LEITARTIKEL

Parität - Haken dran

Schon bald könnte der Euro auf einen Kurs von einem Dollar fallen. Über diese Parität diskutiert der Währungsmarkt seit Jahren - Zeit, es hinter sich zu bringen. Die Parität gab es zuletzt vor 14 Jahren. Zwischenzeitlich stieg der Euro auf dem...

Parität - Haken dran

Schon bald könnte der Euro auf einen Kurs von einem Dollar fallen. Über diese Parität diskutiert der Währungsmarkt seit Jahren – Zeit, es hinter sich zu bringen. Die Parität gab es zuletzt vor 14 Jahren. Zwischenzeitlich stieg der Euro auf dem Höhepunkt der US-Finanzkrise fast auf 1,60 Dollar und setze im Frühjahr 2014 zu seinem Sinkflug Richtung Parität an. Diese wurde von einigen Analysten schon für 2016 angekündigt, doch der Euro erwies sich als widerstandsfähig. Im Bereich zwischen 1,03 und 1,05 Dollar kam zuletzt jede Euro-Abwertung zum Stillstand.Ob es in nächster Zeit nun doch weiter nach unten gehen wird, das hängt wohl im Wesentlichen vom Verhalten der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ab. Denn noch immer ist die Zinsdifferenz die entscheidende Determinante für das Kursverhältnis der beiden global wichtigsten Währungen. Und da von Seiten der EZB zumindest in den nächsten Wochen keine Veränderung der Geldpolitik zu erwarten ist, könnte die Fed tatsächlich den Euro unter einen Dollar drücken. Dafür müsste sie aber glaubwürdig versichern, dass sie in diesem Jahr – anders als noch 2016 – tatsächlich gewillt ist, dreimal die Zinsen anzuheben. Zwar hat sich der Markt jüngst in diese Richtung bewegt, jedoch solch ein Szenario noch nicht vollständig eingepreist. In nächster Zeit lohnt ein Blick auf US-Inflationsdaten.Zwar dürfte ein Fall des Euro-Dollar-Kurses unter die Parität wohl insbesondere von technischer Seite weitere Verkäufe auslösen. Doch dann dürfte der Trend bald drehen, nicht nur weil starke Kursverluste ohnehin irgendwann die ersten Käufer anlocken. Eine Reihe von Gründen spricht dafür, dass die Euro-Schwäche schon bald zu einem Ende kommt.Erstens könnte eine solche Entwicklung von der Fed selbst ausgehen. Eine weitere Dollar-Aufwertung wirkt bereits wie eine Zinserhöhung und dämpft zudem die Importpreise. Je stärker der Dollar wird, desto geringer fällt der Preisanstieg aus. Damit entfiele auch ein zentrales Argument für eine straffere US-Geldpolitik. Zur Erinnerung: Auch in das Jahr 2016 ging der Markt mit der Erwartung mehrerer Zinsschritte der Fed, am Ende wurde es ein einziger – und das im Dezember auf den letzten Drücker. Aktuell sind schon ein Anstieg der US-Inflation und höhere Zinsen zu einem guten Teil im Dollar-Kurs enthalten. Das Potenzial für die Enttäuschung dieser Erwartungen erscheint größer als die Chance dafür, dass diese Konsensmeinung übertroffen wird.Zweitens dürfte ein Ende der sogenannten Trump-Rally an den Aktienmärkten dem Euro helfen. Ähnlich wie bei den Zinserwartungen sind auch die Aktienmärkte, wie es so schön heißt, schon weit gelaufen. Das Enttäuschungspotenzial ist groß, insbesondere bei der Hoffnung auf eine deutlich expansive Geldpolitik, wie dieser Tage auch Goldman-Sachs-Chefvolkswirt Jan Hatzius betonte. Zudem zeigen Interventionen Trumps gegen die Autoindustrie oder Angriffe auf die Pharmabranche, dass sich viele US-Unternehmen warm anziehen werden müssen. Für weiter steigende Aktienkurse spricht dies alles nicht gerade. Und an dieser Stelle kommt dann der Euro ins Spiel. Der Dollar hat nämlich zuletzt eine enge Korrelation mit den Aktienmärkten entwickelt, so dass fallende Kurse den Euro stärken werden.Letztlich braucht sich die Gemeinschaftswährung aber auch nicht zu verstecken, schon allein weil sie einen mächtigen Leistungsbilanzüberschuss hinter sich hat. Tagtäglich werfen Exporteure aus der Währungsunion hohe Dollar-Summen auf den Markt, um diese in Euro zu wechseln. Das stützt selbst in Phasen eines wachsenden US-Zinsvorsprungs.Zudem kommt die Eurozone gerade bei den harten Wirtschaftsdaten immer besser in Schwung, wie jüngst die extrem starke französische Industrieproduktion unterstrich – in den USA überzeugten zuletzt hingegen eher die Stimmungsdaten. Der Aufschwung in Europa wird sich früher oder später auch in den Kursen niederschlagen – auch wenn die Märkte dazu neigen, das Glas beim Euro eher halb leer als halb voll zu sehen.Schließlich ist die Gemeinschaftswährung deutlich unterbewertet, so dass einer Trendwende eine deutliche Aufwärtsbewegung folgen wird. Der Auslöser hierfür könnte, so die politische Lage in der Eurozone nicht komplett aus dem Ruder läuft, von der EZB selbst kommen. Der Anstieg der Inflationsrate wie auch wachsende Zweifel – und Selbstzweifel der Notenbanker – an der quantitativen Lockerung könnten noch in diesem Jahr ein Euro-Tapering auslösen. Dann kann das Thema Parität abgehakt werden.——–Von Stefan SchaafDer Euro fällt wohl schon bald auf die Parität zum Dollar. Dies könnte jedoch der Ausgangspunkt für eine neue Stärke gegenüber dem Dollar sein.——-