Ökologische Faktoren dominieren ESG-Investments

NN Investment Partners: Viele Anleger erkennen den Wert der Sozial- und Governance-Aspekte nicht

Ökologische Faktoren dominieren ESG-Investments

dh Frankfurt – Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) rücken zunehmend in den Mittelpunkt des Anlageprozesses. In der Praxis konzentrieren sich Investoren in diesem Zusammenhang jedoch vorwiegend auf ökologische Fragen, weniger auf soziale Themen oder Unternehmensführung bzw. Governance. Zu diesem Ergebnis kam NN Investment Partners (NN IP) in einer Umfrage zum Thema verantwortungsbewusstes Investieren. Dort wurde untersucht, welche ESG-Faktoren nach Auffassung von professionellen Investoren aus den Niederlanden, Deutschland, Italien, Belgien und Frankreich das größte Potenzial besitzen.Wenn es um Renditechancen geht, sehen der Umfrage zufolge 66 % der Anleger das größte Potenzial in Umweltfaktoren, unter denen der Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien das zentrale Thema ist. Governance (40 %) und soziale Faktoren (15 %) lägen dagegen in dieser Frage weit zurück. Allerdings gebe es zwischen den Ländern beachtliche Unterschiede. So würden beispielsweise französische Investoren die ausgewogensten Auffassungen erkennen lassen. Ihre Bewertung des Renditepotenzials von E-Faktoren (52 %) sei niedriger als für G-Faktoren (56 %) gewesen. Auch das Renditepotenzial von S-Faktoren (35 %) sei unter den französischen Umfrageteilnehmern deutlich höher bewertet worden als im Durchschnitt aller Länder.Adrie Heinsbroek, Leiter Responsible Investment bei NN IP sieht in der Umfrage ein interessantes Ergebnis, vor allem dass sich die Einschätzungen in den einzelnen Ländern wesentlich voneinander unterscheiden. Es sei seiner Auffassung nach allerdings nicht überraschend, dass Anleger im Zuge der entsprechenden aktuellen öffentlichen Debatten derzeit dazu neigen, sich mehr auf das “E” bei “ESG” zu konzentrieren. “Zudem ist ein positiver ökologischer Impact, zum Beispiel in Bezug auf verringerte CO2-Emissionen, besser messbar und einfacher zu reporten als soziale Faktoren. Doch aus Sicht der Portfoliodiversifikation ist es wichtig, auch soziale und Governance-Faktoren zu beachten”, so der Experte. Sie könnten dazu beitragen, Chancen zu eröffnen. Governance stärker gewichtetDas Thema Governance ist seit längerem ein ganz erheblicher Faktor bei der Risikobewertung von Unternehmen für Investoren geworden. Insbesondere die Qualität des Managements sei ein zentraler Aspekt in der Risikoanalyse. Dieses Element wurde auch in der Umfrage von den Teilnehmern erkennbar höher (74 %) bewertet als die übrigen Governance-Faktoren. Ein Beispiel sei die Analyse von asiatischen Emittenten von Unternehmensanleihen im Zeitraum von 2008 bis 2019, deren Anleihen ausgefallen sind. Die Prüfung basiere auf Informationen aus unterschiedlichen Quellen wie Ratingagenturen und Analystenrecherchen. Ergebnisse zeigten deutliche Probleme der Emittenten im Bereich Governance in 20 von 53 Fällen (38 %).Eine weitere Analyse von NN IP habe gezeigt, dass die Zahl der Unternehmen weltweit, die gute Bewertungen hinsichtlich ESG-Kriterien erzielen, größer sei, als viele Anleger denken. “Anlagemöglichkeiten, die einen positiven sozialen Impact besitzen, tragen in der Regel dazu bei, eines oder mehrere der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG) der Vereinten Nationen zu erreichen”, meint Heinsbroek. Dazu gehören Krankenhäuser und Pflegeheime (SDG 3 – Gesundheit und Wohlergehen), Wasser-, Abwasser- und Wasseraufbereitungsanlagen (SDG 6 – sauberes Wasser und Sanitärversorgung) sowie Schulen und Universitäten (SDG 4 – hochwertige Bildung).