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Ölpreis und Ölaktien haussieren

Opec einigt sich erstmals seit 2008 auf eine Förderkürzung - Analysten aber eher skeptisch

Ölpreis und Ölaktien haussieren

ku Frankfurt – An den internationalen Kapitalmärkten hat es am Mittwoch deutliche Reaktionen auf die unerwartete Einigung der großen Ölförderländer innerhalb der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auf Förderkürzungen gegeben. Der Preis der wichtigsten Ölsorte Brent Crude verzeichnete in der Spitze einen Preissprung um mehr als 8 % auf 50,46 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Abend wurde die Sorte dann für 49,89 Dollar gehandelt. Am US-Aktienmarkt erreichten sowohl der Traditionsindex Dow Jones Industrial Average als auch der wichtigste Benchmark-Index Standard & Poor’s 500 (S & P 500) Allzeithochs. Vor allem die Aktien kleinerer Ölproduzenten zogen teilweise deutlich an.Nach harten Verhandlungen einigten sich die Ölproduzenten der Opec darauf, die Gesamtförderung des Kartells auf 32,5 Mill. Barrel pro Tag (bpd) per Januar 2017 zu kürzen. Es handelt sich damit um die erste Förderkürzung seit dem Jahr 2008. Aktuell produziert das Kartell 33,64 Mill. bpd. Bezogen auf dieses Niveau will die Opec ihre Produktion also um 1,1 bis 1,2 Mill. bpd oder rund 4,5 % reduzieren. Die Einigung erfolgte auf Basis eines entsprechenden Vorschlags Algeriens. Nach dem Treffen betonte der katarische Ölminister Mohammed Bin Saleh al-Sada, er gehe davon aus, dass Förderländer außerhalb der Opec ihre Produktion um 0,6 Mill. bpd kürzen. Russland habe bereits eine Reduzierung um 300 000 bpd zugesagt.Es hat zwar bereits Ende September eine grundsätzliche Einigung auf eine Begrenzung bei 32,5 bis 33 Mill. bpd gegeben. Allerdings hatte man damals noch auf die kritische und Dissonanzen auslösende Verteilung der Quoten auf die einzelnen Länder verzichtet. Dies ist nun am Mittwoch erfolgt, wobei dem Vernehmen nach Saudi-Arabien dem wichtigsten Kontrahenten Iran große Zugeständnisse gemacht und somit den Deal erst ermöglicht hat. Das Land will die eigene Förderung um rund 0,5 Mill. bpd auf 10,06 Mill. bpd zurücknehmen. Neben Russland ist Saudi-Arabien der weltgrößte Ölproduzent. Der Iran, der seit dem Ende der Sanktionen im Atomstreit mit den USA darauf pocht, frühere Marktanteile wiederzugewinnen, darf offenbar 3,8 Mill. bpd produzieren. Da der Iran bislang rund 3,6 Mill. bpd produziert, hat sich der iranische Ölminister Bijan Zanganeh mit seiner Position, dass seinem Land eine Kürzung nicht zuzumuten sei, offensichtlich durchgesetzt. Kräftige KurssprüngeIn den USA verzeichneten die Aktien kleiner Produzenten teilweise kräftige Kurssprünge. So verteuerten sich Oasis Petroleum im frühen Handel an der Wall Street um 19 %. Whiting Petroleum kamen auf einen Kursanstieg von knapp 15 % und die im amerikanischen Permian-Becken produzierende Parsley Energy auf ein Plus von 13 %. Spürbare Reaktionen gab es aber auch bei den großen Konzernen. So verteuerte sich die Aktie von ExxonMobil um mehr als 2 %, während Chevron 2,4 % zulegten.Es gab allerdings kritische Stellungnahmen von Analysten. So sagte Jan Edelmann von der HSH Nordbank, das Ergebnis sei eine Enttäuschung und spiegele lediglich den Machtverlust des Ölkartells wider. Was Russland betrifft, so glaubt Edelmann nicht an eine Beteiligung der privaten Ölfirmen. Saudi-Arabien schade sich mit der Förderkürzung mehr, als es dem Land nütze, er erwarte keinen nachhaltigen Preiseffekt der Maßnahme. Zu Beginn des Jahres werde es zu einer Angebotsausweitung der US-Schieferölförderung kommen. “Dies dürfte die Preise wieder drücken”, so Edelmann. Saudi-Arabien verliere somit nicht nur Marktanteile, sondern halte mit dieser Strategie auch die Preise niedrig. Die Opec könne somit in Kürze vor dem gleichen Dilemma stehen wie im Jahr 2014. Zudem hat Edelmann Zweifel an der Umsetzung des Abkommens. Die Opec-Länder hätten sich in der Vergangenheit nur selten an die beschlossenen Förderquoten gehalten. Somit habe die Förderkürzung um 1,2 Mill. bpd allenfalls symbolischen Charakter und sei nicht dazu geeignet, den Ölpreis nachhaltig nach oben zu treiben.