Pfund setzt May-Erholung fort
sts Frankfurt – Verglichen mit dem Zeitpunkt vor dem Brexit-Referendum steht für das Pfund noch immer ein deutlicher Wertverlust zu Buche. Doch seitdem zumindest die Nachfolge von David Cameron klar ist, hat die Währung zu einer kleinen Erholungsrally angesetzt. Gestern führte diese das Pfund bis auf 1,3247 Dollar, womit es seit seinem Nach-Brexit-Tief immerhin 3,5 % an Wert gewonnen hat. Zu den Kursgewinnen trug auch bei, dass die Spekulationen auf eine Zinssenkung der Bank of England schon an diesem Donnerstag abnahmen.Im späten europäischen Handel hielt sich Sterling nahe seinem Tageshoch und wurde noch 1,9 % fester mit 1,3240 Dollar gehandelt. Der Euro gab ähnlich wie der Dollar zum Pfund nach und notierte 1,8 % tiefer bei 83,63 Pence. Zugleich stand der Euro-Dollar-Kurs kaum verändert bei 1,1067 Dollar je Euro.Die bisherige britische Innenministerin Theresa May soll heute die Nachfolge von David Cameron antreten. Die Aussicht auf ein Ende des Machtvakuums an der Spitze des Vereinigten Königreichs, welches nach dem Brexit-Votum entstanden war, hatte zu Wochenbeginn eine Erholungsrally beim Pfund ausgelöst. “Sie war jedoch vor dem Referendum keine aktive Brexit-Befürworterin, sondern offiziell sogar “Bremain”-Unterstützerin, so dass nun wohl die Hoffnungen zunehmen, die EU-Austrittsverhandlungen könnten konstruktiver und etwas weniger konfliktreich verlaufen”, kommentiert Analyst Wolfgang Kiener von der BayernLB.Trotz der jüngsten Gegenbewegung bleiben jedoch viele Experten skeptisch für das Pfund gestimmt. “Die Frage ist nicht, ob Großbritannien in eine Rezession rutscht, sondern wie tief und wie anhaltend diese Rezession sein wird”, schreibt etwa Sonja Marten, die bei der DZ Bank die Devisenanalyse leitet. Die Bank of England sei zwar ein Fels in der Brandung. “Eine weitere Abwertung des Pfundes wird aber auch sie nicht verhindern – im Gegenteil.” Der britische Leitzins liegt seit der Finanzkrise bei 0,5 %.Die Bank of England befindet am morgigen Donnerstag über ihre Geldpolitik. Nachdem zahlreiche Volkswirte direkt nach dem Brexit-Votum bereits für diese Sitzung eine Zinssenkung erwarteten, haben sich die Erwartungen des Marktes nun in Richtung August verschoben. Die veränderten Zinserwartungen haben dem Pfund ebenfalls jüngst geholfen. Notenbank-Gouverneur Mark Carney hat sich jedenfalls alle Optionen offengehalten. Bei eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten könne es immer eine Reaktion des geldpolitischen Ausschusses geben, sagte er gestern im Parlament. Er hatte nach dem EU-Austrittsvotum vom 23. Juni eine laxere Geldpolitik im Laufe des Sommers in Aussicht gestellt, ohne sich auf entsprechende Zinsschritte im Juli oder August festzulegen. Yen weiter unter DruckUnterdessen setzte der Yen seine Talfahrt vom Wochenbeginn fort. Euro und Dollar verteuerten sich um jeweils rund 2 % auf 115,94 bzw. 104,74 Yen. “Es könnte sich andeuten, dass die Bank of Japan Ende Juli nun doch weitere Maßnahmen ergreifen könnte, was den Yen belastet”, erläutert Antje Praefcke, Devisenanalystin bei der Commerzbank.