OECD über Corporate-Markt besorgt

Organisation warnt vor stark gestiegenen Risiken - Fälligkeiten von 4 Bill. Dollar in den nächsten drei Jahren

OECD über Corporate-Markt besorgt

Der in den zurückliegenden Jahren explosiv gewachsene Unternehmensanleihemarkt bereitet der OECD Sorgen. In einer Studie warnt die Industrieländerorganisation vor erheblich gestiegenen Risiken.ck Frankfurt – Nach Einschätzung der OECD gehen vom Unternehmensanleihemarkt nach seinem explosiven Wachstum erheblich gestiegene Risiken aus. Unternehmen aus den Nicht-Finanzbranchen hätten ihre Kreditaufnahme am Anleihemarkt im Zeitraum von 2008 bis 2018 dramatisch erhöht, so die OECD in einer Studie mit der Überschrift “Corporate Bond Markets in a Time of Unconventional Monetary Policy”. Im Durchschnitt hätten sie Anleihen im Volumen von 1,7 Bill. Dollar jährlich begeben nach im Schnitt 864 Mrd. Dollar in den Jahren vor der Krise. Das ausstehende Volumen von Unternehmensanleihen aus den entwickelten Volkswirtschaften sei von 2008 auf 2018 um 70 % von 5,97 auf 10,18 Bill. Dollar gestiegen. In den Schwellenländern sei das ausstehende Volumen, vor allem getrieben durch China, um 395 % auf 2,78 Bill. Dollar gestiegen. Nach einem vernachlässigbaren Volumen vor der Krise habe das Land im Jahr 2016 einen Emissionsrekord von 590 Mrd. Dollar erreicht, womit es weltweit den zweiten Platz belegt habe.Die Risiken und Anfälligkeiten im Unternehmensanleihemarkt unterschieden sich ebenfalls deutlich von denjenigen des Zyklus vor der Finanzkrise. Der Anteil der Anleihen mit der niedrigsten Qualität innerhalb des Investment-Grade-Spektrums habe einen historischen Höchststand von 54 % erreicht. Zudem habe es einen ausgeprägten Rückgang bei den Rechten der Anleihehalter gegeben, der im Falle von Marktstress negative Effekte verstärken könnte. Zudem würden im Fall eines Finanzschocks wie im Jahr 2008 Anleihen im Volumen von 500 Mrd. Dollar innerhalb eines Jahres in den Nicht-Investment-Grade-Bereich wechseln, was Verkäufe erzwingen würden, die Nicht-Investment-Grade-Käufer kaum absorbieren könnten, so die OECD. Reduzierter RisikoappetitVerschärfend kommt laut der Studie hinzu, dass die Unternehmen in den kommenden drei Jahren fällig werdende Anleihen im Volumen von 4 Mrd. Dollar zurückzahlen bzw. refinanzieren müssen. Das entspreche nahezu der gesamten Bilanz der amerikanischen Notenbank Fed. Zudem sei das weltweite Volumen der Nettoemissionen im zurückliegenden Jahr im Vergleich zu 2017 um 41 % auf den niedrigsten Stand seit 2008 gesunken. Vor allem sei das Nettoemissionsvolumen im Nicht-Investment-Grade-Bereich im Jahr 2018 negativ geworden, was auf einen reduzierten Risikoappetit der Investoren hinweise. Das einzige andere Jahr der zurückliegenden beiden Jahrzehnte, in denen dies geschehen sei, sei das Jahr 2008 gewesen.Brisant ist die Situation nach Meinung der OECD nicht zuletzt aufgrund der Sorgen über das Wachstum der Weltwirtschaft. Im Falle eines Abschwungs würden hoch verschuldete Unternehmen Schwierigkeiten kriegen, ihre Schulden zu bedienen, was wiederum durch niedrigere Investitionen und höhere Ausfallraten, die Effekte eines Abschwungs verstärken könnte.