Pharma-, Telekom- und Versorgeranleihen bevorzugt
kjo Frankfurt – Die Covid-19-Krise hat bei den europäischen Unternehmensanleihen deutliche Spuren hinterlassen. Stark beansprucht wurde der Credit-Markt emissionsseitig. Es gab Rekordneuemissionen von Corporate Bonds im ersten Halbjahr 2020 von 330 Mrd. Euro. Davon entfielen allein 40 Mrd. Euro auf Green Bonds, zeigt eine Analyse des Credit-Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Auch die Ratingagenturen waren in dieser Zeit stark eingespannt, denn es gab 1 424 Ratingaktionen, d. h., 40 % des Emittentenuniversums waren betroffen – vielfach waren es Downgrades oder Veränderungen des Ausblicks.Die Belastung durch die Coronakrise ist laut LBBW in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Durch Grenzschließungen und Absagen von Großveranstaltungen seien der Tourismus und der Flugverkehr am stärksten negativ beeinflusst. “Der Industriebereich wurde durch gestörte Lieferketten, Produktionsausfälle und Nachfrageeinbrüche stark beeinträchtigt”, so die Credit-Experten der LBBW weiter.Gewinner seien Technologieausrüster, die digitales, dezentrales Arbeiten ermöglichten. Die Trends der vergangenen Jahre – Digitalisierung, Nachhaltigkeit (Stichwort: Dekarbonisierung) und in der Folge daraus abgeleitete Geschäftsmodelle – würden deutlich verstärkt.Während manche Sektoren wie zum Beispiel Healthcare/Pharma kaum durch die Coronakrise belastet worden seien oder eventuell sogar profitieren würden, leide der Großteil der Branchen unter starken Umsatzeinbußen. Defensive Branchen wie beispielsweise Telekoms und Versorger könnten sich nach Ansicht der LBBW-Experten bereits im nächsten Jahr erholen. Bei zyklischen Branchen dürfte dagegen erst wieder bis 2022 das Ertragsniveau von 2019 aufgeholt werden. Die besonders stark von den Coronamaßnahmen gebeutelten Branchen wie Autos oder Airlines würden hierfür aber deutlich länger benötigen. “Erst ab 2023 könnten sie wieder die alte Ertragsstärke erreichen”, heißt es bei der LBBW weiter. Auto-Bonds neutralBei Corporate Bonds aus den Bereichen Healthcare/Pharma, Telekommunikation und Versorger nimmt die LBBW eine Übergewichtung vor. Dies seien stabile Branchen, die weniger von Covid-19-Einflüssen betroffen seien. Bei Automotive, die bisher untergewichtet waren, Chemie – auch bisher untergewichtet -, Food & Beverage, Industrie, Einzelhandel, Öl und Gas (ebenfalls bislang untergewichtet) und dem Technologiebereich setzen die Experten aktuell auf eine neutrale Positionierung. Diese Titel seien volatiler. Bei den Branchen Bau (inklusive Baumaterial), Mining, Stahl sowie Transport und Logistik wird eine Untergewichtung vorgenommen. Diese Branchen seien spätzyklisch, volatil und besonders von Corona betroffen.