Keine Chance gegen die Opec
Ölpreis
Keine Chance
gegen die Opec
ku Frankfurt
Von Dieter Kuckelkorn
Die Akteure am Ölmarkt sehen sich derzeit einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Noch vor ein paar Monaten waren insbesondere die Terminmärkte davon überzeugt, dass die großen Zentralbanken die weltweite Konjunktur abwürgen und somit für eine schwache Ölnachfrage sorgen. Der Brent-Ölpreis gab daraufhin bis fast 70 Dollar je Barrel nach. Die Prognosen der Ökonomen der Internationalen Energieagentur IEA und auch der Opec haben danach deutlich gemacht, dass angesichts der vielerorts rückläufigen Produktion mit einem Mangel an dem Energieträger auf dem Weltmarkt im zweiten Halbjahr zu rechnen ist. Aber erst die freiwilligen zusätzlichen Förderkürzungen von Saudi-Arabien und Russland haben die Marktteilnehmer überzeugt, und der Ölpreis kletterte wieder bis auf fast 86 Dollar – damit in die Dimensionen, auf die die großen Produzentenländer derzeit auch angewiesen sind.
Nun jedoch hat die amerikanische Notenbank Federal Reserve in ihrem am Mittwochabend veröffentlichten Protokoll der jüngsten Zinssitzung deutlich gemacht, dass es keineswegs eine ausgemachte Sache ist, dass es keine weiteren Zinserhöhungen gibt. Der Ölpreis gab daraufhin bis auf rund 83 Dollar nach – weiter allerdings nicht, und danach ging es auch wieder aufwärts.
Diesmal scheint die Botschaft der Produzentenländer angekommen zu sein: Auch in einem Umfeld der durch die restriktive Geldpolitik schwachen weltweiten Konjunktur können es sich die Anbieter nicht leisten, einen Preisverfall wie vor einigen Monaten hinzunehmen. Insbesondere Saudi-Arabien und Russland sind momentan stark bestrebt, ihre Staatshaushalte ausgeglichen zu halten. Die Industrieländer unter Führung der USA sind zwar daran interessiert, angesichts der massiven Kaufkraftverluste ihrer Bevölkerungen für Entlastung zu sorgen und den Ölpreis zu drücken. Es sieht aber nicht danach aus, dass ihnen das gelingen würde – auch wohl nicht mit politischem Druck.
Den Regierungen der Industrieländer und den Akteuren an den Terminmärkten bleibt wohl nichts anderes übrig, als anzuerkennen, dass die Opec plus gegenwärtig den Markt beherrscht. Der Ölpreis wird hoch bleiben und tendenziell steigen.