ROHSTOFFE

Opec-Zwietracht drückt Ölpreis

Brent Crude büßt 3 Prozent ein - Notierung auf Monatstief - Keine Einigung bei Treffen in Wien

Opec-Zwietracht drückt Ölpreis

ku Frankfurt – Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude ist am Montag stark unter Druck geraten, nachdem sich die großen Öl produzierenden Länder am Wochenende nicht auf preisstützende Maßnahmen einigen konnten. Brent verbilligte sich um 3,2 % auf 48,13 Dollar je Barrel. Die Notierung markierte damit den tiefsten Stand seit rund einem Monat. Bereits am Freitag hatte es einen deutlichen Preisrückgang um rund 2 % gegeben. Spürbar tiefer notierte auch die wichtigste US-Sorte West Texas Intermediate (WTI). Sie gab um 2,6 % auf 47,46 Dollar je Barrel nach.Am Freitag und Samstag hatten sich die Mitglieder des Kartells Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) sowie Vertreter der Ölproduzenten Russland, Brasilien, Bolivien, Mexiko, Aserbaidschan, Kasachstan und Oman zu Beratungen in Wien getroffen. Ergebnis der Sitzung ist lediglich eine gemeinsame Erklärung, gemäß der es eine “positive Entwicklung” hin zu einer Übereinkunft gibt, die anlässlich der nächsten regulären Sitzung der Opec-Minister am 30. November beschlossen werden soll. Am Markt wurde das als Enttäuschung empfunden. Händler hatten in der vergangenen Woche zunächst auf eine deutlich weitergehende Annäherung gesetzt. Bereits am Freitag waren dann aber Zweifel aufgekommen. Es werde sich um komplizierte Gespräche handeln, hatten Opec-Vertreter, die namentlich nicht genannt werden wollten, bereits am Freitag Nachrichtenagenturen gesteckt.Die Opec-Länder hatten sich zwar grundsätzlich bereits am 28. September in Algier darauf geeinigt, dass die Produktionsmenge des Kartells auf 32,5 bis 33 Mill. Barrel pro Tag (bpd) begrenzt werden soll. Allerdings müssen nun die Quoten für die einzelnen Mitgliedsländer ausgehandelt werden, was deutlich schwieriger ist als die Fassung eines abstrakten Grundsatzbeschlusses.Einer der Knackpunkte liegt darin, dass mittlerweile gleich mehrere Opec-Mitglieder verlangen, dass zu vereinbarende Obergrenzen für sie nicht gelten sollen. Dies gilt insbesondere für den drittgrößten Opec-Produzenten Iran, der nach dem Ende der Sanktionen im Atomstreit auf alte Produktionsniveaus kommen will und daher keine Deckelung akzeptiert. Der Irak wiederum fordert für sich eine Ausnahme, weil sich das Land im Krieg mit der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) befinde. Zudem weist die irakische Regierung darauf hin, dass die Produktionsmengen des Landes wegen der seit den achtziger Jahren andauernden Kriege deutlich niedriger seien, als sie es sein sollten. Falah al-Amiri, Chef des staatlichen irakischen Ölvermarkters Somo, sprach in Wien davon, dass sein Land eigentlich rund 9 Mill. bpd produzieren würde, wenn es die Kriege nicht gegeben hätte. Im September hat der Irak 4,77 Mill. bpd gefördert. Neben Iran und Irak verlangen auch Libyen mit Blick auf den anhaltenden Bürgerkrieg sowie Nigeria wegen der Auseinandersetzung mit einheimischen Milizen im Niger-Delta, dass für die Staaten eine Mengenbegrenzung nicht gelten soll.Zudem ist auch fraglich, ob die Saudis den von ihnen begonnenen Preiskrieg auf dem Ölmarkt bereits aufgeben wollen. Zum einen verschärft sich derzeit die Rivalität mit dem Erzfeind Iran weiter. So ist es dem Iran gelungen, die Ölexporte nach Asien im September im Vorjahresvergleich um 70 % zu steigern. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass der Iran derzeit seine Marktanteile deutlich ausbaut. Zum anderen reduzieren die US-Schieferölproduzenten ihre Kosten kräftig. Aktuell werden die durchschnittlichen Kosten für die Förderung eines Barrels Öl in den USA auf 23,35 Dollar geschätzt. Beim gegenwärtigen Preisniveau wird es also kaum zu weiteren Produktionseinschränkungen in Nordamerika kommen. Die aktuellen Produktionskosten der Saudis werden mit knapp 9 Dollar je Barrel veranschlagt.Auch außerhalb der Opec hält sich die Bereitschaft zu Kompromissen in Grenzen. So ist dem Entwurf für die Planung des russischen Staatshaushalts zu entnehmen, dass für 2017 von einem Anstieg der Ölproduktion um 0,7 % und für 2018 von weiteren 0,8 % ausgegangen wird.Allerdings bedeutet das Scheitern der Gespräche vom Wochenende noch nicht, dass eine Deckelung der Förderung oder gar eine leichte Begrenzung grundsätzlich nicht mehr erreichbar ist. Nach Einschätzung von Analysten wird hinter den Kulissen weiter hart gerungen, zumal bis zum 30. November noch relativ viel Zeit bleibt.