Fondsanalyse

Nur wenige aktive Fonds können 2023 outperformen

Scope stellt einen deutlichen Rückgang der Erfolgsquote aktiver Fonds um 10 Prozentpunkte auf nur noch 23,3% fest.

Nur wenige aktive Fonds können 2023 outperformen

Nur wenige aktive Fonds können 2023 outperformen

Scope stellt deutlichen Rückgang der Erfolgsquote um 10 Prozentpunkte auf nur noch 23,3 Prozent fest

wrü Frankfurt

Scope hat für acht wichtige Aktienfonds-Peergroups den Anteil der aktiv gemanagten Fonds ermittelt, die 2023 den jeweiligen Vergleichsindex übertreffen konnten. Das Ergebnis fällt dabei sehr ernüchternd aus. „Im vergangenen Jahr ist es nur einem knappen Viertel der untersuchten aktiv gemanagten Fonds gelungen, ihre Peergroup-Benchmarks zu übertreffen“, stellen die Scope-Analysten fest.

Nur Schwellenländer besser

Betrachtet wurden dabei die Ergebnisse von fast 2.000 Fonds aus acht Aktien-Vergleichsgruppen, unter anderem für die Regionen Nordamerika, Europa, Schwellenländer und Deutschland. Nach Kosten gelang es allein 460 Produkten, eine Outperformance gegenüber dem jeweiligen Index zu erzielen. „Die Outperformance-Ratio für 2023 von 23,3% liegt 10 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres.“ Insofern war 2023 ein schlechtes Jahr für aktive Fonds.

In sieben der acht Kategorien ist die Erfolgsrate dabei im Vergleich zu 2022 zurückgegangen. Nur Aktienfonds für Schwellenländer konnten sich im Durchschnitt steigern. In dieser Gruppe lag die Outperformance-Ratio bei knapp 40%. Damit gelang es den aktiven Schwellenländer-Fonds, in der aktuellen Auswertung auf Rang 2 vorzurücken, nachdem sie vor zwölf Monaten mit einer Outperformance-Ratio von 26,8% den drittletzten Platz belegt hatten.

„Aktien Deutschland“, eine Kategorie, die traditionell laut Scope eine relativ robuste Outperformance-Ratio aufweist, präsentiert sich weniger erfreulich. Sie erreichte 2023 mit einer Quote von 7,8% den vorletzten Platz. Damit liegt die Quote mehr als 30 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. Für diese empfindlich gesunkene Erfolgsquote führt Scope vor allem zwei Gründe an. Zum einen seien im Vergleichsindex MSCI Germany die Aktien von SAP und Siemens mit einem Anteil von mehr als 10% hoch gewichtet, und beide Aktien hätten im vergangenen Jahr nach Rheinmetall zu den Titeln mit der stärksten Performance gehört. „Fondsmanagern dürfte es schwergefallen sein, in einem diversifizierten Portfolio beide Titel noch deutlich überzugewichten“, urteilt Scope.

Schwache Nebenwerte

Zweiter Grund für die unterdurchschnittliche Outperformance aktiver Fonds mit Schwerpunkt Deutschland sei die Schwäche kleinerer Unternehmen als Folge der Notenbankpolitik und des oftmals hohen Umsatzanteils in Deutschland. Die Beimischung von Nebenwerten, die bei vielen Fonds für deutsche Aktien der Regelfall sei, habe deshalb 2023 zu Performancenachteilen geführt.

Dafür habe sich der Dax im 35. Jahr seines Bestehens deutlich erholt und mit einem Plus von 20% ein starkes Börsenjahr erzielt. Dies stehe im Gegensatz zur Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Nur seien die Dax-Konzerne hingegen eben internationaler ausgerichtet.

Als Kategorie mit der höchsten Outperformance-Quote hat Scope erneut „Aktien Asien-Pazifik ex Japan“ ermittelt, auch wenn diese im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken sei. 2022 hatte etwa die Hälfte der aktiv verwalteten Fonds dieser Gruppe den Vergleichsindex übertroffen, nun waren es 45,6%. „Legt man bei der Berechnung nicht die Anzahl der Fonds zugrunde, sondern das verwaltete Vermögen, fällt das Ergebnis noch besser aus: Die Outperformance-Ratio der Peergroup liegt dann bei knapp 60%“, stellen die Analysten von Scope fest.

China untergewichtet

China ist auch der Grund für die relativ hohe Outperformance-Quote der Kategorie „Aktien Emerging Markets“ von 38,7%. Die 109 Fonds, die hier eine Outperformance erzielt haben, hätten China in den vergangenen zwölf Monaten untergewichtet. „Im Durchschnitt haben sie China um 7,1% untergewichtet, während die Schwellenländer in Amerika übergewichtet wurden.“

Hintergrund für die konstant gute Leistung sei die besondere Zusammensetzung des Referenzindex: China hat darin ein Gewicht von mehr als 30%. „Weil dessen Aktienmarkt 2023 an Wert verlor, konnten viele Fonds glänzen, die das Reich der Mitte untergewichtet hatten“, stellen die Experten von Scope fest.

Betrachtet man die volumengewichtete Outperformance-Ratio, ergibt sich laut Scope ein ähnliches, aber nicht identisches Bild. Im Jahr 2022 hätten die volumengewichteten Erfolgsquoten stets unter den Outperformance-Quoten nach Anzahl der Fonds gelegen. Im vergangenen Jahr sei dies nur bei drei der acht Peergroups der Fall gewesen: Aktien Deutschland, Aktien Euroland und Aktien Emerging Markets. Dabei habe die Peergroup „Aktien Euroland“, deren Kennzahl sich um 7,4 Prozentpunkte verschlechterte und mit 1,8% die zweitschwächste war, den größten Absturz erlitten.

Rückgang über fünf Jahre

Besonders interessant ist die Betrachtung der Outperformance-Ratio über einen längeren Zeitraum. „Weiterhin gilt die Grundbeobachtung: Je länger der Betrachtungszeitraum, desto niedriger die Outperformance-Ratio“, so die Scope-Studie. Von betrachteten knapp 2.000 aktiven Fonds haben in den vergangenen zwölf Monaten 460 Fonds ihren jeweiligen Vergleichsindex übertroffen. „Über drei Jahre waren es nur 299 und über fünf Jahre nur 226 Fonds, die ihren Benchmark-Index geschlagen haben.“

Wenn die Erfolgsquote aktiver Fonds auf lange Frist deutlich sinkt, stellt sich durchaus die Frage, ob passive ETFs, langfristig betrachtet, in der Regel nicht das bessere Investment sind.