zurück und beendeten den Handel bei 0,99 % nach 1,02 % am Vortag. In diesem Jahr hat sich die Rendite dieser Titel quasi halbiert. Am 2. Januar war das diesjährige Hoch, und zwar bei 1,89 %.Am kurzen Ende der Kurve sind die Renditen nur noch knapp im positiven Bereich. Zweijährige Titel warfen gestern 0,03 % ab nach 0,04 % am Vortag. Bei den fünfjährigen Bundesobligationen können die Anleger aktuell eine laufende Rendite von 0,30 % realisieren nach 0,32 % tags zuvor. Auch bei den Langläufern – also Bundesanleihen mit 30 Jahren Fälligkeit – gehen die Renditen immer weiter zurück. Gestern lagen sie im späten Handel noch bei 1,99 % nach 2,04 % zum Wochenauftakt. Die Marke von 2 % wurde somit schon wieder nach unten durchbrochen. Das Tagestief war bei 1,98 %. Das Rekordtief wurde am 1. Juni 2012 bei 1,63 % erreicht.Hinter dem derzeitigen Ansteuern der sicheren Häfen der Bundesanleihen stehen die geopolitischen Krisenherde. Das sind die Ukraine-Krise, aber auch die gewalttätigen Auseinandersetzungen im Nahen Osten. Diese Krisenherde sorgen an den Märkten für hohe Verunsicherung und damit für ein Sicherheitsdenken. Marktteilnehmer gehen auf kurze Sicht nicht davon aus, dass es zu einem Stopp der Renditetalfahrt kommen wird. Sie stellen sich auf noch tiefere Sätze ein. Viele Akteure im Handel haben nun bei der zehnjährigen Bundrendite die Marke von 1 % im Blick, die ihrer Meinung nach als Nächstes geknackt werden sollte. In diesem Zusammenhang verweisen sie auch auf die Liquiditätssituation am Markt. Weite Anlegerkreise sowie Händler befinden sich derzeit im Sommerurlaub. Die Situation einer geringeren Liquidität begünstigt schärfere Bewegungen in die eine oder andere Richtung. Die Renditen könnte somit schneller als in normalen Marktphasen nach unten getrieben werden.Anleger steuern aber nicht nur Bundesanleihen an. Die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten führen dazu, dass innerhalb der Eurozone nicht differenziert wird. Die Eurozone wird am Bondmarkt in diesen Tagen als Einheit wahrgenommen. So investierten die Anleger auch in spanische oder italienische Staatsanleihen, wo im zehnjährigen Bereich ebenfalls Tiefs gemessen wurden.