AUSBLICK

Ölhausse könnte Pause einlegen

Opec hat Nachfrage im September wohl bedient - Analysten sehen aber nach oben gerichtete Preisrisiken

Ölhausse könnte Pause einlegen

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtDie gerade beendete Handelswoche ist für die Akteure am Ölmarkt durchaus bemerkenswert verlaufen. Die weltweit wichtigste Benchmark-Sorte Brent Crude erreichte am Freitag mit fast 83 Dollar je Barrel das höchste Preisniveau seit vier Jahren. Damit hat sich der Energieträger 2018 um rund 23 % verteuert. Sanktionen treiben PreiseGrund dafür sind aktuell vor allem die US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte, die zwar erst am 4. November in Kraft treten, aber bereits ihre Schatten vorauswerfen. Zudem gibt es aktuell einen Wackelkandidaten in den Reihen der Organisation Erdöl exportierende Länder (Opec): Die Ölförderung Venezuelas geht aufgrund der unsicheren politischen Lage in dem Land sowie von US-Sanktionen immer weiter zurück. Zuletzt äußerten Marktteilnehmer die Erwartung, dass der Ölpreis in den kommenden Wochen aufgrund dieser Situation bis auf 100 Dollar klettern könnte. In der neuen Handelswoche dürfte es aber noch nicht dazu kommen. Barbara Lambrecht, Analystin der Commerzbank, geht davon aus, dass die Aufwärtsbewegung in der neuen Handelswoche ins Stocken geraten wird. Zwar würden die umfragebasierten Schätzungen der Nachrichtenagenturen für den September wohl eine etwas niedrige Opec-Ölförderung ausweisen als im August. Denn schließlich falle es dem Iran zunehmend schwer, Abnehmer für sein Öl zu finden. Bereits im August seien dort mit rund 3,5 Mill. Barrel pro Tag (bpd) rund 300 000 bpd weniger produziert worden als im Mai. Dennoch habe das Angebot den Bedarf an Opec-Öl wohl überstiegen, erwartet die Analystin. Enger werde es allerdings im vierten Quartal, wenn die Nachfrage saisonbedingt anziehe und die US-Sanktionen gegen den Iran voll greifen.Allerdings ist Lambrecht zurückhaltender als die bereits genannten Stimmen aus dem Markt: “Wegen der ausreichenden Versorgung 2019 ist Öl unseres Erachtens zu teuer.” Zwar habe sich die Opec der Forderung von US-Präsident Donald Trump, die Produktion zu erhöhen, auf ihrem Treffen vor rund einer Woche widersetzt. Sie habe aber nicht ausgeschlossen, dass sie im Falle eines echten Engpasses reagieren werde. Jan Edelmann, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank, ist der Auffassung, dass der globale Ölmarkt derzeit “spürbar eng” ist. Mit der Wiedereinführung der Sanktionen gegen den Iran werde sich die Situation weiter anspannen. Daher könne es temporär durchaus dazu kommen, dass der Ölpreis wichtige Marken wie 85, 90 oder gar 95 Dollar je Barrel testet. “Allerdings gehen wir nicht davon aus, dass die künftige Preisentwicklung eine Einbahnstraße ist”, betont er. Er rechnet damit, dass die Opec ihre Fördermenge weiter erhöhen wird und dass die Ablehnung vom vergangenen Wochenende vor allem dadurch bedingt ist, dass kurzfristig keine weiteren Förderkapazitäten zur Verfügung stehen. In ein bis zwei Monaten könnte dies anders aussehen, erwartet er. Dennoch seien die Risiken für die Ölpreisentwicklung kurzfristig klar nach oben gerichtet, denn Kandidaten für weitere Produktionsausfälle gebe es genügend. Er verweist vor allem auf Libyen, Nigeria und Venezuela – auch wenn die Produktionsmenge in Libyen und Nigeria zuletzt höher gewesen sei als erwartet.