Peking beglückt London mit Green Bond

Agricultural Bank of China sammelt Milliarde ein

Peking beglückt London mit Green Bond

Von Andreas Hippin, LondonDer Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping hat auch der London Stock Exchange Group Neugeschäft verschafft. Zur “China Green Bond Conference” des Börsenbetreibers begab die Agricultural Bank of China (ABC) ihren ersten Green Bond – in Renminbi und Dollar – und sammelte damit 1 Mrd. Dollar bei mehr als 140 Anlegern aus Asien und Europa ein. Es ist die erste “grüne” Anleihe eines Kreditinstituts aus der Volksrepublik, und es ist chinesischen Medien zufolge auch das erste Mal, dass eine Bank aus Asien Green Bonds im Ausland absetzt. Mit dem Geld sollen Projekte aus den Bereichen Clean Energy, Biosprit, Müllentsorgung und Abwasseraufbereitung finanziert werden, sagte ABC-Vizepräsident Li Zhenjiang dem Fernsehsender CCTV. Zudem werde dadurch das Angebot an Offshore-Produkten in der chinesischen Währung erweitert. Bahnlinien und WasserkraftFür Aufmerksamkeit ist gesorgt: Der UN-Klimagipfel in Paris steht vor der Tür. Im kommenden Jahr übernimmt Peking die Präsidentschaft der G 20. Angesichts der monströsen Umweltskandale in der Volksrepublik erstaunt zunächst, dass China bei der Begabe von Bonds mit Klimaschutzbezug weltweit führend ist. Der jüngsten Erhebung der Climate Change Initiative zufolge machten die Anleihen aus dem Reich der Mitte ein Drittel des rund 600 Mrd. Dollar schweren Gesamtmarkts aus. Renminbi-Bonds hatten einen Anteil von 200 Mrd. Dollar. Der scheinbare Widerspruch erklärt sich aus der großen Zahl von Anleihen, mit denen China Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur und den Bau von Wasserkraftwerken finanziert. Ob Projekte wie der Drei-Schluchten-Damm oder der Superschnellzug von Lanzhou in die westliche Unruheprovinz Xinjiang sozialverträglich oder ökologisch sinnvoll sind, spielt dabei keine große Rolle. Es ist wie mit den Bio-Äpfeln aus der Volksrepublik bei Alnatura – man muss sich beim Kauf darüber im Klaren sein, was man von einem bestimmten Gütesiegel erwarten kann. Es sei “nicht angebracht, einen über Jahrzehnte gewachsenen, relativ entwickelten Bio-Markt wie den deutschen mit einem so riesigen, von unterschiedlichsten Regionen und Mentalitäten geprägten Land wie China vergleichen zu wollen”, heißt es auf der Website des Bio-Discounters. So sollte man das bei den Klimaschutzanleihen wohl auch sehen.Green Bonds spielen der Erhebung zufolge mit lediglich 66 Mrd. Dollar im Klimaschutzuniversum keine große Rolle. Aber sie verzeichnen das größte Wachstum. Das Emissionsvolumen stieg von 11 Mrd. Dollar im Jahr 2013 auf 36 Mrd. Dollar im vergangenen Jahr. Seit Jahresanfang wurden für 26 Mrd. Dollar Green Bonds platziert. Die Climate Bonds Initiative hält es für möglich, dass dieses Jahr 100 Mrd. Dollar erreicht werden. Bloomberg New Energy Finance hat 80 Mrd. Dollar angesetzt.China könnte zum künftigen Wachstum einen großen Beitrag leisten. Die Pekinger Führung habe erklärt, dass der Staat lediglich 10 bis 15 % aller “grünen” Investitionen stemmen könne, die restlichen 85 bis 90 % müssten von privaten Investoren kommen, schreibt Nikhil Rathi, Chef der Londoner Börse, in einem Gastbeitrag für “City A.M.” An der Themse sind mittlerweile 25 Green Bonds notiert, mit denen gut 4,8 Mrd. Dollar eingesammelt wurden. Aber auch das Indexgeschäft könnte davon profitieren: “Wir arbeiten mit einigen der größten Vermögensverwaltern der Welt zusammen, um maßgeschneiderte Indizes zu schaffen, um mit dem Bedürfnis der Anleger Schritt zu halten, Umweltüberlegungen in ihre Anlageentscheidungen miteinzubeziehen”, schreibt Rathi. Xi kündigte nicht umsonst eine “goldene Ära” an.