Pandemieangst trifft chinesische Casino-Aktien

Macaus Tourismuszahlen brechen ein - UBS bleibt für Glücksspielbranche optimistisch

Pandemieangst trifft chinesische Casino-Aktien

Von Alex Wehnert, FrankfurtDem Las Vegas des Ostens bleiben während des chinesischen Neujahrs die Zocker fern. Aufgrund des grassierenden Coronavirus sind an den ersten drei Festtagen laut dem Informationsdienstleister Bloomberg 66 % weniger Besucher vom chinesischen Festland nach Macau eingereist als im Vorjahreszeitraum. Denn angesichts der Angst vor einer Pandemie hat die chinesische Regierung die Reiseverbote innerhalb des Landes ausgeweitet.Die durch das Coronavirus verursachte Lungenkrankheit kostete bisher mindestens 80 Menschen das Leben. Macaus Regierungschef Ho Iat Seng wollte in der vergangenen Woche gemäß einem Radiobericht nicht ausschließen, dass wegen des Virusausbruchs alle Casinos der Stadt geschlossen werden müssen.Für die Wirtschaft der Sonderverwaltungszone, die stark von der Glücksspielindustrie abhängig ist, bedeuten die aktuellen Entwicklungen einen schweren Schlag. Er macht sich auch an der Börse bemerkbar: Innerhalb der vergangenen Woche verzeichneten die Aktien der sechs größten Casino-Betreiber Macaus allesamt kräftige Kurseinbrüche – das Papier von MGM China verlor in diesem Zeitraum fast 17 % seines Wertes. Seit Jahresbeginn liegt mit SJM Holdings nur einer der sechs Titel im Plus (siehe Tabelle). Der Bloomberg Intelligence Index, der die Kursentwicklungen von Macaus Glücksspielaktien misst, gab im gleichen Zeitraum um 3,34 % nach.Eine kurzfristige Erholung ist nicht in Sicht – momentan gönnen sich die Titel allerdings eine Verschnaufpause. Denn die Börse von Hongkong, an der die meisten der Casino-Aktien gehandelt werden, bleibt wegen der Feiertage planmäßig ohnehin bis einschließlich Donnerstag geschlossen. Die chinesische Regierung hat zudem eine Verlängerung der Neujahrsferien bis zum Sonntag beschlossen. Die Casino-Papiere, die an ausländischen Börsen gehandelt werden, stehen aber weiterhin unter Druck. Der Nasdaq-notierte Hinterlegungsschein von Melco Resorts stürzte am Montag bis zum Abend um 5 % auf 20,20 Dollar ab. Institut hebt Erlösprognose anTrotz der aktuellen Entwicklung stellt die UBS langfristig einen optimistischen Ausblick für die Casino-Branche Macaus. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet das Schweizer Institut laut einer Branchenstudie einen Anstieg der Glücksspielumsätze um 4 % – in ihren vorherigen Prognosen war es noch von einem Wachstum von 2 % ausgegangen. Dabei rechnet es vor allem mit höheren Erlösen im Massenmarkt. Dessen Wachstum habe im vergangenen Jahr trotz des Handelskonflikts zwischen Washington und Peking und den Unruhen rund um die Demokratiebewegung in Hongkong die Konsenserwartungen übertroffen. Viele Chinesen seien mittlerweile finanziell solide genug aufgestellt, um sich mehr Reisen leisten zu können.Zudem sei die Stadt seit der Eröffnung der Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke im Oktober 2018 besser erreichbar – und die Zahl der Reisenden werde sich mit der Eröffnung einer neuen Zugverbindung zwischen dem chinesischen Festland und den vorgelagerten Halbinseln erhöhen. Zugleich planten mehrere Betreiber einen Ausbau ihrer Casinos. Besonders die für das zweite Halbjahr angesetzte Eröffnung des Grand Lisboa Palace der SJM stimmt die UBS-Analysten optimistisch, weshalb sie die Aktie der Holding neuerdings zum Kauf empfehlen.Dennoch ist für Anleger bei den Casino-Aktien Vorsicht geboten. Schließlich hat die Branche in der Vergangenheit immer wieder stark auf politische Entscheidungen aus Peking reagiert. So schreckt die seit 2012 laufende Korruptionskampagne unter Xi Jinping viele High Roller ab. Nach Einschätzung der UBS dürfte die Zahl dieser gut betuchten Hochrisikospieler in Macau auch im laufenden Jahr zurückgehen.