Peugeot meldet sich zurück
Von Gesche Wüpper, ParisErst die Rückkehr in den CAC 40, heute der Besuch von Staatspräsident François Hollande in einem lothringischen Werk: Autobauer PSA Peugeot Citroën sorgte in dieser Woche für Schlagzeilen. Der Konzern, bei dem Carlos Tavares vor einem Jahr das Ruder übernommen hat, will in der Branche wieder vorn mitfahren. Der Wiederaufstieg in den Index war für ihn eine Art Revanche. Denn er hatte ihn im September 2012 verlassen müssen, was auch seinem Image schadete. Die Peugeot-Aktie sank deshalb zwei Monate später auf 3,57 Euro, ihren niedrigsten Stand innerhalb der zurückliegenden fünf Jahre. Seit Januar konnte das Papier um 51 % zulegen, so dass es an der Börse wieder 15,44 Euro wert ist. Das entspricht einer Marktkapitalisierung von 12,14 Mrd. Euro.Die Analysten, die PSA beobachten, sehen das Kursziel für die nächsten drei Monate im Schnitt bei 15,70 Euro. Fünf raten zum Verkauf und sechs zum Halten. Dagegen empfehlen 13 das Papier derzeit zum Kauf, während zwei weitere Experten es mit “Overweight” einstufen. Die Analysten von UBS etwa stuften die Peugeot-Aktie erst kürzlich von “Neutral” auf “Sell” herab, erhöhten das Kursziel jedoch von 11 auf 12 Euro. Der Markt habe bereits mehr als einen Vorschuss für die Durchführung des Strategieplans “Back in the race” eingepreist. So erwarten die 15 Analysten, die den Wert beobachten, in diesem Jahr im Schnitt einen Gewinn je Aktie von 0,93 Euro, für 2016 sogar 1,38 Euro. Das KGV 2015 sehen sie bei 16,98. Wieder operativ schwarzBisher kommt der Autobauer mit seinen Plänen schneller voran als geplant. So konnte er 2014 erstmals seit drei Jahren wieder einen operativen Gewinn melden. Auch die Automobilsparte erstmals seit langem ebenfalls wieder einen kleinen operativen Gewinn verbuchen. Da PSA nach Angaben von Konzernchef Tavares bei ihrem Sparkurs über dem Plan liegt, soll sie nun bereits 2015 bis 2017 einen positiven Cash-flow von 2 Mrd. Euro erzielen. Als Tavares im Frühjahr 2014 die Leitung des Autobauers übernommen hatte, hatte er dieses Ziel für den Zeitraum 2016 bis 2018 angepeilt.Finanzchef Jean-Baptiste de Châtillon kündigte anlässlich einer Veranstaltung zur Rückkehr in den französischen Leitindex zudem Montag an, dass PSA auch bei einem anderen Ziel zügiger vorankommen will als zunächst geplant. So soll die Automobilsparte seinen Angaben zufolge so schnell wie möglich wieder auf eine operative Marge von 2 % kommen. Ursprünglich hatte der Strategieplan “Back in the race” dieses Ziel für 2018 angepeilt. “Wir sehen seit Beginn des Jahres eher günstige Bedingungen”, sagte de Châtillon in Anspielung auf den niedrigeren Eurokurs und die sinkenden Rohstoffpreise.Auch der europäische Automobilmarkt ist inzwischen dabei, sich zu erholen. Deshalb, aber auch weil die Sorgen der Autobauer in den Schwellenländern mittlerweile nachlassen würden, erhöhte Analyst Stuart Pearson von Exane BNP Paribas kürzlich sein Kursziel für das Papier von 17,50 auf 19 Euro. Wegen positiver Währungseffekte setzte er auch die Gewinnprognose je Aktie für dieses und kommendes Jahr hoch. Für Pearson gehört der französische Autobauer nach wie vor zu den Top Picks der Branche. Stellen gestrichenDabei befand sich PSA noch vor einem Jahr bildlich gesprochen auf der Intensivstation. Denn noch 2013 hatte der Konzern einen Nettoverlust von 2,2 Mrd. Euro ausgewiesen. Ein Jahr zuvor betrug das Minus sogar 4,9 Mrd. Euro. PSA hat deshalb inzwischen ein Werk in Frankreich geschlossen und Tausende von Stellen gestrichen. Vor einem Jahr dann stiegen Dongfeng aus China und der französische Staat im Rahmen von zwei Kapitalerhöhungen über insgesamt 3 Mrd. Euro bei dem Autobauer ein. Beide investierten dabei je 800 Mill. Euro und halten nun genau wie die Familie Peugeot je 14 % des Kapitals. Ein Stillhalteabkommen von 2014 über zehn Jahre sieht vor, dass keiner der drei Großaktionäre seinen Anteil erhöhen kann, ohne dass die anderen beiden zustimmen.Der Einstieg des französischen Staates könnte sich bereits heute in einer Entscheidung bemerkbar machen. So erwarten französische Medien, dass der Autobauer den Besuch von Hollande in einem Werk dafür nutzen dürfte, zu verkünden, dass dort eine neue Produktionslinie für Benzinmotoren installiert werden soll. Dafür wäre auch ein Werk von PSA im spanischen Vigo in Frage gekommen.Der Autobauer hat seine Gesundung auch der Tatsache zu verdanken, dass er sich mit den Gewerkschaften 2013 auf ein Abkommen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit einigen konnte, das ihm eine größere Flexibilität ermöglicht. Im Gegenzug sicherte der damalige Konzernchef Philippe Varin den Erhalt von Arbeitsplätzen in Frankreich zu.Sein Nachfolger Tavares will nun zudem die Modellpalette von 45 auf 26 reduzieren und die Internationalisierung vorantreiben. Zuvor kam es nämlich oft zu Überschneidungen zwischen den beiden Schwestermarken Peugeot und Citroën, die sich mit vielen Modellen Konkurrenz gemacht haben. Tavares will deshalb beide Marken stärker voneinander abgrenzen. So will er Peugeot höherwertiger positionieren, Citroën dagegen einfacher und avantgardistischer. Daneben will er die DS-Linie zu einer eigenständigen Premiummarke ausbauen. Zuletzt ließen die Verkaufserfolge von DS jedoch zu wünschen übrig.Sie voranzubringen und den Markt mit neuen Modellen zu überzeugen gehört zu den Herausforderungen, vor denen der Autobauer nun steht. Dazu kommen die Absatzkrisen in den Automobilmärkten in Russland und Südamerika, die PSA bereits im Vorjahr zu spüren bekam. Die Autoverkäufe in Russland dürften in diesem Jahr um 30 % einbrechen, die in Südamerika um 10 %, glaubt Tavares. Ziel von Finanzchef de Châtillon ist, in beiden Märkten 2017 kein Geld zu verlieren. Ob dies wieder ein zu vorsichtiges Ziel ist oder nicht, muss sich nun zeigen.